Ausgerechnet Souffle'!
verweilen am Fenster und drücken sich die Nasen platt. Ich winke sie hinein und fühle mich völlig überfordert, weil ich überall gleichzeitig sein soll. Keine Ahnung, wohin mit all den Blumen und entzückend verpackten Päckchen. Immer mehr Menschen strömen heran, von denen mir manche sehr, einige vage und viele gar nicht bekannt sind. Britta packt mich an der Hand und erlöst mich. Sie zerrt mich ohne Umschweife zu Andreas Auto und schiebt eine riesige Aufstelltafel aus Holz heraus.
„Jetzt sieht jeder, der vorbeigeht, was es zu Essen gibt.“
Brittas Augen glänzen. Meine auch. Ich muss heulen.
9. Mäusehäppchen
Am nächsten Morgen finde ich einen Suppenteller auf den Stufen. Einen Sauberen. Der Hauseingang liegt verlassen im Halbdunkel. Nur seine verschlissene Decke zeugt von seiner Anwesenheit. Ob er warm geschlafen hat? Gedankenverloren öffne ich die Fenster und schalte die Deckenbeleuchtung an. Ich schüttle meinen Regenschirm aus. Tatsächlich besitze ich einen. Als Geschäftsfrau kann man schließlich nicht pudelnass durch die Straßen gehen. Apropos Pudel: ob ich dem kleinen Teufel ein paar Hundekekse kaufen soll? Lächerlich. Wieso mache ich mir darüber Gedanken. Ich stelle den Teller in die Spüle. Die de Longhi lässt ein leises Piepen vernehmen. Ich entlüfte die Milchschaumdüse. Feuchter Dampf schlägt mir ins Gesicht. Mit einem eleganten Summton leuchtet ein grünes Licht auf. Ich sitze sinnierend an der Theke und betrachte den Regen draußen.
So ein leerer Laden wirkt schon ein bisschen einsam. Bei dem Wetter wird die Kundschaft auf sich warten lassen. Ehrlicherweise kam bisher auch noch gar kein richtiger Kunde. Mütterchen zählt nicht. Aber der zweite Tag beginnt erst. Das Cook & Chill verspricht einen täglich wechselnden Mittagstisch aus ausgewählten Kochbüchern. Kühlschränke und Vorratskammer harren gefüllt auf Taten. Ich schlendere gemächlich an den Bücherregalen entlang. Dabei streichen meine Finger über die aneinandergereihten Buchrücken. Fisch und Meeresfrüchte, Gemüse und Vegetarisches, Fleisch, Salate, Süßspeisen, Backen, Spezialitäten nach Ländern sortiert. Ich bleibe stehen. Mein Zeigefinger bleibt in Afrika haften. Ich denke zuerst an Giraffen. Dann an braune Haut und Savanne. Hitze und Schärfe. Der Geschmack Afrikas bietet große Vielfalt. Tamarinde, Vanille und Sesam. Anis fällt mir ein und Nelken, Kardamom, Pfeffer und Zimt. Und Couscous.
Couscous ist ein Grundnahrungsmittel der nordafrikanischen Küche. Er wird aus befeuchtetem und zu Kügelchen zerriebenem Grieß von Weizen, Gerste oder Hirse hergestellt. Wir kennen das hier als Hartweizengries. Oft wird Couscous mit Bulgur verwechselt, der aber aus der nahöstlichen Küche stammt und aus Weizengrütze besteht.
Mit Couscous ist das so eine Sache. Viele lieben ihn, andere mögen ihn gar nicht. Dazwischen gibt’s nichts. Aufgrund der unkomplizierten Zubereitungsweise (man muss ihn nur mit heißem Wasser einige Minuten quellen lassen) wird er gern als schnelle Süßspeise, Salat, zu Fleisch oder Fisch verwandt. Besonders mit Butter, Rosinen und Mandeln versetzt erhält er einen wunderbar exotischen Geschmack.
Ich ziehe ein Buch heraus. Das Cover leuchtet gelb wie der Wüstensand. Eine schwarze Frau lacht mich an, in bunte Gewänder gehüllt und einen schweren Korb auf dem Kopf tragend. Ich schlage die nächstbeste Seite auf. Rezeptroulette. Der Notenständer dient als Aufsteller. Ich rücke ihn an das Fenster, damit man von draußen sehen kann, welches Buch heute drinnen auf der Karte steht. Die Küche wartet. Auch sie möchte ihr Werk tun. Ich binde meine Schürze um. Erst jetzt lese ich das Rezept.
Afrikanischer Lamm-Couscous
Man nehme:
500 g Couscous (instant),
750 g Lammfleisch (mager),
2 Zwiebeln, fein gehackt,
2 Knoblauchzehen (fein gehackt),
3 Esslöffel Olivenöl,
1 Esslöffel Chiliflocken und etwas Zimt,
1 Teelöffel Pfeffer,
1 Teelöffel Paprika (edel süß),
1 Teelöffel Harissa-Paste (ersatzweise Sambal oelek),
4 Tomaten (gehäutet, entkernt und gewürfelt),
5 Möhren,
2 Zucchini,
2 Auberginen,
250 g Kichererbsen aus der Dose,
2 Messerspitzen Kurkuma,
1 Bund Koriandergrün (fein gehackt),
Rosinen, eine Handvoll Mandelplättchen,
Butter und Salz.
Das Lamm in Stücke schneiden. Das Olivenöl in einem großen Topf oder in einer Pfanne erhitzen, das Fleisch kurz darin anbräunen.
Zwiebeln, Knoblauch, Chili, Zimt, Pfeffer, Paprika und Harissa
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