Ausgerechnet Souffle'!
Trank, Herr Kommissar. Sie sollten im Übrigen deutlich weniger CSI gucken und über ein Gespräch mit einem Fachmann nachdenken. Als Therapeutin vermute ich eine ausgemachte Persönlichkeitsneurose bei Ihnen, die eingehender Behandlung bedarf.“
Oh weh. Jetzt grinse ich doch. Sie sagt ihm gerade tatsächlich, er sei ein Fall für die Couch. Der Hotelmanager erhebt sich ebenfalls und zeigt konsterniert mit dem Finger zur Tür.
„Gehen Sie.“
Das muss man uns nicht zweimal sagen. Ich kann es nicht lassen. Noch im Hinausgehen werfe ich Steffi zwinkernd eine Kusshand zu.
Draußen steckt sich Britta zwei Zigaretten zwischen ihre blutroten Lippen. Sie zündet beide an, um mir dann eine davon zu reichen. Erst nach einem rauchdurchwirkten Atemzug entspannt sich ihr blasierter Ausdruck und macht der wahren Britta Platz. Ob sie jemals über eine Schauspielkarriere nachgedacht hat?
„Andreas ist also Anwalt und heißt Johannes.“
Brittas Mann ist Musiker. Er jongliert mit Noten und sicherlich nicht mit Paragraphen.
Britta zuckt die Schultern.
„Kam aber gut, oder?“
„Na, ob Dr. Hennemann das auch findet, wage ich zu bezweifeln.“
Meine Worte triefen vor Ironie, während meine Gedanken ganz woanders hin driften.
Britta geht gar nicht darauf ein.
„Was veranstalten wir jetzt mit deinem Nachbarn?“, fragt sie mehr interessiert als ratlos. Ihre Augen schimmern erregt dabei.
„Keine Ahnung.“
„Der steht auf dich.“
Mit einem schnellen Seitenblick schnippt sie die Asche auf den roten Läufer vor dem Hoteleingang.
„Sieht so aus.“
Obwohl ich nicht im Geringsten nachvollziehen kann, wieso.
Männer haben eine merkwürdige Art und Weise, einer Frau begreiflich zu machen, dass sie sie mögen. Schon kleine Jungs ziehen kleine Mädchen an den Haaren, die sie toll finden. Anstatt dem weiblichen Geschlecht sanft ins Ohr zu säuseln, vergraulen sie uns mit lautem Gebrüll. Dabei wollen Sie nur auf sich aufmerksam machen.
Ein weitläufiger Bekannter von mir besitzt einen degenerierten Vierbeiner, der in seinem früheren Leben Astrophysiker war. Zumindest behauptet sein Herrchen, der Hund sei der re-inkarnierte Arthur Stanley Eddington. Ich glaube eher, dass der Retriever schlichtweg einen neben sich gehen hat. Seine Theorie begründet mein Bekannter damit, dass Eddington angesichts der letzten Sonnenfinsternis fast zwei Stunden am Stück jaulte. Wie auch immer, jedes Mal, wenn es an der Tür klingelt, gerät Eddington vor Freude dermaßen außer sich, dass kein Mensch sich traut, hineinzukommen. Tatsächlich ist das Tier beileibe nicht aggressiv. Von diesem Missverständnis wissen beide Seiten blöderweise nichts. Der Hund bellt, der Besucher bleibt angstvoll draußen. So ungefähr lässt sich die Beziehung zwischen Männern und Frauen beschreiben. All das nur, weil Hunde nicht sprechen können. Pardon, Männer. Genau deshalb liegt klar auf der Hand, was ich als Nächstes tun muss. Reden.
Mein Herz klopft mir bis zum Hals, darüber hinaus, springt über das Geländer und hüpft wie ein kleiner, roter Gummiball schreiend wieder rückwärts zur Straße raus. Mein Körper bleibt im Treppenhaus gefangen. Weiter als bis zum Klingelschild bin ich zuvor noch nie gekommen. Fürwahr habe ich, zwar mit fest zusammengekniffenen Augen, aber immerhin, mit einem zittrigen Zeigefinger auf den messingfarbenen Knopf gedrückt. F. Sander ist leider inzwischen nicht unbekannt verzogen. Bedauerlicherweise ist er zuhause. Mit dem Summton des Türöffners begrabe ich die stille Hoffnung, vor verschlossener Tür zu stehen. Offenbar hat sich das Schicksal dazu entschlossen, mein neu gewonnenes Selbstbewusstsein tatkräftig zu unterstützen. Ehe ich postwendend die Flucht ergreifen und die ganze Angelegenheit auf morgen verschieben kann ... ich meine, wer will schon reden? ... nimmt eine freundliche Dame auf dem Weg nach draußen mir die Entscheidung ab. Zuvorkommend hält sie mir die Tür auf, so dass mir gelinde gesagt, nichts anderes übrig bleibt, als einzutreten. Dieses Treppenhaus riecht wie alle Treppenhäuser in alten Gemäuern. Nach Bohnerwachs und Seife. Muffig und frisch zugleich. Es ist dunkel und kühl, so dass sich durch das Temperaturgefälle eine leise Gänsehaut auf meine sonnengewärmten Arme legt. Diese körperliche Reaktion hat rein gar nichts mit meiner aufkommenden Panik zu tun. Mit den Händen fasse ich nach dem unteren Ende des glatt polierten Geländers und umfasse den Knauf. Das Aschenbrödel aus
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