Ausgerechnet Souffle'!
rosige Frau Meininger. Sie weint und Sascha redet beruhigend auf sie ein. Ich hoffe sehr, dass ihr Kummer nicht diesem Trottel Frank zuzuschreiben ist. Zum x-ten Mal hadere ich damit, ihm sein Geld zurückzugeben und ihn aus dem Kochkurs rauszuschmeißen. Stets verwerfe ich diese Absicht in der Hoffnung, dass sich in irgendeiner Form eine wundersame Wandlung mit ihm vollzieht. Der gute Kern in ihm muss doch irgendwann zu Tage treten.
Die beiden schweigen verlegen, als ich ihnen den Kuchen bringe und trotz aller Neugier ziehe ich mich in Richtung Küche zurück, um nach Julius zu schauen. Unterwegs beuge ich mich zu Hund herunter und streichle sein weiches Fell. Er wedelt freundlich und legt seinen Kopf sofort wieder geduldig auf die Pfoten. Den ganzen Tag liegt er brav und unauffällig auf der alten Decke, die ich ihm geschenkt habe, und wartet, bis sein Herr mit der Arbeit fertig ist. In der Küche bietet sich ein ungewohnt friedliches Bild. Mutti und Julius stehen einträchtig nebeneinander, reden mit den Händen und schnuppern. Tatsächlich. Sie testen Gewürze. Ich schließe leise die Tür. Offensichtlich bin ich heute überall überflüssig. Irgendwie gefällt mir das. Ein guter Zeitpunkt, mich ins Büro zu begeben und die Monatsabrechnung fertigzumachen.
In meinem Arbeitszimmer schrillt wohl schon seit geraumer Weile das Telefon. Der Anrufbeantworter blinkt vorwurfsvoll und auf dem Sichtfenster der Telefonstation springt mir entrüstet eine rote Acht entgegen. Es gibt Menschen, die können allein am Klingeln erkennen, wer anruft. Ich gehöre natürlich nicht dazu. Weder vermag ich es, Löffel zu verbiegen, noch meiner Mutter über Kilometer hinweg zu „telepathieren“, ihr neues Chili-Gewürz bloß nicht „Scharfgemacht“ zu nennen. Leider sehe ich Zukünftiges nur vage und Gläserrücken klappte schon in meiner Jugend nie ohne Schummeln. In letzter Zeit verzichte ich auf Prophezeiungen, ja, stelle nicht einmal mehr Vermutungen an. Wenn ich an meine derzeitigen intuitiven Fähigkeiten denke, taucht unweigerlich das Gesicht von Frank Sander vor mir auf und so verlege ich mich lieber aufs Kuchenbacken oder Kartoffelschälen. Um jedoch beim Thema zu bleiben: Ich glaube nicht, dass mein Telefon so klingt, als rufe Britta an.
„Hallo Britta.“
„Hey! Ich hab ´ne Vernissage aufgetan!“
Oh super. Sie hat meine E-Mail erhalten und prompt gehandelt. Endlich geht es vor die Tür. Ich werde ganz aufgeregt und wippe bekräftigend mit dem Stuhl.
„Wann?“
„Morgen Abend. Ich hole dich ab. Und vorher gehen wir gepflegt einen Cocktail trinken.“
„Ich liebe dich, Britta!“
Ein nasser Kuss trifft den unschuldigen Hörer.
„Bäh. Bis morgen, du Nuss.“
Ich reibe mir vergnügt die Hände. Zeit für den längst fälligen Frisörbesuch beim Stylisten meines Vertrauens.
17. Haarscharf
Die wenigsten Männer können nachvollziehen, wie Frauen es schaffen, stundenlang beim Frisör zu sitzen, ohne sich dabei zu Tode zu langweilen. Das liegt daran, dass Männer das Haare schneiden als eine rein zweckgerichtete Angelegenheit betrachten, die allenfalls eine Viertelstunde benötigen sollte. Für die Frau hingegen bedeutet ein Frisörbesuch weitaus mehr als das Zurechtstutzen unerwünschten Haarwerks. Es ist in etwa so, als vergleiche man einen Fastfoodschalter mit einem sündhaft teuren Restaurant. Natürlich wird man auch von einem Hamburger satt. Das wahre Wesen eines Frisörbesuchs erschließt sich erst, wenn dieser als umfassendes GourmetMenü begriffen wird. Dies beginnt bereits bei der individuellen Beratung, für welches Gericht man sich entscheiden möchte. Hat die Kundin einen passenden Schnitt gewählt, wird sie zuerst mit einem gefälligen „Amuse Geule“ des Hauses verwöhnt. Die minutenlange Kopfmassage während des sorgfältigen Einshampoonierens dreht mir regelrecht die Zehennägel nach außen, so großartig finde ich das. Als ersten Gang serviert man eine nach Orange und Sanddorn duftende Intensivkur, deren wunderbares Aroma fast den Rest des Tages anhalten wird. Im Zwischengang werde ich von meinem persönlichen, schwulen „Kellner“ mit Frauenzeitschriften und Latte verhätschelt.
Ich bin keine Freundin von Klischees, echt nicht. Die Realität zeigt jedoch, dass das Berufsbild des Haarstylisten nicht nur theoretisch ein Magnet für die Jungs vom anderen Ufer ist. Ich betrachte es als Kompliment für die Sorte Mann, die offensichtlich einen Sinn für Pflege und Ästhetik
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