Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
Vom Netzwerk:
Handballen und die langen schlanken Finger.
    »Eine schöne Hand«, sagte er, und sogleich war er erstaunt, dass er das laut ausgesprochen hatte.
    Die gemeinte Hand wedelte fordernd mit dem Zettel. Linus griff zu, faltete ihn auf und las: weser-kurier.de
    »Aha«, sagte er laut.
    »Eingeben«, sagte sie.
    Er tippte irritiert die Adresse ein. Vor ihm bauten sich die Schlagzeilen des Tages auf, garniert mit Links zu ausführlichen Meldungen, Werbebannern und einer Wetterkarte.
    »Archiv«, sagte die Stimme.
    Linus erwischte sich dabei, dass er breit grinste. Sein Gegenüber versetzte ihn in jene angenehme Euphorie, nach der er sich in letzter Zeit oft gesehnt hatte.
    Er klickte auf Archiv, folgte dann den weiteren Weisungen der Stimme, grenzte den Nachrichten-Zeitraum auf einen bestimmten Tag ein und fand schließlich die angepeilte Textüberschrift.
    Polizei löst Demonstration auf
    Seine Stirn kräuselte sich fast zu einem Knoten. Diese vier Worte hatten zweifellos etwas mit ihm zu tun. Er hatte gar nicht gewusst, dass es zu der Sache eine Schlagzeile gegeben hatte. Er klickte sie an, und das Erste, was er sah, waren er und Holger, mit hängenden Schultern vor dem Beamten stehend.
    Ein glasklares Foto, hochauflösend und in prächtigen Farben. Während von dem Beamten nur der uniformierte Rücken mit der Aufschrift POLIZEI sichtbar war, erkannte man die ausdruckslosen Gesichter der beiden Freunde ziemlich gut.
    »Hast du’s?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Das bist du, oder?«
    Die Versuchung, hinter die Monitore zu blicken, wuchs.
    Linus blieb trotzdem sitzen. »Sieht ganz nach mir aus«, sagte er. »Ich seh das zum ersten Mal. Hast du das etwa geknipst?«
    »Nein«, sagte sie lachend. »Als du vorhin reingekommen bist, hatte ich den Artikel gerade auf dem Schirm.«
    Sie fügte betont überheblich hinzu: »Und, ob du’s glaubst oder nicht, ich hab dich erkannt. Irrer Zufall, oder?«
    »Aha.« Linus mochte das nicht so recht glauben, denn es wäre wirklich ein sehr großer Zufall. »Ich hatte mit der Sache nichts zu tun. Bin zufällig auf dem Bild.«
    »Das sieht wiederum gar nicht nach Zufall aus. Eher so, als wärst du die rechte Hand von dem anderen Typen.«
    Nun musste Linus verbissen lächeln. Genau das waren Holgers Worte gewesen.
    Man wollte ihn hier vermutlich auf den Arm nehmen. Versteckte Kamera oder so. Er sah sich nochmals um, in der Erwartung, Holger in einer dunklen Ecke sitzen und sich vor Freude die Hände reiben zu sehen.
    Er richtete sich auf, stützte die Hände neben die Tastatur und beugte sich mit dem Oberkörper über die Trennwand und die wackelnden Monitore.
    Die Besitzerin der Hand sah ihn erschrocken an. Der Rest eines Lächelns verschwand hinter einem Ausdruck von Besorgnis.
    »Entschuldige«, sagte Linus, wich zögernd zurück und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Wieder schwiegen sie.
    Das Gesicht der Fremden bildete sich vor seinem geistigen Auge heraus, wie ein Foto, das sich langsam im Rotlicht einer Dunkelkammer entwickelt.
    Schulterlange braune Haare, dunkle Augen, ein außerordentlich symmetrisches Gesicht, die Andeutung eines überlegenen Lächelns. Je kontrastreicher das Bild wurde, desto eindeutiger konnte Linus feststellen, dass sie ihm gefiel. Wahrscheinlich gefiel sie ihm sogar sehr.
    Das Schweigen beunruhigte ihn jetzt. Er traute sich nicht, noch einmal über die Trennwand hinwegzusehen.
    »Das ist wirklich ein Zufall«, sagte er und lauschte in das besänftigende Surren der Neonröhren und das Rauschen der Computerlüfter hinein. Dann mischte sich ein zustimmendes »mhm« in die Nebengeräusche.
    Die knappe Reaktion und die mitschwingende Skepsis bestätigten Linus in seiner Befürchtung, dass er sie verschreckt hatte.
    Er war aufgeregt.
    Diese Begegnung bewegte ihn, ließ ihn hoffen. Er sah hier eine Möglichkeit, die gefühlte Bedeutungslosigkeit zu mildern, Anerkennung von einem interessanten Menschen zu erhalten, wenn auch nur ein bisschen.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er versuchte möglichst sanft zu klingen. »Ich dachte nur, so einen Zufall kann es nicht geben.«
    Er gab ihr einen Moment Gelegenheit, zu reagieren, bevor er fortfuhr. »Ich dachte, du wärst vielleicht ein Kumpel mit ’ner weiblichen Plastikhand.«
    Er lachte gekünstelt, sie schwieg. Was er gesagt hatte, war für sie bestimmt nicht sehr nachvollziehbar.
    »Na ja, auf jeden Fall wollte ich dich nicht erschrecken.«
    Keine Reaktion.
    »Hallo?«
    Wieder nichts. Er konnte sich denken, warum. Er

Weitere Kostenlose Bücher