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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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setze mich an den Küchentisch und versuche, mich mit geschlossenen Augen in die Wohnung meines Nachbarn hineinzudenken. Das Klavierstück ist mir fremd. Und klingt wunderbar vertraut. Ob er Besuch hat, überlege ich und schelte mich sofort für diesen Gedanken. Es geht mich nichts an. Und es berührt mich auch nicht.
    Ich liege lange wach. Keine Ahnung, wieso.

8. Schwund im Mund
     
    „He! Suchens ne andere Platz zum Schlofe!“
    Im Hauseingang gegenüber sitzt ein Obdachloser mit seinem Hund, den Frau Krause jeden Morgen aufs Neue zu verjagen versucht. Wie es aussieht, ausgesprochen erfolglos. Er sei nicht gut fürs Geschäft, sagt sie stirnrunzelnd, um im selben Atemzug einen von Jos Handwerkerjungs zurechtzuweisen, die sich mit den letzten Feinarbeiten beschäftigen. Der Hilfsarbeiter versteht kein Deutsch, ihren kölschen Dialekt gleich gar nicht, und der Penner scheint sowieso herzlich unbeeindruckt von ihrem harschen Ton.
    Stattdessen brüllt er ein unfeines „Kümmer´ dich um deinen eigenen Kram, du alte Hexe!“ über die Straße, woraufhin die Krause ihm schnaubend den Rücken zudreht. Der schwarze Hund kläfft zustimmend. Sein Herr legt beruhigend die Hand auf das Köpfchen. Unwillkürlich erscheint Milde in seinen Zügen, als das Tier schwanzwedelnd zu ihm aufschaut. Die verschwindet sofort, als er merkt, dass er beobachtet wird. Ich nicke ihm leicht zu und bemühe mich, ihn anzulächeln. Der Mann schaut glatt durch mich hindurch und spuckt aus. Fummelt nach einer Bierdose und kratzt sich gleichzeitig am Hintern. Dabei rutscht er auf dem Hosenboden aus seiner kauernden Position im Hauseingang heraus und ich sehe einen nackten, schmutzigen Fuß. Er hat tatsächlich keine Schuhe. Zugegebenermaßen fühle ich mich hin- und her gerissen zwischen Mitleid und Abscheu. Aus einem mir unerfindlichen Grund kann ich nicht wegsehen. Ich sollte mich dezent verziehen und mich um meinen Laden kümmern. Man glotzt niemanden an, schon gar nicht so offensichtlich. Eine morbide Faszination hält mich jedoch gefangen. Obwohl den verlotterten Obdachlosen mehr als abstoßend finde, bergen seine Bewegungen eine perfide Form von Ästhetik. Ich muss über mich selbst den Kopf schütteln. Inzwischen öffnet er mit geübtem Griff den Verschluss einer Blechbüchse und verzieht bereits nach dem ersten Schluck das Gesicht. Angesichts der sommerlichen Temperaturen beneide ich ihn nicht um den Geschmack von warmem Billigfusel. Das Zeug schmeckt sicher übel. Er brummelt mürrisch vor sich hin und bestätigt meine Vermutung. Meine Augen begegnen denen des schwarzen Mischlings und nun wird mir doch ein wenig unheimlich. Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, das Tier schaut mich nicht einfach nur an. Es lacht mich aus.
     
    „Hunde lachen nicht.“
    Brittas belustigter Blick spricht Bände. Ich flüstere es in ihr Ohr, als wir die Möbel aus dem Antikladen aus dem Transporter laden. Mit einem schnellen Seitenblick vergewissere ich mich, dass niemand meine Wahnvorstellungen mitbekommen hat. Natürlich hat sie recht.
    „Vergiss es“, winke ich ab und hieve ein Tischchen die Treppen hinauf.
    Inzwischen schmückt ein frischer, lindgrüner Anstrich die Fassade, und die Maler haben die Fensterlaibungen weiß gepinselt. Die Möbelwagen fahren in der schmalen Gasse vor und liefern meine Regale. Ich streichle zärtlich über das sandfarbene Holz einer Tischplatte und rücke die Stühle zurecht. Jedes Stück finde ich einmalig, keines gleicht dem anderen. Der Bistro- beziehungsweise Cafébereich ist meines Erachtens äußerst gelungen. Die Innenwände erstrahlen in der Farbe reifer Aprikosen, abgesetzt auf einer Beerensauce. In der Ecke steht neben einem Böllerofen das Schmuckstück meiner Sammlung. Das alte, grüne Sofa fand ich per Zufall auf dem Trödel. Mit gebrechlicher Stimme erzählt es mir Geschichten, wenn ich in den Polstern versinke. Britta schüttelte entsetzt den Kopf und versuchte, mich davon abzubringen, es zu kaufen. Doch da das betagte Sitzmöbel weiter beschwörend auf mich einredete und ich schlichtweg hineinpasste, kam ich nicht umhin, dem Verkäufer einen Schein in die schwielige Hand zu drücken. Den verschlissenen Bezug ließ ich durch einen neuen ersetzen. Seitdem trägt es meine Signatur. Jetzt thront Britta schon seit zehn Minuten darauf und lobt mich für meinen erlesenen Geschmack.
    Ein Gefühl von Erwartung rumort in meinem Bauch. Das Cook & Chill schaffte den Sprung in die Realität und ich stehe

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