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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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kreisrundem Haarausfall ansichtig. Wähnte ich mich nicht auf verborgenem Posten, so könnte man meinen, der Fremde entzieht sich bewusst meinen neugierigen Blicken. Aber das kann natürlich gar nicht sein.
    Meine Aufmerksamkeit richtet sich an diesem Tag auch vielmehr auf den Zeitpunkt seiner Rückkehr vom Sport. Beim Hereinkommen zieht er sein T-Shirt aus, um es in den Wäschekorb unter der Spüle zu stopfen. Meine Aufzeichnungen brechen an dieser Stelle stets rapide ab.
    Was ich nicht kenne, ist sein Parfum und sein voller Name. Der ergab sich auch nicht aus seiner Post. Auf dem Klingelschild steht F. Sander. Draufzudrücken traue ich mich nicht.
     
    *
     
    Eine Woche später gewährt man mir eine private Unterredung in der Bank meines Vertrauens. Der Filialleiter hört mir eine Weile schweigend zu, runzelt die Stirn, verschwindet im Nebenzimmer und kommt mit einem Kollegen zurück. Ich meine – die sehen ja alle gleich aus. Hätten die noch Sonnenbrillen auf, könnten die sämtlich in Hollywood als Bluesbrothers anfangen. James und Elroy beugen sich über mein zweiseitiges Konzept und die halbe Seite Finanzplan. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich habe mich nie ernsthaft mit solchen Dingen beschäftigt. Britta hat auch keine Ahnung, und leider fand ich keinen Steuerberater in meiner beachtlichen Männervergangenheit. Also lud ich unter dem Stichwort Existenzgründung Informationen aus dem Internet herunter und habe in nächtelangen Schreibtischstunden unter Zuhilfenahme jeglicher verfügbarer bewusstseinserweiternder Drogen (Wein, Zigaretten, Gras) ein meiner Meinung nach ganz annehmbares Geschäftsmodell niedergeschrieben.
    James oder Elroy zeigt mit seinem bleichen Finger auf meinen Entwurf. Er räuspert sich.
    „Ist das nun ein Buchladen oder eine Gastronomie?“, fragt er.
    Dabei zieht er recht niedlich die eine Augenbraue hoch.
    „Beides“, antworte ich eifrig.
    „Hmhm“, nickt Elroy oder James. „Hmhm. Und ein Spezialitätengeschäft auch?“
    Mir wird ein wenig unwohl. Die Zwei tun irre wichtig. Ich rutsche nervös auf dem Sessel hin und her. Der Besprechungsraum kommt mir plötzlich sehr klein und stickig vor. Ich nicke.
    „Meine Mutter kreiert Gewürzkompositionen.“
    Elroy und James machen jetzt beide „Hmhm“. Sehr bedächtig. Wenn die noch einmal Hmhm machen, dann schreie ich. Ich beiße mir auf die Unterlippe.
    „Besitzen Sie Sicherheiten für den Kredit, den Sie da gerne hätten?“
    Ich lege die Bürgschaft meiner Mama, meine Lebensversicherungspolice und die Besitzurkunde meiner Eigentumswohnung auf den Schreibtisch und lächle. Innerlich tobe ich. Elroy und James sehen sich an. Sie beugen sich erneut murmelnd über den Existenzgründungsantrag.
    Die Idee ist sowohl genial wie einfach. Finde ich. Ein Kochbuchladen mit Bistro, in dem aus den Büchern ausgesuchte Gerichte als Mittagstisch gekocht werden. Eine gemütliche Couch nebst Böllerofen in der Kaffee-Ecke. Ausgewählte Spezialitäten und Muttis Gewürzmischungen auf der anderen Seite, die man gleich käuflich erwerben kann. Außerdem Kochkurse am Abend in der angeschlossenen Küche. Ich mache meine wahre Berufung zum Beruf. Wenn man mich lässt.
    Schuldbewusst denke ich an die Kündigung, die als stummer Zeuge meiner Arbeitslosigkeit auf dem Kühlschrank schmort und von dort anklagend mit dem Finger auf mich zeigt. Stattdessen habe ich meine letzte Gehaltsbescheinigung mitsamt Kreditantrag eingereicht. Wird schon schief gehen. Muss ja keiner wissen, dass ich eigentlich in der Schlange vor dem Arbeitsamt stehen müsste …
    „Verfügen Sie über fachliche Voraussetzungen?“
    Der springende Punkt.
    „Nur privater Natur. Die sind jedoch nicht zu verachten“, versichere ich mit bescheidenem Lächeln. Schnell hinterher: „Ich beabsichtige, in absehbarer Zeit einen Koch anzustellen. Sofern die Einnahmen das zulassen.“
    Elroy macht „Hmhm“ und James findet das auch. Oder umgekehrt. James oder Elroy erhebt sich von seinem Stuhl und beginnt auf einem Flip Chart herum zu kritzeln und der andere murmelt dazu:
    „Küche nach Hygienestandard eins, Inventar …“
    Sein Kollege nickt nachdenklich. Ich rutsche nervös mit meinem Hinterteil hin und her.
    „Das habe ich alles schon unter Anschaffungen aufgelistet …“, wage ich einen Vorstoß und ernte nur Schweigen.
    Minuten später richtet noch immer keiner der beiden ein Wort an mich. Stattdessen murmeln sie autistisch vor sich hin, während mein Antrag auf der

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