Ausgerechnet Souffle'!
Schüler werden allmählich etwas größenwahnsinnig. Sechs Augenpaare sehen mich entrüstet an. Ich schaue grimmig zurück und zucke zum hundertsten Mal die Achseln. Gottseidank bleibe ich in meiner Erklärungsnot verschont.
Die Jalousie rattert nach oben und knallt vernehmlich gegen die metallene Oberkante der Befestigung. Es ertönt ein lautes „Ping“, gleichzeitig öffnet sich schwungvoll die Küchentür. Der kleine Mann rauscht auf schlitternden Fadensocken an uns vorbei, bückt sich, ohne einzuhalten nach seinen Schuhen und zieht Hund die Jacke unter dem Hintern weg.
„Essen steht auf dem Herd!“
Weg ist er samt Hund. Nicht ansatzweise macht er sich die Mühe einer Verabschiedung. Wie auf Kommando stürzen wir in die Küche in der Voraussicht auf das Schlimmste.
Es ist blitzsauber. Mutti hängt ein Küchentuch ordentlich über den Trockenständer und bindet die Schürze ab. Sie deutet ein Siegeszeichen an, als meine Lippen lautlos nach ihrem Befinden fragen. Frau Krauses Kopf erscheint zaghaft an der Hintertür. Wahrscheinlich lauerte sie die ganze Zeit dort, die Ärmste. Sie beschließt, dass die Luft rein ist, und tritt ein, nicht ohne weiterhin vorsichtig die Lage zu sondieren. Ihre Augen weiten sich erstaunt.
„Dat jläuv ich nit!“
Hm. Ja, ich kann es ebenfalls kaum glauben. Ich fühle mich ein wenig betäubt. Hier scheint tatsächlich alles in Ordnung zu sein. Die Arbeits- und Schrankoberflächen wurden gewienert und erstrahlen in mattem Glanz. Der Gasherd lässt die angeklebten Fettrückstände vermissen, die ich selbst mit viel gutem Willen nicht wegbekam. Sogar in den Schränken sind Vorräte und Gerätschaften systematisch sortiert. Auch der Fleischblock wurde abgesalzen, der Speckstein glitzert makellos grau im Neonlicht. Dr. Hennemann zieht sachte ein Messer aus dem Block und betrachtet fasziniert die frisch geschärfte Klinge. Auf dem Herd stehen etliche Töpfe, aus denen es verheißungsvoll duftet. Vida hebt den Deckel vom Fleischbräter und bewundert die dunkelbraune Bratenkruste. Julia taucht einen Löffel in die sämige Sauce. Ein Ausdruck erscheint auf ihrem Gesicht, unschwer als Verzückung zu deuten. Sie hält ehrfürchtig die Luft an.
„Das ist richtig lecker!“
In der Küche ist es mucksmäuschenstill. Meine Kochschüler betrachten mich ratlos. Mir fällt nichts Intelligenteres ein, als ein Lahmes:
„Nun, gekocht ist wohl schon.“
Allgemeines, zustimmendes Murmeln antwortet.
„Ran an die Buletten!“
Frank handelt wie immer frei von Skrupel und Zurückhaltung. Er schaufelt sich bereits begeistert Braten und üppig Gemüse auf den Teller. Seinem Beispiel folgend, kommt Bewegung in die Gruppe. Geschirr klappert unter lautem Hallo. Ersten Lachern folgen weitere.
Jemand reicht mir einen gelben Klebezettel, der auf der Arbeitsplatte haftet. Etwas irritiert lese ich:
„P.S. Weinempfehlung: 95er Sizeranne von Chapoutier.“
Sascha betrachtet nachdenklich das Szenario in der Küche. Alle anderen, mich eingeschlossen, fallen wie eine ausgehungerte Meute über das Essen her. Plötzlich fängt er an, zu lachen.
Wildschweinrücken an karamellisierten Feigen
Man nehme:
3 kg Wildschweinrücken,
60 g. Butterschmalz,
Salbei,
Wacholderbeeren (im Mörser zerstoßen),
300 ml. Weißwein,
500 ml Wildfond,
etwas Madeira,
2 Zwiebeln,
2 Bund Suppengemüse,
Kartoffelmehl,
Pfeffer, Salz,
12 frische Feigen,
200 g. Walnusskerne,
100 g. geschmolzene Butter,
Zucker,
Orangenmarmelade,
200 ml. Orangensaft,
2 Chilis,
Zimt, Orangenessig.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Das Wildschwein mit Pfeffer, Salz, Salbei und den Wacholderbeeren würzen. In Alufolie einschlagen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Die Zwiebeln und das Suppengemüse klein schneiden. Butterschmalz im Bräter erhitzen und das Wildschwein von allen Seiten anbräunen. Zwischendurch mit etwas Wein ablöschen. Zwiebeln und Gemüse hinzugeben und mit anbraten. Wildfond zugießen und bei geschlossenem Deckel ca. eine Stunde im Ofen garen. Braten dann aus dem Bräter nehmen und in Alufolie ruhen lassen. Für die Sauce den Bratensaft durch ein Sieb passieren, mit dem Kartoffelmehl leicht binden. Mit Madeira, Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Feigen schälen und halbieren. In einem Topf die Butter schmelzen und mit dem Zucker karamellisieren. Orangenmarmelade hinzugeben, Orangensaft angießen und aufkochen. Chilis zufügen und mitkochen, mit Zimt und Essig abschmecken. Feigen hineinlegen und kurz
Weitere Kostenlose Bücher