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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Augenbraue. Der sagt ja gar nichts. Hund schaut genauso überrascht und wedelt zaghaft mit der Rute. Der kleine Mann probiert einen weiteren Bissen und nickt. Heißt das etwa …?
    „Mit Pastagerichten hast du´s nicht so. Wieso liest du nicht zur Abwechslung in deinen italienischen Kochbüchern, anstatt sie irgendwelchen Leuten anzudrehen?“
    Ich sehe ihn schweigend an. Schon seit geraumer Weile rumort ein Gedanke in meinem Hinterkopf. Wird Zeit, eine Theorie bestätigt zu wissen.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung nehme ich ihm den halb vollen Teller ab, noch eher er mit malmenden Backen danach greifen kann. Stelle ihn auf den Boden, woraufhin Hund sich sofort begeistert auf die unerwartete Gabe stürzt. Ich erinnere mich daran, wie Wut sich anfühlt, denke hilfsweise an Frank Sander, lege alle Kraft in mein Zwerchfell und hole Luft. Dann brülle ich los.
    „Machen Sie´s doch besser, Sie … Sie ... eingebildeter Fatzke! Große Reden schwingen und nichts dahinter, will ich meinen!“
    Der kleine Mann sitzt da wie vom Donner gerührt. Fast beschleicht mich das schlechte Gewissen. Er blinzelt und verzieht das Gesicht, als bereite ihm mein Anblick Schmerzen.
    Jetzt sortiert er umständlich seine Glieder. Steht langsam auf. Einen langen Moment sehen wir uns an wie Schlange und Kaninchen. Schließlich schnalzt er mit der Zunge und nickt:
    „Wenn´s hilft.“
    Er geht an mir vorbei über die Straße, gefolgt von Hund. Betritt das Cook & Chill unter wildem Glöckchengezeter und schlurft geradewegs Richtung Küche, ohne die Anwesenden eines Blickes zu würdigen. Sascha guckt entgeistert hinter ihm her.
     
     
    Ich setze mich auf die Treppe und zünde mir - in aller Ruhe, wohlgemerkt - eine Zigarette an. Durch die Glaswand werde ich Zuschauerin eines neuen Theaterstücks mit dem Titel: „Kleiner Mann ganz groß.“ Ich grinse und wende den Kopf betont zur gegenüberliegenden Straßenseite. Mein anderes Ich schaut im Gegenzug genauestens hin:
    An der Glastür zur Küche hält der kleine Mann ein. Zieht seine Lederjacke aus und lässt sie auf den Boden fallen. Steigt aus seinen Schuhen. Seine Socken bestehen aus nicht viel mehr als losen Fäden und die Zehen wackeln frei in der Luft. Er fasst nach der Kochschürze, die am Ständer hängt.
    „Mach Platz“, sagt er zu seinem Hund, der sich artig auf die Jacke seines Herrn legt.
    Mutti und Frau Krause werkeln einträchtig an der Spüle und beseitigen die Spuren des Mittagessens. Plötzlich wird die Türe aufgerissen und eine laute Stimme herrscht:
    „ALLE RAUS!“
    Mutti schrubbt ungerührt in ihren Topf weiter. Frau Krause hingegen verlässt fluchtartig und zu perplex für Widerworte den Raum durch die Hintertür. Der kleine Mann baut sich hinter Mutti auf.
    „SIND SIE TAUB? RAUS HIER!“
    Ich verkneife mir an dieser Stelle nur mit äußerster Beherrschung das Lachen. Mutti stellt die Kasserolle auf das Abtropfgitter, greift nach einer Schüssel und taucht diese vorsichtig ins Spülwasser. Er beginnt schimpfend, die Schubfächer aufzureißen und fieberhaft in Küchengeräten und Bestecken zu wühlen. Mit einem vernehmlichen Knall schubst er den Rollcontainer zur Seite und zieht die nächste Schublade auf. Dabei murmelt er unablässig finster vor sich hin.
    „So ´n Mist. Was ist denn das für ein Dreck? Ich find´ hier nix. Wo zum Henker ist ein vernünftiges Küchentuch???“
    Mutti hat indes die Schale zu ihrer Zufriedenheit gesäubert und bemerkt den kleinen wütenden Mann, der seinerseits ihre Anwesenheit komplett vergessen hat. Des Lippenlesens mächtig, fasst sie zielsicher an ihm vorbei ins Regal und reicht ihm ein Handtuch. Naturgemäß völlig immun gegen seine Lautstärke lächelt sie ihn an und beobachtet interessiert sein weiteres Tun. Der kleine Mann reißt sämtliche Messer aus dem Holzblock und unterzieht sie einer gnadenlosen Musterung. Keines hält seinem strengen Urteil stand. Fuchsteufelswild schleudert er das Letzte über die Arbeitsplatte.
    „Was soll ich mit diesen Billigstandarddingern anfangen???? Kein Wunder, dass …“
    Mutti tippt ihm vorsichtig auf die Schulter. Er fährt herum und schöpft Luft, um sie ordentlich zusammenzustauchen, als er die japanische Klinge bemerkt. Er kneift ein Auge zusammen und liest den eingeprägten Namen im Stahl. Nickt – was fast zufrieden aussieht - und nimmt mein Haiku an sich. Nun muss ich doch schlucken. Mutti zwinkert mir durch das Fenster zu.
    Innerhalb von fünf Minuten verwandelt der kleine Mann

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