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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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„haaach...der Heizstrahler!“ und hüpft um mich herum, während mein Kopf Funken sprüht.
    Es gibt Momente im Leben, da wünscht man sich, der Boden möge sich auftun. Ein Ufo könnte sich vom Himmel senken und mich entführen. Meinetwegen sogar für fiese Experimente. Oder der Helikopter aus der Coca Cola Werbung herab trudeln, um seine Spezialagentin aus prekärer Lage zu retten. Nichts dergleichen geschieht. Kein Sondereinsatzkommando, keine Außerirdischen. Stattdessen sitze ich wie angewurzelt mit schreckgeweiteten Augen in meinem Frisierstuhl und komme mir vor wie auf meiner eigenen Hinrichtung, während meine Haare in Flammen aufgehen. Mitsamt meinem Selbstbewusstsein, wie ich nicht zu betonen brauche.
    Minuten später ist der ganze Spuk vorüber. Benno hat den Stecker gezogen und mit einem feuchten Handtuch den Brand gelöscht. Ein ekelhafter Geruch schwebt in Schwaden blauen Dunstes über mir. Frank Sander schlenderte grinsend mit seiner schönen Begleitung davon. Nicht, ohne mir noch einmal zuzuwinken, was die Illusion zerstörte, dass er mich nicht erkannt hat. Er hat mich sehr wohl erkannt. Leider.
     
    *
     
    Dieser Frisörbesuch war der Billigste meines Lebens. Und der Traumatischste obendrein. Benno hat unter Gejammer und tausendfacher Entschuldigung meine Haare irgendwie gerettet. Auch wenn ich jetzt weniger davon aufweisen kann, als beabsichtigt, steht mir der Kurzhaarschnitt zum Nulltarif gar nicht übel. Ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost. Ob sich allerdings meine psychische Verfassung wiederherstellen lässt, wage ich vorerst zu bezweifeln. Britta bricht beinahe vor Lachen zusammen, als ich ihr von meinem unseligen Erlebnis erzähle und ihr Mann Andreas schenkt mir mitleidig noch einen ordentlichen Schluck Wein ein. Obwohl ich das Gefühl nicht loswerde, die beiden bei einem Schäferstündchen zu stören, freue ich mich, bei meinen Freunden unterkriechen zu dürfen. Britta streichelt mir trostspendend den Rücken, selbst wenn ihr Gekicher wenig hilfreich ist, und Andreas verzieht sich, nachdem er sich überzeugte, dass ich genug Alkohol im Glas habe, diskret in sein Studio. Wahrscheinlich komponiert er mittels meiner Anregung ein Lied über Aliens. Oder Frisöre.
    Ich mag Brittas Angetrauten, der mich immer ein bisschen wie eine kleine Schwester behandelt. Meist zwinkert er amüsiert und macht mir hinter Britta geheime Zeichen der Verbrüderung, während seine Frau unermüdlich versucht, einen besseren Menschen aus mir zu machen. Doch das ist ein Geheimnis. Andreas Kern verkörpert eines jener seltenen Exemplare seiner Gattung, die frau als Diamanten zwischen lauter Kieselsteinen deklarieren würde. Ausgestattet mit zwar spärlichen äußerlichen Attributen, besticht er mit einem innerlichen Luxuspaket, dass meines Erachtens keine Wünsche offen lässt. Ein Autokenner würde ihn als den Volvo unter den Männern bezeichnen. Groß, zuverlässig, mit Rundum-Aufprallschutz und intelligentem, harmonisierendem Fahrwerk. Und witzig ist er obendrein. Das hat aber nichts mit Autos zu tun. Kein Wunder, dass Britta ihn gleich vom Fleck weg geheiratet hat, denke ich neidisch. Und prompt fange ich an, zu heulen.
    Meine Freundin sieht mich stumm an. Sie legt den Kopf schief und räuspert sich dann doch.
    „Du magst ihn.“
    Das sagt sie eine Spur zu wissend. Ich schnüffle und schüttle vehement den Kopf.
    „Ich mag den Kerl von gegenüber. Aber den im Kochkurs kann ich nicht leiden. Er ist so ... so ...“ ich suche nach Worten, finde nur nicht die passenden.
    „Scharf?“, ergänzt Britta trocken.
    Ich nicke heftig und trompete lautstark in mein Taschentuch.
    „Das war so peinlich“, stöhne ich und erneut erlebe ich die Szene im Frisörsalon.
    „Ach was, “ Sie lächelt sanft, „das war Katta in Reinform. Wer dich wirklich mag, der liebt genau dieses Chaotische an dir.“
    Wie meint sie denn das jetzt schon wieder?
     
    Nach einer Stunde verlasse ich unbedeutend getröstet aber reichlich angetrunken die Wohnung meiner Freundin. Ich komme nicht umhin, böse Miene zum guten Spiel zu machen. Der vierte Kochkurs beginnt an diesem Abend. Wie es aussieht, muss ich so tun, als hätte mein Nachbar mich heute nicht in Gestalt einer Außerirdischen zu Gesicht bekommen. Selbst wenn es mir die Schamesröte auf die Wangen treibt und ich vermutlich nicht ein Wort an Frank richten werde. Doch der Alkohol verschafft meinem erhitzten Gemüt ein wenig Gelassenheit.
     
     
    Kaum im Cook & Chill

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