Ausgerechnet Souffle'!
Provokation.
„Sag mal, Frank,…“, betont vertraulich beuge ich mich vor. In meine Nase steigt ein Hauch von Zeder und Vanille, gepaart mit so etwas wie … Ist das Patschuli?!.. „… was machst du eigentlich hier?“
Sein Geruch verwirrt mich einen Moment, ich gebe es zu. Der mehr als erregende Duft weckt blöderweise unselige Begehrlichkeiten. Trotzdem zwinge ich mich, seinem Blick herausfordernd standzuhalten. Sein Gesicht ist deutlich zu nah an meinem. Viel zu nah.
Frank schaut in die Runde.
„Na, Tussen aufreißen, was sonst? Mit einem exzellenten Menü erübrigt sich der Nachtisch von alleine …“
Er zwinkert anzüglich, wackelt mit den Hüften und macht mit den Ellbogen dazu eine unmissverständliche Geste, „Ihr wisst schon, was ich meine … hehe.“
Julia sieht aus, als müsse sie sich übergeben. Sascha verstummt mit offenem Mund und Friedrich windet sich sichtlich unangenehm berührt. Ich bin sprachlos.
„Das meinst du nicht im Ernst.“
Er nickt selbstgefällig:
„Aber klar doch.“
Jesus, mein Nachbar ist noch jämmerlicher, als ich befürchtete!
Wie zur Bekräftigung meiner bösartigen Gedanken ertönen draußen auf der Straße Gebrüll, Geschepper und Geschrei, untermalt von aufgeregtem Hundegebell. Der kleine Mann und Frau Krause bekunden einander mal wieder ihre Zuneigung.
„Du dämliche Kuh!“
„Lungerens woanders rüm, se ungehubbelte Mensch!“
„Mach´ das Guckloch zu und red´ mit deinem Sittich!“
„Ich rof de Polizei!“
„Nur zu, die können dich gleich mitnehmen!“
„Und so weiter“, murmele ich, während das Fenster zuknallt und das Kläffen allmählich in Winseln übergeht. Sascha steht unvermittelt auf.
„Also, ich gehe heim. Das Niveau hier sackt rapide ab.“
„Du hast völlig recht!“
Ich schließe mich sofort an und zerre die überrumpelte Julia jäh am Arm mit.
Frank sieht uns nach und hebt verständnislos die Hände.
„Was ist denn plötzlich?“
Lukas schüttelt den Kopf und hilft Vida in den Mantel.
„Wenn Du das nicht weißt, bist Du echt ein Idiot, Mann.“
14. Perlen vor die Säue
Ein lausiger Tag. Und ich habe lausige Laune. Die unschöne Szene von gestern vor Augen koche ich heute Vormittag mit Todesverachtung Spaghetti Bolognese. Die rostrote Farbe der Fleischsoße passt prima zu den Mordgelüsten, die ich hege, denke ich an Frank Sander. Mutti und Frau Krause schleichen um mich herum. Keine traut sich, mich anzusprechen. Das kommt mir sehr gelegen. Resolut rühre ich in dem Topf, sodass sich feine tomatenrote Tröpfchen auf meinem Shirt verteilen. Dabei weiß ich überhaupt nicht, warum er mich derart in Wut versetzt. Eigentlich kann Frank Sander mir gepflegt den Buckel runterrutschen.
Am Morgen kam ich nicht umhin, ihn zu beobachten, als er den Philodendron in einer blauen Mülltüte entsorgte. Die liebevoll gewässerte Pflanze ist offensichtlich in seiner Fürsorge ertrunken. Ich könnte schwören, dass er fast geweint hätte. Natürlich bilde ich mir das nur ein. Ein Frank Sander heult nicht, schon gar nicht wegen einer eingegangenen Blume. Was denke ich mir bloß. Der Prinz ist ein Frosch. Umgekehrt funktioniert das Prinzip einfach nicht. Gestern setzte er seinen Unverschämtheiten echt die Krone auf. Trotzdem verspürte ich Mitleid, als ich seinen traurigen Gesichtsausdruck im Fenster sah. Na, immerhin besitzt er ein Foto von seinem verstorbenen Kumpel.
Resolut lade ich einen Schwung Nudeln in einen tiefen Pastateller und gebe eine ordentliche Kelle Soße darüber. Mich umgeben unfreundliche Menschen, denen ich permanent Gutes tun will. Vielleicht sollte ich Brittas beruflichen Rat suchen. Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Draußen sitzt das andere Exemplar, welches an meinen Nerven zerrt und wie selbstverständlich auf sein tägliches Mittagessen wartet.
„Hallo kleiner Mann. Hallo Hund.“
Ich reiche ihm den Teller und warte wie jeden Tag auf das vernichtende Urteil. Hund schenkt mir einen treuherzigen Blick und leckt an meiner Wade. Sein Köpfchen fühlt sich seidenweich an. Schade, dass sein Herr keinen passenden Namen für ihn erübrigt. Jetzt zeigt er mir glücklich sein Bäuchlein und ich widerstehe der Versuchung, ihn zu kraulen.
„Penne Bolognese.“
Er nimmt sich einige Minuten. Wie immer schließt er die Augen, während er bedächtig zuerst an dem Gericht riecht, vorsichtig mit der Gabel die Nudeln aufnimmt, sie schnuppernd zum Mund führt, kaut, und kaut … und kaut. Ich hebe eine
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