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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Handwerker kann nun einmal ohne Werkzeug nicht arbeiten.“
    Ich beschreibe eine raumgreifende Geste, die das gesamte Inventar umschließt:
    „Hier findet ihr alles, was ihr braucht, um jedes beliebige Gericht zaubern zu können. Nehmt bitte fünf Gegenstände aus dieser Küche, die ihr nicht, oder nur vage kennt. Dann erkläre ich Euch, wozu die Geräte gut sind.“
    Die Zeit vergeht wie im Flug. Und es macht Spaß. Meine Schüler sind voll bei der Sache. Okay, bis auf zwei Ausnahmen. Die eifrigen Gesichter stellen mir so viele Fragen, dass ich kaum mit meinen Antworten hinterherkomme. Besonders Julia wirkt ganz entrückt. Ihre Wangen glühen, als sie Sascha dabei zusieht, wie er die verschiedenen Rühreinsätze auf die Küchenmaschine schraubt.
    Friedrich Busch schreibt jede meiner Ausführungen fein säuberlich in ein Notizheft. Er hängt mir regelrecht an den Lippen, während sein Bleistift über die Seiten fliegt.
    „Sein Lebensgefährte hasst seine Spaghetti“, sagt er plötzlich trocken und spitzt sorgsam die Miene seines Schreibgeräts. Ich sehe ihn verständnislos an.
    „Wie bitte?“
    „Deshalb ist er hier“, erklärt er und lächelt schief, sodass die breite Lücke zwischen seinen Schneidezähnen aufblitzt, „und er muss alles aufschreiben, was er gelernt hat. Damit er ihm glaubt, dass er tatsächlich kochen lernt.“
    Wer jetzt? Langsam komme ich nicht mehr mit.
    Friedrich seufzt: „Er hat es versprochen.“
    Nach eingehender Prüfung befindet Friedrich die Bleistiftspitze zu seiner Zufriedenheit.
    „Wie funktioniert das noch mal mit dem zweiten Mixaufsatz?“
     Lukas und Vida kichern die ganze Zeit und versuchen, den Pürierstab als Lockenwickler zu missbrauchen. Es scheint, dass es ihnen im Grunde egal ist, was sie wo oder wie machen. Ob nun Extrembergsteigen oder zufälligerweise eben Kochen - Hauptsache, sie tun es zusammen. Die könnten ebenso gut allein auf einer einsamen Insel sein. Stellt sich nur die Frage, wer den Robinson und wer den Freitag spielt. Okay, ich bin ein bisschen neidisch. Ich traf noch keinen, der mich als Person so fesselte. Außer mit Handschellen an ein Bett natürlich.
    Tief atme ich durch. Meine Haut kribbelt und fast fühle ich so etwas wie Glück. Dieser Kochkurs kommt mir so überhaupt nicht wie Arbeit vor.
    Frank Sander hat sich anscheinend gefangen und ist in seiner zur Schau gestellten Langeweile nicht zu erschüttern. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hält er das alles hier für Kindergartenkram. Mit überkreuzten Armen lehnt er lässig an der Anrichte und betrachtet mit hochgezogenen Brauen unser Liebespärchen. Vida steckt Lukas indes eine Selleriestange ins Ohr. Verstohlen betrachte ich ihn von der Seite. So nah kam ich ihm noch nie. Wieder ein kleiner, gehässiger Stich in der Magengegend. Wirklich zu schade.
    Dr. Hennemann ist offenbar zum Telefonieren hierher gekommen. Ich zwinge mich, weder ihn, noch meinen Nachbarn weiterhin anzustarren. Schließlich bin ich Profi. Und ein Profi vermag Privates hervorragend von Beruflichem zu trennen.
    „Und nun kommen wir zu dem Teil, auf den ihr wahrscheinlich schon die ganze Zeit wartet.“
    Erwartungsvolle Stille legt sich über den Raum. Dr. Hennemanns Handy bimmelt erneut. Ich gucke ihn böse an, was seinerseits leider völlig ignoriert wird. Er wendet sich seinem Gesprächspartner zu und kehrt mir damit glatt den Rücken.
    „Wir kochen jetzt das erste Gericht“, eröffne ich ein wildes Ranking um die jeweilige Lieblingsspeise.
    Alles redet durcheinander. Sauerbraten mit Klößen, Lachsgratin mit Spinat, etwas von Spaghetti Carbonara von Friedrich und Tarte tatin von Vida.
    „Cheeseburger.“
    Ungerührt betrachte ich meinen Daumennagel. Betroffenes Schweigen. Enttäuschte Gesichter. Leises Murren.
    Dr. Hennemann legt auf und fragt arglos:
    „Wir machen Fast Food???“
    Ein Restauranttester, der ein Lokal bewerten soll, sucht sich immer das einfachste Gericht aus. Ein Wiener Schnitzel, beispielsweise. Vielleicht auch eine Portion Bratkartoffeln. Ehrliche Speisen mit wenigen Zutaten und Drumherum sagen am allermeisten darüber aus, ob ein Koch ein Könner oder ein Blender ist.
    „Aber nein“, bedenke ich meinen ehemaligen Chef mit einem warnenden Blick, „ich bringe Euch die beste Fleischfrikadelle der Welt bei.“
    Dr. Hennemann zuckt die Schultern.
    Der Ausdruck „Fleisch“ macht alle müden Jungs munter. Das Reizwort zaubert Milde in die misstrauischen Mienen. Man(n) beschließt, meinen

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