Ausgerechnet den?
wenn Sie möchten.«
»Na ja, sie is’ ‘ne verdammt sture Lady. Und eingebildet noch dazu. Sie is’ die Organistin in Mamas Kirche, und in der übrigen Zeit arbeitet sie als Bibliothekarin.
Manno, und nich’ mal anziehn tut’se sich richtig. Hat immer so spießige kleine Röckchen an und bis zum Hals zugeknöpfte Blusen. Stolziert rum mit ihrem Naschen in der Luft.«
»Aber Sie mögen sie trotzdem.«
»Na ja, lassen’se mich’s so ausdrücken: Ich krieg’se irgendwie nich’ aus’m Kopf. Leider Gottes respektiert mich die Lady umgekehrt nich’, weil ich keine Bildung hab, wissen’se, und sie schon.«
»Aber Sie sind doch aufs College gegangen.«
Einen Moment lang schwieg er. Als er weitersprach, sprach er so leise, dass nur sie ihn hören konnte. »Wissen’se, wie’s für einen Kerl wie mich auf dem College is’?«
»Nein, weiß ich nicht.«
»Da is’n Junge wie ich, achtzehn Jahre alt, hat nie viel im Leben gehabt, und sie sagen: ›Darnell, wenn du für uns Football spielst, werden wir uns richtig gut um dich kümmern. Du kriegst’n feines Stipendium und – magst du Autos, Darnell? Weil, einer von unseren Ehemaligen hat ‘ne Chevy-Vertretung und würd’ dir nur zu gern eine brandneue Corvette vor die Tür stellen, wenn du nur diese Anmeldung für unsere tolle Uni unterschreibst. Wir werden uns richtig gut um dich kümmern, Darnell. Wir verschaffen dir einen echt tollen Sommerjob, aber weißt du was? Ob du’s glaubst oder nich’, du musst nich’ mal zur Arbeit auftauchen. Und mach dir bloß nich’ so viel Sorgen ums Studium, wir melden dich für’n paar unabhängige Studienfächer an‹.« Er schillerte sie durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille an. »Und wissen’se, was unabhängige Studienfächer für jemanden wie mich heißt? Es heißt, ich walke meinen Mann an Samstagnachmittagen so richtig durch und krieg dann nur Einsen, wenn die Zeugnisse rauskommen.«
Er zuckte die Schultern. »Hab nie ‘nen Abschluss gemacht, und jetzt schwimm ich im Geld. Aber manchmal denk ich mir, dass das alles überhaupt nich’ zählt. Was nutzt mir all die Knete, wenn eine Lady wie Charmaine Dodd anfängt, über so ‘nen weißen Typen zu reden, der diese Gedichte geschrieben hat, und ihre Augen fangen an zu glänzen, aber du weißt null Komma nix über Poesie, Literatur oder sonst was, das sie für wichtig hält?«
Stille senkte sich über die beiden. Pooh hatte ihre Schnauze an Darnells Schulter vergraben und schnorchelte leise vor sich hin.
»Was hält sie davon ab, wieder zur Schule zu gehen?«
»Ich? Ach, nö, das könnt ich nich’. Der Football lässt mir keine Zeit dazu.«
»Aber vielleicht könnten Sie in der Off-Season gehen.«
Sie lächelte. »Warum fragen Sie nicht Miss Dodd, was sie davon hält?«
»Och, die lacht mich doch bloß aus.«
»Wenn sie Sie auslacht, dann haben Sie garantiert die Falsche erwischt.«
»Ich war nie ‘ne besondere Leuchte in der Schule«, gestand er mit offensichtlicher Verlegenheit.
»Vielleicht ja nur deshalb, weil’s niemand von Ihnen verlangt hat.«
»Weiß nich’.«
»Nun kommen Sie schon, Darnell. Sie haben doch nicht etwa die Hosen voll?«
Er funkelte sie böse an.
»War bloß ein Witz«, versicherte sie hastig. »Aber die Tatsache, dass sie sich im Lernen schwer tun, könnte sich als Vorteil für Sie erweisen.« Sie grinste. »Könnte sein, dass Sie Privatstunden in der Bibliothek brauchten.«
Darnell lachte laut auf, und ein halbes Dutzend Spieler drehte sich zu ihm um und starrte ihn fassungslos an.
Elvis Crenshaw erhob sich. »He, Darnell, willste den Hund die ganze Zeit horten, oder gibste ihn auch mal ab? Ich mag auch Hunde.«
Darnell knurrte ihn abwehrend an. »Warum fickst du äh –«
Die Männer wieherten vor Lachen, und Darnell duckte den nun rotschwarzen Kopf. Dann brach das Lachen abrupt ab.
Phoebe drehte sich um, um zu sehen, was los war, und sah, dass Dan den Zweite-Klasse-Bereich betreten hatte.
Die Männer steckten eilig die Nasen in ihre Zeitschriften oder lauschten ihrer Musik oder schlossen die Augen und taten, als würden sie ein Nickerchen halten, kurz, sie benahmen sich, als wären sie bei einer Beerdigung beim Lachen erwischt worden.
Sie war verblüfft, welche Macht Dan selbst über die hartgesottensten Veteranen unter ihnen hatte. Aus Gesprächsfetzen, die sie zufällig mit angehört hatte, wusste sie, dass die Männer zwar über seine gnadenlos harte Hand murrten, ihn aber dennoch respektierten. Ron
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