Ausgerechnet den?
Schlafzimmer zurück. Dort ließ er sie abermals unsanft auf die Matratze plumpsen.
»Ich werde dich nicht schlagen, falls es das ist, worauf du aus bist. Dafür musst du dir schon einen anderen Hengst suchen.« Er kniete sich neben sie. Mit seiner großen Pranke hielt er ihren Oberarm wie in einem Schraubstock.
Beinahe gleichgültig sagte er: »Also, wie willst du’s jetzt haben?«
O Gott, es würde wieder passieren. Sie hatte zu viel getrunken und war nicht mehr auf der Hut gewesen. Und jetzt war sie ihm ausgeliefert.
Das war der Moment, als sie zu schreien anfing.
Er war blitzschnell über ihr, eine Hand auf ihrem Mund, mit der anderen ihre Handgelenke über ihrem Kopf festhaltend. »Herrgott noch mal«, zischte er. »Nicht so laut.« Seine Jeans schubberte an der zarten Innenseite ihrer Oberschenkel. Finster starrte er auf sie nieder, doch schien er eher angewidert als wirklich zornig zu sein.
Als ihr klar wurde, dass er tatsächlich von ihr erwartete, sich still zu fügen, zerriss etwas in ihr, und sie begann sich wie eine Irre zu wehren. Tränen schössen ihr in die Augen, sie bäumte sich auf, rollte die Hüften und versuchte mit aller Kraft, die Beine freizubekommen. Sie biss in seine Hand, so fest sie konnte, und er gab sie mit einem zornigen Aufschrei frei.
»Jetzt reicht’s!« Er rollte von ihr herunter und schüttelte die malträtierte Hand. »Ich hab versucht, modern und verständnisvoll zu sein, aber jetzt hab ich die Schnauze voll!«
Sie war so überrascht, dass sie vergaß, sich zu wehren.
Er schoss auf die Beine. »Mein Schwanz ist so hart, ich könnt ein Loch durch die Wand rennen, aber lieber verdrück ich mich mit ‘ner
Penthouse
aufs Klo, als weiter den Neandertaler zu spielen! Ist mir jetzt scheißegal, dass du gesagt hast, ich soll nicht aufhören, denn jetzt hör ich auf, verflixt und zugenäht! Ich hab’s satt, immer nur das Arschloch zu spielen, das die Weiber vermöbeln muss, um mal einen Schuss zu landen.« Er türmte sich drohend über ihr auf. »Wenn du mich fragst, du hast doch genug Kerben im Kolben, um ein bisschen mehr Sensibilität im Umgang mit Männern zu zeigen.« Die Hände in die Hüften gestemmt funkelte er sie empört an. »Von jetzt an, Baby, wenn mich ‘ne Frau bittet, aufzuhören, dann höre ich auf, selbst wenn sie vorher gesagt hat, dass ich nicht auf sie hören soll, wenn sie sagt, ich soll aufhören.«
Perplex starrte sie ihn an.
»Vielleicht will
ich
ja mal zur Abwechslung der Schwache sein!«, rief er beleidigt aus. »Vielleicht will
ich
ja mal so unwiderstehlich sein, dass man mich an den Bettpfosten fesselt und vernascht! Ist das denn wirklich zu viel verlangt?«
Langsam klingelte es bei ihr. Ihr fiel wieder ein, was sie ihm zugeflüstert hatte, dass sie gesagt hatte, er solle nicht aufhören, egal was sie sagte. Sein krankes Verhältnis zu Valerie fiel ihr ein, und während sich eins zum ändern fügte, wurde sie von einer solchen Woge der Erleichterung überrollt, dass Hysterie hoch zublubbern drohte.
Er sank auf die Bettkante, stützte die Unterarme auf die gespreizten Knie und starrte düster ins Wohnzimmer hinüber. »Vielleicht ist das ja eine Art ausgleichender Gerechtigkeit. Ich hab’s anfangs so wild getrieben mit all den Groupies, dass ich jetzt einfach nichts Simples und Unkompliziertes mehr auf die Reihe kriege.«
Sie zog die Bettdecke bis hinauf ans Kinn. »Dan – äh könnte ich was sagen?«
»Nicht, wenn’s was mit Peitschen oder Hundehalsbändern zu tun hat.« Er hielt inne. »Oder mit mehr als zwei Personen.«
Die Hysterie blubberte noch ein wenig höher. Sie stieß einen erstickten Laut aus. »Nö, hat’s nicht.«
»Also gut, dann schieß los.«
Sie sprach zu seinem Rücken, wählte ihre Worte sorgfältig. »Ich hab das gar nicht so gemeint, nicht so wie du gedacht hast. Als ich dir sagte, du sollst nicht aufhören, egal was ich sage, da meinte ich das Küssen. Du bist wirklich ein – äh – ein ausgezeichneter Küsser.« Sie holte tief Luft und kämpfte sich weiter, obwohl sie wusste, dass er sie wahrscheinlich für total bescheuert hielt.
Noch durchgeknallter als ohnehin schon. »Ich, also ich hab da so ein paar Hemmungen. Nein, keine Hemmungen, das wäre übertrieben. Mehr eine Art – eine Art Allergie. Na ja, auf jeden Fall, wenn ich einen Mann küsse, dann, dann passiert’s eben manchmal. Diese allergische Reaktion, meine ich.«
Sie wusste es. Er hielt sie für bescheuert. Das sah sie an seinem
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