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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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bis die Oberschicht leicht fest geworden ist. Die Crème abkühlen lassen und mit Zucker bestreuen.
    Das Ganze noch mal kurz im Backofen bei Oberhitze karamellisieren oder mit einem kleinen Bunsenbrenner überkrusten.

Nochmals zur Erinnerung: Bei Crème brulée brüllt keiner. Außer, der Koch hat nicht raus, wie der Bunsenbrenner funktioniert …
    Das Viertel, in dem ich wohne, gilt nicht gerade als die beste Adresse in Köln. Das liegt vor allem an der zunehmenden Anzahl unserer eingewanderten Mitbürger, die eben gerne unter sich bleiben. Zugegeben, ich komme mir zuweilen vor, als schlendere ich durch Antalya. Aber ich mag es. Meine türkischen Nachbarn begegnen mir ausgesprochen freundlich. Was ich von manchem meiner Landsleute nicht behaupten kann. Mit weiteren Ausführungen möchte ich mich hier nicht in die Nesseln setzen. Ein jeder nach seiner Fasson. Unpopuläre Stadtteile besitzen jedoch einen unschlagbaren Vorteil für Leute wie mich. Man bekommt zu zahlbaren Konditionen ein hübsches Domizil in einer ruhigen Straße direkt am Rhein.
    Wer durch meine rote Haustür tritt, setzt seine Füße auf bunte Mosaikblumen. Man geht eine steinerne Wendeltreppe hinauf. Und das, je nach Ausdauer, zirka fünf Minuten. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Stadtwohnungen an Qualität gewinnen, je mehr Treppen man steigt. Unten residiert es sich dunkel und kalt. Oben genießt man Licht und Weitblick. Ich sitze Stunden auf meinem Balkon, zähle die Häuserdächer und bilde mir ein, Karlsson vom Dach vorbeifliegen zu sehen. Mitunter höre ich das Knattern seines Rückenpropellers. Besonders abends, wenn überall Lampen brennen und ich mich in die Wohnungen denke, finde ich das spannender als Marienhof. Ich habe mir den Luxus geleistet und Parkettboden verlegt. In Honigbraun. Eine wunderbare Farbe, die sogar nach Bienen riecht. Mein Reich ist nicht groß. Zwei Zimmer genügen meinem kleinen Dasein.
    Die Menschen besitzen viele Dinge, die sie für sich als wertvoll erachten. Sie bezeichnen entweder den zweiundfünfzig Zoll Plasma-TV oder die Stereoanlage von Bang & Olufsen als ihnen lieb und teuer. Man steckt sein Geld in eine Designercouch von Le Corbusier, vielleicht auch in ein scheußliches Gemälde, das sich mit einer berühmten Signatur herausredet.
    Mein kostbarster Schatz heißt Küche. Ich betrachte sie nicht nur als das Herz meines Heims. Sie drückt schlicht meine Persönlichkeit aus. Hier steht mir alles zur Verfügung, um selbst Jamie Oliver vor Neid erblassen zu lassen. Zum Beispiel penibel gepflegte Töpfe und Pfannen jedweder Art. Meine Geschirrtücher tragen handbestickte Initialen und sogar für Linkshänder findet sich das passende Schälmesser in meiner Besteckschublade. Wenn ich mir also den rechten Arm bräche, so hinderte mich das nicht am Zwiebelschneiden. Ich kann kunstvolle Kleeblätter aus Butter stanzen oder Herzchen aus Melonen. Was ich allerdings nie mache. Ich finde das ausgesprochen albern. Köche, die enormen Aufwand auf Dekoration verwenden, wollen den Gast nur von einem mittelmäßigen Gericht ablenken. Aber ich könnte. Mein Müsli schmeckt immer perfekt und nie nach Knoblauch, da ich für jedes Lebensmittel ein spezifisches Messer und Schneidebrett benutze. Ich arbeite ausschließlich mit Gas. Der unscheinbare Herd kostet so viel wie mein Auto. Was Letzterem nicht schmeichelt, ist mir klar. Wer sich jedoch einmal mit meinem Gasherd vergnügte, will im Regelfall nichts anderes mehr. Er ermöglicht die absolute Kontrolle über das Gelingen einer Speise. Egal, ob es Wokgemüse oder Rumpsteaks betrifft. Dreht man den Hahn auf, wird mit dem Aufflammen der blauen Zunge die Pfanne unmittelbar heiß. Langsames Erwärmen von Öl, bis es die richtige Temperatur erreicht, ist passé. Kein Verkochen oder Anbrennen, weil das Ceranfeld noch übermäßig Hitze abstrahlt. Mit Gas zu Werk zu gehen, bedeutet schlichtweg ehrlich zu kochen.
    Als Kind besaß ich ein Puppenhaus, das mein Vater geschreinert und meine Mutter liebevoll mit weißen Möbeln und Miniaturnippes ausgestattet hatte. In der winzigen Kochzeile klebte eine grüne Tapete mit Gänseblümchenmuster. Tatsächlich fand ich einen solchen Wanddekor im Baumarkt. Das Holzhäuschen landete längst auf dem Sperrmüll. Sehr zu meinem Leidwesen. Ungeachtet dessen - meine Puppenküche ist heute Wirklichkeit. An dem Zweimeter-Eichenholztisch findet mein gesamtes Leben statt. Ich arbeite sogar hier. Wenn der Platz es zuließe, würde ich meine

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