Ausgerechnet Souffle'!
Flyer in ihren Beutel fallen lässt. Vielleicht hat sie eine Enkelin, die gerne kocht.
Mit der Suppenkelle in der Hand kommt mir ein Gedanke, den ich gleich in die Tat umsetze. Vorsichtig balanciere ich durch den Laden. Britta tut so, als beachte sie mich nicht. Jetzt zur Tür hinaus. Eine Stufe. Zwei.
Tomaten-Kokos-Suppe mit Limettenblättern
(Mit freundlicher Genehmigung von Monika Linden, Café Sehnsucht, Köln-Ehrenfeld)
Man nehme:
1 Päckchen passierte Tomaten,
1 Dose Kokosmilch,
6 Kaffirblätter und den Saft von 1-2 Limetten, Sesamöl,
2 Knoblauchzehen,
1 Zwiebel,
braunen Zucker,
Salz,
evtl. Chili oder Tabasco.
Die feingehackte Zwiebel und den Knoblauch in Sesamöl andünsten. Wenn die Zwiebel eine sanft braune Färbung annimmt, mit dem Limettensaft ablöschen. Anschließend die Tomaten, Kokosmilch und die Kaffirblätter hinzugeben und bei mittlerer Hitze etwa 15 Minuten köcheln lassen. Mit Zucker und Salz abschmecken. Wer es scharf mag, gibt noch getrocknete Chili oder ein paar Tropfen Tabasco dazu.
Da sitzt er. Wie jeden Tag. Mein stummer Begleiter der ersten Stunde. Der Ärmste. Ich komme mir vor wie eine sehr freundliche Person. Er blickt mir misstrauisch entgegen. Der schwarze Hund brummt. Nur nicht entmutigen lassen, wer Gutes tun will.
„Möchten Sie einen Teller Suppe?“
Ich halte ihm die Schüssel hin.
„Kostet auch nichts“, beeile ich mich zu versichern.
Er sieht die Schale an. Er sieht mich an. Sagt kein Wort.
Ich trete etwas unschlüssig auf der Stelle. Das Tier knurrt inzwischen echt bedrohlich. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich tun soll. Der Obdachlose macht nicht die geringsten Anstalten, mir die wohlgemeinte Gabe aus der Hand zu nehmen. Kurz entschlossen lege ich das Gedeck vor ihm ab.
„Sie können mir den Teller nachher zurückgeben.“
Drehe mich um und gehe. Kein Danke. Keine sonstige Reaktion. In Ordnung. Ich fange ja erst an, ein besserer Mensch zu werden.
Britta lächelt milde und schlägt noch eine Seite um.
Die Gewürzregale wurden mittlerweile mit Gläsern bestückt. Die schlichten Gefäße beherbergen Muttis Kompositionen, die sie sorgfältig mit handgeschriebenen Etiketten beklebt und ihnen farbige Stoffmützchen übergezogen hat. In weiser Voraussicht sah ich mir ihre Namensliste vorher genauer an. Mich traf fast der Schlag. Meine Mutter macht großartige Würzmischungen. Die deutsche Schriftsprache gehört jedoch eindeutig nicht zu ihrem Fachgebiet. Ich meine, das „Freudenhaus“ klang schon irreführend. Was ich hier lesen durfte, fand ich niedlich, wenn die Bezeichnungen auch völlig sinnentleert daherkamen. Schwund im Mund?! Fischduft?! Entweder erinnerten die Titulierungen an Brausepulver, Sprengstoff oder den Inhalt meiner Biotonne. Mit einem leisen Schmunzeln korrigierte ich ihre Liste und behauptete, moderne Namen ließen sich besser verkaufen.
Mundschwund - Sinn & Sinnlichkeit
Sommerfrisch - Duft der Provence
Leckerfein - Genießermischung
Trunkenheit - Likörgewürz
Nikolausstiefel - Wintermischung
Fischduft - Neptuns Traum
Vogelsingen - Frühlingsmischung
Bratengewürz - Oktoberfest
Japanpulver - Zen-Mischung
Geheimnis - Cook & Chill Spezial
Dann steht Glöckchen nicht mehr still. Fröhlich kündigt es von wohlbekannten Gesichtern, die ihre Köpfe neugierig und mit lautem Hallo zur Tür hineinstecken. Unversehens eingekreist werde ich alle Arten von Brüsten gedrückt und mit Fragen und Glückwünschen überhäuft. Ein gewaltiger Blumenstrauß schiebt sich durch den Eingang. Mutti schleppt mit ihren Freundinnen vom Gehörlosenverein Körbe voller Gläser und Antipasti-Platten hinein, Andreas wankt unter der Last einer riesigen Palme. Frau Krause und Baabak geben sich die Klinke in die Hand. Eine kleine, dunkelhäutige Frau mit glänzenden Wangen lugt hinter dem persischen Taxifahrer hervor. Freudig schüttelt Soraya meine Rechte, während von allen Seiten Stimmen auf mich einreden und irgendjemand eine Tragetasche in meine Linke drückt. Es geht zu wie im Bienenkorb. Frau Krause stellt ein Blech Apfelkuchen auf die Theke und wandelt schnurstracks in die Küche, um Gabeln und Teller zu holen. Die Handwerker schleppen Bierkisten. Einer macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, um die Gäste mit Koffein zu versorgen, derweil Britta neben ihm lachend eine Proseccoflasche öffnet. Der Bäcker liefert das frische Holzofenbrot und bleibt gleich auf ein Gläschen da. Ein paar Fußgänger
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