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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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trotz aller Morbidität seltsam schön ist. Zwei Kinder, die sich ansehen, als teilten sie ein Geheimnis. Nicht nur die Aufnahmen selbst sind magisch. Am beeindruckendsten finde ich die Tatsache, dass der Fotograf völlig darauf verzichtet, jedwede Information an den Bildern anzubringen. Nirgendwo entdecke ich einen Schriftzug. Ich schüttle langsam den Kopf. Ich muss unbedingt wissen, wer der oder die Könnerin ist. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, eines der Bilder zu kaufen. Wenn ich nur wüsste, welches.
    Hinter einem Paravent höre ich einen erstickten Aufschrei. Rasch gehe ich einen Schritt um die Ecke. Meine Freundin steht wie angewurzelt vor einer weiteren Bildserie. „Schöne Aussichten“ lautet der Titel, unter dem verschiedene Abbildungen derselben Frau in einer vertikalen Linie an der Wand angebracht sind. Etwas beginnt in meinem Hinterkopf zu pochen, als ich die obere Aufnahme betrachte. Beim letzten Foto angekommen, ist das leise Pulsieren zu einem dumpfen Schlagen hinter meiner Stirn angeschwollen. Die Person darauf kommt mir nicht nur vage bekannt vor.
    Britta schaut mich stumm an. Dann ebenso wortlos die Bilder. Und wieder mich. Ihre Lider flattern. Das tun sie immer, wenn sie nervös ist.
    „Katta, das bist du.“
     
    Die Tatsache ist nicht zu verleugnen. Das Gesicht ist zwar auf keiner Fotografie exakt zu erkennen, weil es entweder im Schatten liegt oder von einem Gegenstand verdeckt wird. Ein Fremder brächte diese Frau keinesfalls mit Katharina Lehner in Verbindung. Doch das da ist eindeutig meine Nase, die da unter dem Fernglas hervorspringt. Davon abgesehen auch mein Fernglas, das ich längst bei eBay hätte versteigern sollen. Zweifelsfrei spannt sich mein Rock über einen zugegebenermaßen schönen Hintern, obwohl der Rest meiner Wenigkeit kopfüber in einem Hundefutterregal verschwindet. Mit Bestimmtheit gehört das möhrenbeschmierte Antlitz ebenso zu mir wie der fransige Haarschopf, der hinter einem Berg Papiermüll hervor lugt. Zuerst überzieht eine feine Gänsehaut meine Arme, dann fühlt es sich unvermittelt wie eine Verbrennung an.
    „Das ist ja wohl nicht wahr.“
    Der Satz klingt reichlich lahm. Auch irgendwie ärgerlich. Und gleichzeitig geschmeichelt. Vor allem aber bin ich ausgesprochen verwirrt. Britta hält mir stumm das Faltblatt zur Ausstellung entgegen. Mir ist völlig klar, was ich lesen werde. Der kühn geführte Schriftzug macht lediglich amtlich, was längst Gewissheit ist. F. Sander.
     
    Britta bricht unversehens in hysterisches Kichern aus. Ich weiß überhaupt nicht, was plötzlich in sie fährt. Schließlich hat F. Sander mich in den peinlichsten Momenten meines Lebens für ein breites Publikum verewigt. Und damit der Lächerlichkeit preisgegeben. Leider komme ich nicht dazu, sie zurechtzuweisen oder zu fragen, was mit ihr los ist. Jemand packt mich jäh von hinten und umfasst meinen Arm wie einen Schraubstock. Ein grober Ruck, schon stolpere ich dem reichlich wütend dreinblickenden Türsteher hilflos hinterher. Mein schwacher Protest verhallt unter Brittas durchgedrehtem Lachanfall, die von dem nicht minder böse aussehenden Concierge vor mir her geschubst wird.

Das einzig wahre Sushi
     
    Man nehme:
     
    eine aktuelle Ausgabe des Branchenbuches, 
    ein Telefon oder Mobilfunkgerät.
     
    Zuerst spüre man in dem Telefonbuch unter der Rubrik Gaststätten ein japanisches Restaurant mit Bringdienst auf. Anschließend wählt man die dort verzeichnete Nummer mit dem Fernsprechgerät und warte, bis am anderen Ende jemand abnimmt. Wenn man Glück hat, ist man nun in der Lage, den Gesprächspartner zu verstehen. Das kommt allerdings selten vor. Die deutsche Sprache ist dem asiatischen Wortgebrauch leider nicht optimal angepasst. Hilfreich ist es, laut, langsam und deutlich zu sprechen, damit nicht etwa der Nachbar von gegenüber versehentlich mit köstlichen Häppchen beliefert wird. Man bestelle nun aus dem deliziösen Sushiangebot nach eigenem Geschmack, gerne verschiedene Sorten und davon reichlich. Zu empfehlen ist eine Miso-Suppe vorneweg. Je nach Einzugsgebiet ist das Sushi innerhalb von 30 oder 60 Minuten verzehrfertig.
     
    Sollte der enthusiastische Hobbykoch nun enttäuscht den Kopf schütteln, möchte ich diesen oder diese freundlich auf Folgendes hinweisen: Schminken Sie sich die unwahrscheinliche Vorstellung ab, jemals in der Lage zu sein, ein wirklich gutes Sushi selbst herstellen zu können. Sushi ist Meisterware. Das können de facto nur die

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