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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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... ich geh dann mal.“
    Felix. Wer ist Felix?!
    „Du gehst nirgendwo hin. Wir bereinigen das hier zuerst.“
    Ich muss aussehen, wie eine Schwachsinnige. Davon abgesehen, dass ich allmählich selbst glaube, nicht mehr ganz dicht zu sein.
    „Du ... Ihr ... äh ... zwei?“
    Oh je. Ich rede auch so. Entkräftet sinke ich zurück in das weiche Kissen. Es gibt Momente im Leben, in denen man Klärung nicht erzwingen kann. Man wartet lieber ab und lässt die Dinge auf sich wirken. Felix blaue Augen mustern mich besorgt, während Frank (eindeutig Frank!) ungeduldig mit den Füßen wippt und seine Armbanduhr fixiert. Tatsächlich. Zwillinge.
    Und mit einem Mal sehe ich glasklar. Natürlich. Das fehlende Puzzleteil fügt sich und zeigt mir ein zusammenhängendes Bild, welches so offensichtlich ist, dass es mir fast peinlich ist, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Auch wenn ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass ich so etwas irgendwie ahnte. Eins und eins sind also doch zwei. Alles ergibt einen Sinn. Ich lache auf.
    „Möchtest Du ... Sie ... ein Wasser? Oder Kaffee ...? ... ich mache auch Milchkaffee, den mögen Sie doch ...“
    Mission Melone hatte den Sinn, meinen Nachbarn zu observieren. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass hier noch eine ganz andere Person Opfer einer Überwachung wurde. Im Nachhinein treibt mein Irrtum ein zartes Rot auf meine Wangen. Oh ja. Ich bin mächtig schlau. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ich wurde ebenfalls beobachtet. Wenigstens scheint Felix Sander halbwegs verlegen. Was man von seinem fiesen Bruder Frank nicht behaupten kann. Der ist wie immer missmutig.
    „Frank verzieh dich.“
    Es überrascht mich, wie fest meine Stimme klingt. Das vertraute, unheilvolle Grinsen verzerrt sein hübsches Gesicht. Unwillkürlich will ich ein Geräusch machen, als verscheuche man ein ekliges, kleines Tierchen. Ksch ksch...weg mit dir.
    Jetzt tätschelt er mir nachsichtig den Kopf. Jeder Schlag dringt mir durch Mark und Bein und ich jaule auf. Reflexartig trete ich nach ihm, allerdings springt er behände aus meinem Schussfeld, ehe mein Knie dort landet, wo es richtig weh täte. Ich bekomme Schützenhilfe.
    „Frank, es reicht. Du hast gehört, was Frau Lehner gesagt hat.“
    Aha. Meinen Namen kennt er also auch. Klarer Punktsieg. Hätte ich schlauerweise eruiert, was beziehungsweise wer hinter F. Sander steckt, wäre ich jetzt nicht in dieser unbequemen Lage.
    „Tschüss Katta.“
    Frank grinst immer noch. Ich sehe mich nach etwas um, dass ich in seine Richtung werfen könnte. An den Porzellanaschenbecher traue ich mich aber doch nicht. Stattdessen greife ich nach der Zigarettenpackung, die daneben liegt, überlege es mir aber dann anders. Das wäre eindeutig Verschwendung. Ich zünde mir ein Glimmstängelchen an und betrachte die Schachtel in meiner Hand. Eine seltene Marke. Selten, weil sie echten Tabak ohne Zusatzstoffe enthält und nur in speziellen Tabakwarenläden verkauft wird. Ich kenne eigentlich nur eine Person, die diese Sorte raucht. Ich.
    Diese neue Entdeckung beansprucht meine Aufmerksamkeit so sehr, dass ich Franks Abgang verpasse. Ich vernehme eine heftige, geflüsterte Auseinandersetzung im Flur und danach das Schließen der Haustür. Wir sind allein. Felix steht mit den Händen in den Hosentaschen vergraben reichlich betreten im Türrahmen.
    „Er ist weg“, bemerkt er unnötigerweise.
    „Das sehe ich“, bemerke ich, ebenfalls unnötigerweise.
    „Na dann ...“
    „Ja. Na dann ..., “ ich erhebe mich langsam, „... gehe ich wohl mal besser.“
    Die Schwingungen in meinem Rücken sagen mir eindeutig, dass mein Nachbar nach Worten ringt. Ein bisschen befriedigt mich dieser Gedanke durchaus. Ich bin lange nicht so wütend, wie ich tue. Aber ich finde, Felix muss das nicht wissen. So setze ich meinen Weg zur Haustür fort, wenn auch zögerlich. Auf dem Holztisch liegt seine Kamera. Mein Verstand kann meiner Bewegung kaum folgen, so schnell gelangt sie in meine Hände. Geschmeidig drehe ich mich nun doch zu ihm um, während meine Finger die Verriegelung des Geräts lösen und den Deckel vom Objektiv abschrauben. Ich richte den Sucher auf Felix. Nur ein einziger Satz kräuselt sich auf meiner Zunge zusammen.
    „Und? Wie groß ist die Reichweite des Objektivs?“
    Ein leises Klicken hält Felix Sanders beschämten Gesichtsausdruck für alle Zeiten fest.
     
    *
     
    Ich fühle mich guter Dinge und gleichzeitig völlig am Boden zerstört. Verwirrung, Erhabenheit,

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