Ausgerechnet Souffle'!
auseinanderzusetzen. Noch einen Schluck?“
Ich nicke abwesend. Gar nicht so dumm, was Friedrich da sagt. Hm. Ich sehe zu Frank hinüber, der sich mit Johannes unterhält. Ob das bei ihm auch funktioniert? Aber ich vergesse, dass ich mit Frank Sander überhaupt nicht reden will. Erst recht nicht in der dritten Person.
Julias Augen schimmern golden, als sie Sascha ansieht. Nein. Das wäre falsch ausgedrückt. Als sie ihn anhimmelt. Dabei habe ich doch noch gar nicht angefangen, die beiden zu verkuppeln. Wie unfair. Britta taucht wieder vor mir auf. Habe ich´s dir nicht gesagt? Misch dich nicht ein. Es kommt schon, wie es soll. Eine zarte Röte überzieht Saschas Wangen. Wir sollten uns schleunigst vom Tisch verziehen und die Turteltäubchen allein lassen.
„Komm Friedrich, wir suchen ein Kochrezept für Froschschenkel ...“
Friedrich fällt fast vom Stuhl, als ich ihn ruckartig am Ärmel ziehe.
„He, Hühnchen!“
Franks Stimme schallt von der anderen Seite der Küche herüber. Julia merkt auf und erstarrt. Er hält zwei goldbraune Hühnerbrüste vor sich und tanzt albern auf und ab.
„Sind deine Titten ungefähr so klein oder noch kümmerlicher?“
Sprachlosigkeit. Etwas piept in meinem linken Ohr, im Rechten rauscht mein Puls. Unbändige Wut kocht in mir hoch. Der klägliche Kontrollversuch meines Gehirns wird sofort unterdrückt, das andere ist weitaus stärker. Mein Körper bewegt sich automatisch in Franks Richtung, um eine geballte Faust zwischen seinen Rippen zu platzieren. Doch jemand reagiert schneller. Der schmächtige Sascha streckt Frank mit einer sauberen Rechten zu Boden. Ich juble innerlich und mache ein betroffenes Gesicht. Vida kichert nervös.
Und Lukas sagt trocken in die Stille:
„Halt´ die Klappe, du Idiot.“
*
Es dauert genau drei Minuten und achtundvierzig Sekunden, bis Frank zu sich kommt. Er liegt lang ausgestreckt am Boden und um ihn herum, in einem stummen Halbkreis aufgereiht, stehen meine Schüler. Keiner macht Anstalten, nach ihm zu sehen oder ihm gar zu Hilfe zu eilen. Die Situation besitzt etwas Skurriles, so, als betrachteten wir ein gefährliches Tier in gebührendem Abstand. Während dieser atemlosen Zeitspanne addiere ich im Geiste seine verbalen Verfehlungen und subtrahiere, was zu seinen Gunsten spricht. Das Ergebnis siedelt weit im Minusbereich. Also ziehe ich die logische Konsequenz. Ohne nachzudenken, stürme ich in mein kleines Büro und entnehme meiner Kasse zwei Scheine. Just als Frank sich aufrappelt und ansetzt, sein Schandmaul erneut zu öffnen, halte ich ihm das Geld entgegen.
„Verschwinde. Deine Anwesenheit ist hier nicht länger erwünscht.“
Meine Stimme klingt rau und meine Worte kommen mir eine Spur zu gestelzt vor. Einen Wimpernschlag lang lese ich den Hauch einer undefinierbaren Emotion in seinen Augen. Hat er tatsächlich Schuldgefühle? Doch der Moment geht vorüber, genauso rasch, wie er kam. Wortlos nimmt Frank die zweihundert Euro aus meiner Hand. Dabei berühren seine Finger meine Haut. Ich kann nicht verhindern, dass ich zurückzucke. Ein blasiertes Lächeln erscheint auf seinem schönen Gesicht, das ich plötzlich abstoßend finde.
„Ihr seid sowieso ein völlig indiskutabler Haufen.“
Sagt es und dreht sich um.
„Natürlich“, Sascha öffnet ihm zuvorkommend die Tür, „dann wird es ja auch Zeit.“
Erst als Frank Sander mit einem letzten verächtlichen Lachen und erhobenen Hauptes gegangen ist, verzieht sich Saschas Gesicht schmerzvoll. Mit einem schiefen Lächeln reibt er sich die schmerzende Hand, die eben noch niederschmetternde Wirkung zeigte.
„Aua. Das tat vielleicht weh.“
Ich ignoriere das Ziehen in meinem Brustkorb und verstecke meine zittrigen Hände hinter dem Rücken. Stattdessen erwidere ich unverfangen Friedrichs betroffenen Blick. Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Ich möchte wirklich nicht wissen, was er sagen wollte. Beziehungsweise brauche ich nicht zu hören, was ich selbst weiß. Nämlich dass mir das, was gerade passierte, alles andere als egal ist.
Und dann werden wir alle Zeuge einer wunderbaren Szene, eigentlich viel zu kitschig, um erzählt zu werden. Ich tue es trotzdem, weil es mich ablenkt.
Julia tritt auf Sascha zu, nimmt sein überraschtes Gesicht in beide Hände, hält einen Moment inne. Und küsst ihn so gefühlvoll, dass ich vor Neid erblasse.
20. Sushi original
Ich interessiere mich nicht sonderlich für Malerei. Das heißt nicht, dass ich bunte
Weitere Kostenlose Bücher