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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Tischplatte hin und her geschoben wird. Schließlich klopft einer dem anderen auf die Schulter.
    „Jaaa …“, sagt einer gedehnt, „der Finanzplan scheint etwas …“, er raschelt mit dem Papier.
    Zu meiner grenzenlosen Verlegenheit entdecke ich einen Rotweinfleck darauf und … prangt da ein Fettfleck von meinem Butterbrot???
    „… unausgegoren ...“, fährt er hüstelnd fort und guckt mich tadelnd an.
    Oje. Nun blickt der Zweite sehr bekümmert drein. Das war´s. Ich hätte das Gras dabei nicht rauchen sollen.
    „Sie haben die Kosten zu niedrig kalkuliert. Da muss eine größere Summe her.“
    Ich klappe innerlich zusammen.
    „Aber Ihr Konzept gefällt uns ausgesprochen gut. Wir setzen den an Ihrem bisherigen Gehalt bemessenen Kreditrahmen ein wenig höher an.“
    Wie jetzt? Echt?! Der Arsch grinst. Er lässt mich absichtlich zappeln. Elroy oder James erhebt sich und reicht mir eine kühle Hand.
    „Darf ich Ihnen einen unverbindlichen Rat zuteilwerden lassen?“
    Aber bitte doch, immer.
    „Suchen Sie sich einen Steuerfachmann, der Ihnen in Zukunft professionell zur Seite steht.“
    Bilde ich mir das ein, oder macht der sich über mich lustig? Sein linkes Auge zuckt. Er sortiert umständlich die Papiere und schiebt den Stapel über den Tisch zu mir herüber.
    „Grüßen Sie mir außerdem Ihren Chef. Ich kenne Herrn Dr. Hennemann gut. Und wenn ich seiner Angestellten einen Gefallen tun kann …“, er räuspert sich und feixt, „obwohl Sie vermutlich nicht mehr lange in der Kanzlei tätig sein werden …“
    Garantiert nicht.
    Ich lächle leicht zurück und beherrsche mein Verlangen, in die Stuhllehne zu beißen.
    „Ich bestelle Ihre Wünsche gerne! Gleich morgen“, flöte ich und kreuze Mittel- und Zeigefinger hinter meinem Rücken. Hier geht es um meine Existenz, rechtfertige ich meine klitzekleine Notlüge. Die eigentlich keine ist. Ich hab schließlich nie behauptet, noch in dem Anwaltsbüro beschäftigt zu sein. Mit unbewegter Miene setze ich meine Unterschrift unter den Kreditvertrag. Ich stehe auf die Bluesbrothers. Und küsse Elroy oder James mitten in sein erstauntes Gesicht.

5. Cook and Chill
     
     Ich lege unermüdlich Kilometer um Kilometer zu Fuß durch Köln zurück, um den Ort zu finden, der meine Oase und Goldgrube werden soll. Meine Stadt lerne ich dabei von einer völlig neuen Seite kennen. Als eine der Metropolen Nordrhein-Westfalens verfügt Köln natürlich über jedweden großstädtischen Luxus. Damit meine ich beispielsweise Kioske beziehungsweise Trinkhallen, wie der Einheimische gerne sagt. Eine leere Zigarettenschachtel? Kein Problem, das Büdchen ist ja gleich nebenan, gegenüber, aber zumindest um die Ecke. Nachts um drei? Ich lache herablassend. Ja, klar ist der Laden noch geöffnet. Eine solche Frage stellt im Übrigen nur der Tourist oder kürzlich Zugezogene, den der Kölner als „Immi“ bezeichnet.
    Außerdem gibt es Geschäfte für Dinge, die ich sonst nirgendwo bekomme. Mit „Dingen“ meine ich Essbares, selbstredend. Versuchen Sie mal im tiefsten Westerwald eine Sushi-Bar aufzutun. Da kann ich nur müde lächeln. Sie verplempern wertvolle Lebenszeit.
    Darum liebe ich Großstädte. Wegen japanischer Restaurants und des „Büdchens“ vis-à-vis. Zugegebenermaßen ist dies eine etwas einseitige Interessenlage. Meine kulturelle Wissbegierde erschöpft sich rasch, wenn es nicht um Nahrung geht. Verbannt in unterirdischen U-Bahn-Schlunden, sowie während flüchtiger Fahrten durch die Hauptverkehrstrassen konnte ich Kölns wahre Seele auch nie wirklich sehen. Damit meine ich quasi den spirituellen Geist der Stadt abseits meiner persönlichen Befindlichkeiten.
    Nehmen wir beispielsweise den Dom. Der Kölner an sich schwört auf sein Wahrzeichen. Die drittgrößte gotische Kathedrale der Welt. Ich gebe zu: Ich war nie da oben. Tag für Tag erklettern bekloppte Touristen im Gänsemarsch die 509 Stufen, um schwer atmend und dem Herzinfarkt nahe zu japsen: Oh. Was ´ne schöne Aussicht! Dann drängeln sie sich an den anderen 248 Extrembergsteigern vorbei, um wieder nach unten zu stolpern. Ich meine, wo liegt da der Sinn? Auf der sonnenbeschienenen Domplatte inmitten der Völker dieser Welt lege ich den Kopf in den Nacken, so weit ich kann. Ich sehe sogar die Domspitze von hier unten! Ist das nicht ´ne schöne Aussicht?! Die da oben haben keine Ahnung. Und ja, ich habe Höhenangst.
    Heute entdecke ich eine Stadt, die Andy-Warhol-Bananen an Häuserwänden trägt und

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