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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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reiche ihm die Rechte und er schlägt ein.
    Am späten Nachmittag verabschiedet sich meine frischgebackene Aushilfe. Er muss abends kellnern gehen. Wohlwollend verfolge ich seine letzten Handgriffe. Er räumt gewissenhaft seine Tasse in die Spülmaschine und wischt so lange mit dem Lappen über die Armaturen, bis die Kalkflecken verschwinden. Erst nach einem letzten, prüfenden Blick über die blanke Theke schlüpft er in seine Lederjacke. Die Brusttasche beult sich. Nicht schon wieder. Enttäuscht hebe ich die Hand.
    Meine wortlose Geste lässt ihn einhalten. Langsam schält er sich aus dem Kleidungsstück. Ich greife hinein. Und halte einen Stapel roter Flyer in der Hand. Schweigen. Verlegen fächele ich mir mit den Zetteln Luft zu. Jetzt lacht er. Zieht seine Jacke an, nimmt die Flugblätter neuerlich an sich und tippt einen kurzen Gruß an seine Stirn.
    „Ich kenne eine Menge Leute“, zwinkert er und wendet sich der Türe zu.
    „Bis morgen, Chefin.“
    „Bis morgen, Sascha.“
    „Ach übrigens …“
    Er dreht sich nochmals um. Ich klopfe mit dem Finger auf seine Brust, knapp über seinem Herzen.
    „Und wehe, du beklaust mich noch mal.“
    Er grinst. Dann geht er.
    „He!“
    Oh. Ein Lebenszeichen von der anderen Seite. Ich schlendere hinüber. Der Alte hält mir den leeren Teller entgegen. Der Hund sieht mich aufmerksam an. Seit ich ihn mit Hundekeksen besteche, unterlässt er es, mich anzuknurren. Stattdessen wackelt er vorsichtig mit der Schwanzspitze. Der Obdachlose verzieht das Gesicht.
    „Das war okay. Wenn auch ohne Pfiff.“
    Hä? Spinnt der?
    „Ach ja? Na, schön, dass Sie trotzdem alles aufgegessen haben.“
    Triefende Ironie. Kann ich gut. Er ignoriert das. Wiegt abwägend den Kopf. Ein unangenehmer Duft steigt von ihm auf. Meine Nase zuckt. Ich wende mich ab. Als ob ich das nötig hätte.
    „Kleiner Mann.“
    Ich bleibe stehen.
    „Wie bitte?“
    Er spuckt aus und wischt sich den Mund. Lecker.
    „So nennen sie mich. Kleiner Mann.“
    Ich nicke. Auch gut. Ich gehe jetzt nach Hause.
     
    *
     
    Gegen Feierabend ist in Köln die Hölle los, und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. Nicht alle Seiten einer Großstadt zeigen sich erquicklich, muss ich widerwillig zugeben. In trägen Schlangen winden sich die Fahrzeuge über den Ring, die Hauptverkehrsroute der Millionenstadt. Das Blech flimmert in der Sommerhitze. Nach dem Regen steigt feiner Dampf von den Autodächern auf, der in der Luft regelrecht vibriert. Die Atmosphäre ist geladen von Stimmengewirr, Motorengeräuschen und anhaltendem Hupen. Die Baustellen machen den Fluss nicht durchlässiger und viele Gesichter wirken genervt, resigniert oder wütend. Die Fußgänger stoßen einander an, die Studenten steigen gezwungenermaßen von ihren Drahteseln ab oder klingeln sich auf den gefährlichen Radwegen zu Tode. Heiß. Eng. Laut. Und über der Stadt hängt unheilschwanger eine dicke Regenwolke am Himmel, die nur darauf wartet, sich zu entladen. In einem Versuch mit Mäusen erkannten Verhaltensforscher, dass die Tiere sich aggressiver verhalten, je weniger Platz ihnen zur Verfügung steht. Zwischen fünf und sieben Uhr abends nenne ich Köln „den Mäusekäfig“.
     
    Ich suche seit Minuten nach meinem Autoschlüssel. Die undurchdringlichen Tiefen meiner Handtasche sind mir nach wie vor ein Rätsel. Männer irren sich gewaltig, wenn sie denken, wir Frauen könnten mit einem Griff alles daraus hervor zaubern. Wir tragen zwar beinahe den halben Hausstand mit uns herum, aber etwas davon zu finden ist schlicht unmöglich. Allmählich werde ich ungeduldig und beginne, mit der zickigen Tasche zu schimpfen. Spuck das Ding aus, du eigenwilliges Stück.
     
    Lautes Hupen lässt mich zusammenfahren. Endlich fasse ich an klimperndes Metall und sinke kurz darauf erleichtert in den Fahrersitz. Mit dem Schließen der Tür verpasse ich dem Krach da draußen einen ordentlichen Dämpfer. Auf meinem Beifahrersitz liegt die ungelesene Post von heute Morgen. Mein lieber Postbote erwischte im Treppenhaus und ließ sich die Auslieferung eines Einschreibens quittieren. Schon wieder. Dieser Dr. Hennemann verfolgt mich regelrecht.
    Ich stecke den Schlüssel in das Schloss und lasse den Wagen an. Meine Hände tasten automatisch nach der Schaltung. Ein unschönes Geräusch ertönt, als ich versehentlich den Rückwärtsgang einlege. Das Auto macht einen hübschen Satz und würgt. Peinlich. Eine Mütze Schlaf wäre zur Abwechslung dringend nötig. Mein Leben ist

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