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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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besitzt, was manchem „ganzen Kerl“ erheblich abgeht. Im Gegenteil, ich schätze es sehr, mit Benno sogar über meine Lektüre diskutieren zu können, die Männer im Allgemeinen als „Weibskram“ abtun und milde belächeln. Völlig Brause, ob es um Schönheitstipps, Kochrezepte oder Klatsch geht. Unter Umständen ist die Frage existenziell, ob man beim ersten Date das kleine Schwarze oder lieber das biedere Blümchenkleid trägt oder besser Scampi als Schweinelende serviert. Welcher Promi mit wem und mit wem gerade nicht rummacht, unterhält nicht nur, sondern schult uns Frauen in grundlegender, männlicher Psychologie. Mein Frisör kann bei allen Themen mithalten. Weil er nämlich selbst wie eine Frau tickt. Ich rate jedem Mann, sich einmal ernsthaft mit einer Frauenzeitschrift auseinanderzusetzen, will er das Mysterium Weib lüften.
    Beim Färben und Augenbrauenzupfen erfahre ich also all den Tratsch aus der Regenbogenpresse, für den ich neuerdings keine Zeit mehr finde. Bin ich auf dem Laufenden, wer wen geheiratet hat und wie wessen neuer Hund heißt, geht es zum Hauptgang. Immer wieder fasziniert mich, wie präzise und geschickt mein Stylist Benno mit der Schere umzugehen weiß. Ein bisschen wie ein japanischer Koch, der vor den Augen des Gastes auf heißer Platte Kugelfisch zubereitet und dabei die Messer durch die Luft wirft. Erlebnisgastronomie schlechthin. Und nur im schlimmsten Fall sieht man danach wie ein Kugelfisch aus. Zum Dessert gibt es einen wohlig warmen Heißluftföhn, der aus meinen dünnen leblosen Haaren eine füllige, energievolle Frisur zaubert. Und während des gesamten Menüs erhalte ich zudem eine mitfühlende, aufbauende Betreuung von Benno, der mich unablässig „Liebelein“ nennt. Was bitte will frau mehr?
    Genau aus diesen Gründen bezahlt eine Frau im Übrigen auch in etwa das Fünffache für einen Haarschnitt wie ein Kerl. Weil wir einen Hamburger von einem GourmetMenü zu unterscheiden wissen. Und uns bestenfalls den Psychologen sparen.
     
    Ungefähr beim dritten Gang lehne ich mich entspannt in meinem Sitz zurück und nippe an meinem köstlichen Milchkaffee. Das mir verordnete Strähnchenmittel muss eine halbe Stunde lang einwirken. Benno nötigte mich netterweise auf einen Logenplatz direkt am Fenster mit Blick auf die belebte Ehrenstraße. Mein Horoskop verspricht eine aufregende Begegnung mit einer wichtigen Person und rät mir, die Augen offen zu halten. Natürlich sind diese Drei-Zeilen-Weissagungen ausgemachter Humbug. Die one-sized Prophezeiungen passen auf alles und jeden. Kein intelligenter Mensch gibt etwas auf diesen Blödsinn. Angestrengt fixiere ich die Passanten, die eilig die Einkaufsstraße entlang flanieren.
    Mich trifft fast der Schlag, als ich Frank Sander erspähe. Automatisch rutsche ich tiefer in den Sessel und halte mir die Zeitschrift vor die Nase. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Ich werfe einen kurzen Blick auf das Schiebetischchen, auf dem Bennos Scheren liegen. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, ein Guckloch in das Gesicht von Boris Becker zu schneiden. Leider ist mein Frisör direkt neben mir mit einer anderen Kundin zugange. Benno fände es unverzeihlich, falls ich seinem Bobbele wehtäte. Vorsichtig klappe ich die obere Ecke meiner Zeitung um. Tatsächlich. Da draußen lehnt unverkennbar mein Nachbar an einem parkenden Auto. Wohlgemerkt, an meinem parkenden Auto. Und er ist nicht allein. Neben ihm steht eine Frau. Eigentlich steht sie mehr vor ihm. Reichlich nah vor ihm. Auch wenn ich sie nur von der Seite ausmachen kann, finde ich sie ziemlich hübsch. Mit Modellmaßen und langen, dunklen Haaren. Irgendetwas an ihr ruft eine vage Erinnerung in mir wach, die ich nicht einzuordnen weiß. Jetzt lachen sie beide und er legt vertraulich den Arm um ihre Hüfte. Ich senke das Blatt ein wenig und rutsche in eine aufrechtere Position, um besser sehen zu können. Die küssen sich doch nicht etwa? Genau in diesem Augenblick dreht Frank sich in meine Richtung und schaut ins Fenster. Völlig perplex hebe ich die Hand. Und winke. Die Überraschung in seinem Gesicht ist deutlich, aber vermutlich von meinem Ausdruck nicht zu übertreffen. Ganz abgesehen von meinem Aussehen. Benno hat mir eine Aloe-Vera Maske für strahlenden Teint verpasst und meine Haare in Silberpapier gelegt. Ich bin ein Alien. Oder eine Radiostation. Zu allem Unglück fängt es nun auch noch an, auf meinem Schädel zu knistern. Benno kreischt plötzlich so etwas wie

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