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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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bei niedriger Temperatur ziehen lassen. Zum Schluss die Nüsse hinzugeben.
    Das Fleisch von den Knochen lösen und in Scheiben schneiden. Mit der Sauce und den Feigen servieren.

Im Hauseingang gegenüber regt sich nichts. Das Dunkel liegt verlassen im angrenzenden Lichtkegel der Straßenlaterne. Während die kleine Kochgruppe lachend und scherzend längst anderen Themen die Aufmerksamkeit zuwendet, stehe ich am Fenster zwischen einer lichtleeren Regalnische. Mit den Gedanken bei der einzigen Person, die am Tisch in der gemütlichen Runde nicht fehlen sollte. Stumm folge ich dem Weg des kleinen Mannes durch die Stadt, Hunds Wärme an den Waden. Taste mich in ihn hinein, versuche nachzuempfinden, was er fühlt, wenn er Mülltonnen inspiziert und abwertende Blicke erntet. Wer bist du? Ein brillanter Koch, so viel steht fest. Was erzählt die Geschichte dazwischen?
    „Was wirst du tun?“
    Sascha stellt wie üblich eine einfache Frage.
    „Ich weiß es nicht.“
    Was leider der Wahrheit entspricht.
     
    Ich gleite auf den freien Platz an Dr. Hennemanns Seite. Er hält die sündhaft teure Weinflasche in der Hand, wirft mir einen raschen Seitenblick zu. Da ich nicht widerspreche, füllt er mein Glas erneut. Heute trägt er Jeans und ein schlichtes T-Shirt. Ohne Marke und protziges Emblem. Schau an. Tut sich da was? Wo hat er denn seinen Armani-Zweireiher gelassen? Ich begegne seinen freundlichen Augen und hege Hoffnung. Inzwischen sehe ich meinen ehemaligen Chef häufig lachen, oft sogar in meine Richtung. Als hätte es nie eine gemeinsame Vergangenheit gegeben. Vielleicht ist der Zeitpunkt günstig, die Dinge ad acta zu legen. Der Gedanke an ein klärendes Gespräch verliert allmählich an Bedrohlichkeit. Ob er sauer auf mich ist? Hoffentlich hat mein Patzer die Kanzlei nicht in den Ruin getrieben. Naja. Er könnte dann ja immer noch Koch werden.
    Ärgerlicherweise klingelt sein Handy, just als ich ansetze, die schon so oft durchdachten Sätze abzuspulen. Natürlich. Ich lasse die Luft enttäuscht aus meinen Lungen entweichen. Keine Unterredung also.
    Auf der Suche nach einem anderen Gesprächspartner fängt mich Julias schüchterner Blick. Auch sie wirkt heute gewandelt. Zwischen unserem ersten Zusammentreffen und dem Jetzt ist ihr das Grau abhandengekommen. Das schmal geschnittene Kleid betont reizvoll ihre schmalen Hüften und verzeiht mit seinem fraulichen Muster das Fehlen ebensolcher Attribute. Es dauert eine Weile, bis ich die eigentliche Veränderung erkenne. Sie trägt keine Brille und das Haar aufgesteckt zu einem lockeren Knoten, aus dem einzelne Strähnen entwischt sind. Nun sieht man deutlich, wie hübsch sie ist. Ihre blauen Augen strahlen beinahe silbern in der indirekten Beleuchtung. Die Hände zittern nicht wie sonst, sondern verweilen ruhig auf ihrem Schoß. Ihr Lächeln offenbart eine ungezierte, natürliche Schönheit, die nicht nur ich bemerke. Sascha kann sich kaum von ihr abwenden.
    Leider zerstört der garstige Frank diesen Augenblick. Unverkennbar nahm er sich die Weinempfehlung des kleinen Mannes zu herzen, oder besser an die Kehle. Seine Iris schimmert grünlich, als er sich seitlich an Julia heranpirscht. Ungläubig sehe ich zu, wie sich seine Hand in einem günstigen Moment blitzschnell auf ihr Knie legt. Julia fasst nach seinen Fingern. Das anzügliche Feixen erstirbt, als sie seine Rechte sanft, aber nachdrücklich zur Seite schiebt. Einziges Zeichen ihrer Nervosität ist ein leichtes Vibrieren in ihrer Stimme, die sich erstaunlich laut erhebt.
    „Lass mich in Ruhe, Frank.“
    Frank rückt noch näher. Seine Ignoranz ist unfassbar.
    „Stell dich nicht so an, hübsches Hühnchen“, schnurrt er und wirft merkwürdigerweise mir dabei einen provozierenden Blick zu.
    Friedrich wischt sich gemächlich mit der Serviette über das Kinn und steht kauend auf. Sascha hält mitten im Gespräch mit Lukas ein. Ich öffne den Mund. Die Rüge bleibt mir im Hals stecken. Julia strafft bereits den Rücken. Sie schubst Frank fort und gleitet katzenartig von ihrem Sitz.
    „Ich heiße Julia.“ sagt sie bestimmt und geht hinaus.
    Saschas Stuhl fällt mit einem dumpfen „Klonk“ auf die Fliesen, als er aufspringt, um ihr hinterher zu laufen. Dr. Hennemann beendet sein Telefonat und schaut verwirrt in die totenstille Runde.
     „Habe ich etwas verpasst?“
    Frank Sander zuckt die Schultern und hebt die Weinflasche.
    „Wer will noch einen Schluck?“
     
    *
     
    Ich kann nicht einschlafen. Nachdem ich

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