Ausgerechnet den?
einem Taschentuch ab. Erst als sie wieder einigermaßen gefasst war, verließ sie das Badezimmer.
Sein Hemd reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel und sie rollte sich die Ärmel auf, als sie die Küche betrat.
Er holte soeben eine Packung Vollkorntoast aus dem Brotfach und ein Päckchen Schnittwurst aus dem Kühlschrank.
»Mögen Sie Roastbeef?«
»Ich esse nicht gerne Rindfleisch.«
»Ich hab auch Salami da oder Truthahnbrust.«
»Käse reicht mir, danke.«
»Wie war’s mit überbackenem Käsetoast? Das kann ich wirklich gut.«
Er war derart diensteifrig, dass sie ein Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte. »Ja, gut.«
»Möchten Sie Wein oder Bier? Ich hab auch Eistee da.«
»Eistee, bitte.« Sie setzte sich an einen wunderschönen alten Holztisch.
Er schenkte für sie beide Eistee ein und machte sich dann an die Zubereitung der Sandwiches. Auf dem Tisch lag aufgeschlagen
Eine kurze Geschichte der Zeit
von Stephen Hawking. Sie nahm es als willkommenen Anlass, für ein wenig Normalität zu sorgen. »Ganz schön heftige Lektüre für einen Playboy wie Sie.«
»Tja, wenn man sich nur die Bilder ansieht, geht’s.«
Sie lächelte.
Er legte die Sandwiches in eine gusseiserne Pfanne.
»Ein wirklich interessantes Buch. Man kann über eine Menge nachdenken: über Quarks, Schwerkraftwellen, schwarze Löcher. Naturwissenschaften haben schon immer zu meinen Lieblingsfächern in der Schule gehört.«
»Ich glaube, ich warte lieber auf die Verfilmung.« Sie nahm einen Schluck Eistee und schob das Buch beiseite.
»Erzählen Sie mir, was mit Molly war.«
Er lehnte sich mit der Hüfte an den Herd. »Die Kleine hat nicht alle Tassen im Schrank. Hab sie drin im Haus getroffen, als ich meinen Anruf machen wollte. Sie hat mir ein paar haarsträubende Sachen über Sie erzählt.«
»Was denn?«
»Na ja, dass Sie sie praktisch im Haus gefangen halten.
Dass Sie ihre Post unterschlagen, ihr nur Wasser und Brot geben, wenn Sie sauer auf sie sind. Und dass Sie sie schlagen.«
»Ich tu
was?«
Phoebe hätte beinahe ihren Eistee umgestoßen.
»Sie sagte, es täte nicht weh.«
Phoebe war wie vor den Kopf geschlagen. »Warum behauptet sie so was?«
»Sie scheint Sie nicht allzu sehr zu mögen.«
»Ich weiß. Sie ist wie eine spießige alte Tante. Sie mag nicht, wie ich mich anziehe; meine Witze hält sie auch nicht für lustig. Ja, nicht mal Pooh mag sie.«
»Das ist vielleicht gar nicht so dumm von ihr.«
Sie funkelte ihn beleidigt an.
Er grinste. »Tatsächlich ist ihr der kleine Muff fast die ganze Zeit über, während wir uns unterhielten, um die Beine gestrichen. Sie schienen enge Freunde zu sein.«
»Glaube ich nicht.«
»Nun, ich kann mich auch irren.«
»Sie hat Ihnen ehrlich erzählt, ich würde sie schlagen?«
»Jawohl, Ma’am. Sie sagte, Sie wären nicht von Grund auf schlecht, nur gemein. Ich glaube, sie hat Sie mit einer Rebecca verglichen, der ersten Mrs. de Winter.«
»Rebecca?« Allmählich dämmerte es ihr, und sie schüttelte den Kopf. »All das Gerede über Dostojewski, dabei liest das kleine Biest heimlich Daphne du Maurier.« Einen Moment lang wirkte sie nachdenklich. »Woher wussten Sie, dass sie lügt? Erwachsene schlagen doch andauernd Kinder.«
»Phoebe, als Sie an der Seitenlinie standen, haben Sie ausgesehen, als würden Sie gleich ohnmächtig werden, sobald’s mal ein bisschen härter zuging. Im Übrigen fehlt Ihnen ganz einfach der Killerinstinkt.« Er drehte sich um, um die Sandwiches zu wenden. »Zum Beispiel – und korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre –, aber ich glaube, es liegt nicht etwa daran, dass Sie heikel sind, wenn Sie weder Viktors koreanisches Einlegfleisch probieren wollen noch die gute Sandwichwurst aus meinem Kühlschrank.«
Dem Mann entging aber auch gar nichts. »All das Nitrat ist einfach ungesund.«
»Mhm. Kommen Sie, Herzchen, verraten Sie Papa Dan ihr schreckliches Geheimnis. Sie sind Vegetarier, stimmt’s?«
»Es gibt viele Leute, die kein Fleisch essen«, entgegnete sie trotzig.
»Ja, aber die meisten lassen sich’s raushängen wie ein Bettlaken. Sie dagegen sagen kein Wort.«
»Es geht ja auch niemanden was an. Ich mag eben einfach unverstopfte Arterien, das ist alles.«
»Phoebe, jetzt wieseln Sie schon wieder um die Wahrheit herum. Ich hab das Gefühl, Ihre Essgewohnheiten haben nichts mit Ihren Arterien zu tun.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Na kommen Sie, heraus mit der Wahrheit.«
»Also gut! Ich mag eben Tiere, das
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