Ausgerechnet Souffle'!
negiert erfolgreich all seine hübsch anzusehenden Attribute. Besonders missfällt mir, dass er offenbar zu der Sorte gehört, die sich das schwächste Glied als Opfer aussucht. Es bereitet ihm ein Mordsvergnügen, die unsichere Julia zu foppen. Fortwährend tituliert er sie mit „Mäuschen“ oder „Hühnchen“ und ergötzt sich an ihrer Verlegenheit. Er baggert sie unverfroren an, ohne sich im Mindesten daran zu stören, dass Julia dies unangenehm findet. Die Kleine knetet nervös ihre Finger hinter dem Rücken und tritt von einem Bein aufs andere, als wolle sie eilends das Weite suchen. Gott sei Dank bemerkt Sascha ihre Not und erwählt sie zu seiner Teampartnerin.
Na warte. Kurzerhand bitte ich Dr. Hennemann, sich mit Friedrich Busch zusammenzutun. Nun fordere ich Frank auf, das Spiel mit mir zu demonstrieren. Ich wedle auffordernd mit der Augenbinde und schenke ihm ein kokettes Lächeln.
„Zeig mal, was Du draufhast“, flüstere ich zweideutig.
Noch bevor er protestieren kann, wird es schwarz um ihn. Die goldbraune Flüssigkeit tropft auf sein Kinn, als ich, versehentlich natürlich, mit dem Löffel abrutsche.
„Honig.“
Leider leckt er sich ziemlich erotisierend die Lippen.
„Falsch. Ahornsirup.“
Der Saft der Limone spritzt auf den Kragen seines Hemdes. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Vida und Lukas verhalten kichern und Sascha die Augenbrauen runzelt.
„Zitrone.“
Frank schüttelt sich.
„Falsch. Limette.“
Jetzt streckt er mir frech die Zunge heraus und grinst. Sorgsam bemüht, seinen Mund nicht zu berühren, lege ich ein Stück Schokolade auf die Spitze.
„Schokolade.“ Na das war ja auch nicht schwer. Schnell hake ich nach: „Kakaogehalt?“
„Keine Ahnung. Schokolade eben.“
Er zuckt die Schultern.
„70 Prozent. Zartbitter.“
Ich packe den Riegel ein und prompt gesellen sich ungeschickterweise ein paar Krümel zu den Zitronenspritzern auf dem Stoff hinzu. Sascha hüstelt.
„Aha.“
Der ahnungslose Frank lutscht noch immer auf meiner Lieblingsschokolade herum.
Die Zuckerdose liegt ausnehmend glitschig in meiner Hand. Leider verschütte ich auch hiervon etwas. Sanft rieseln die Körnchen in seinen Halsausschnitt. Ups. Sascha schüttelt den Kopf und tippt sich an die Stirn. Ich lächle ihn unschuldig an und schiebe den Löffel dorthin, wo er hin soll. Mein Nachbar findet das Spiel gar nicht mehr so übel. Na, wenn der gleich die Binde abnimmt ... natürlich werde ich die Reinigung des ... ich linse nach dem Markenschild ... oh ... Baldessarini-Hemdes bezahlen.
Frank schmatzt gerade sehr unfein:
„Zucker.“
„Richtig“, lobe ich und klopfe ihm anerkennend auf die Schulter. Dabei verreibe ich versehentlich die Schokokrümel zu einem hässlichen Schmierfleck. Er feixt eitel. In meinem Rücken höre ich Gelächter. Noch bevor er Verdacht schöpft, bemühe ich mich erneut um seine Aufmerksamkeit.
„Was für ein Zucker?“
„Hä?“
„Na, weißer oder brauner?“
Ich schnalze mit der Zunge.
„Weißer.“
„Falsch. Brauner Rohrzucker. Bio.“
Es macht mir Spaß, den arroganten Kerl zu ärgern. Kann sein, ich bilde mir das nur ein, aber ich finde ihn schon etwas umgänglicher. Sein Gesichtsausdruck ist bühnenreif, als er die extrascharfe Chilimischung in die Nase bekommt. Selbstverständlich entschuldige ich mich tausendfach für meine Ungeschicklichkeit, während ich ihm ein Glas Mineralwasser reiche.
Schärfe dämpft man übrigens am besten mit einem Stück Brot. Wasser verschärft den Schmerz im wahrsten Sinne des Wortes.
Jedenfalls erlöse ich ihn nach einigen weiteren Geschmacksgläsern. Nun wirkt er doch ein wenig ungehalten. Vor allem, nachdem er sein Hemd sieht.
„Was ist das denn?“
Entsetzt betrachtet er seine befleckte Brust. Noch immer schnappt er nach Luft. Diese Chilisorte hat es de facto in sich. Schnell setze ich eine betroffene und wirklich sehr unglückliche Miene auf.
„Tut mir echt leid, ich bezahle natürlich die Reinigung ...“
Frank winkt rüde ab und bemüht sich stattdessen, so etwas wie einen Sicherheitsabstand zwischen mir und ihm herzustellen. Er schiebt sich unter dem Gelächter der anderen hinter Johannes außer Reichweite. Gut so. Ich spendiere ihm abschließend ein entschuldigendes Lächeln, völlig gratis. Hochmut kommt vor dem Fall. Hat schon meine Oma gesagt.
„Im zweiten Teil lernt Ihr, welche Gerätschaften man unbedingt in einer Küche finden muss. Die Kochkunst ist im Grunde reines Handwerk. Und ein
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