Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman]
Autoren: FUEGO
Vom Netzwerk:
Holger, brauche man doch sicherlich keine Genehmigung. Schließlich sei es ansonsten dahin mit der Spontaneität im Volke.
    Die Polizisten blieben unbeeindruckt.
    Auf der Wache am Wall mussten Linus und Holger lange warten, bis man sich ihrer annahm. Geduldig tranken sie bitteren Automatenkaffee und Linus beobachtete den Eingang. Sieh an, hätte er gerne zu Holger gesagt, es gibt hier eine Menge schräger Figuren wie dich. Er war sauer auf seinen Kumpel, denn Holger hatte bis zu dem Zeitpunkt weder etwas zu Linus Entlastung gesagt, noch sich bei ihm entschuldigt. Er benahm sich, als hätte Linus ihm sein Einverständnis für Fidel und Raúl auf Lebenszeit gegeben.
    Nachdem Linus einen zweiten Automatenkaffee heruntergewürgt hatte, folgte eine Befragung durch den Beamten, der sie auf dem Marktplatz eingesammelt hatte. Bereits Gesagtes wurde noch mal erörtert, einiges wurde in einen betagten Computer zu Protokoll gegeben.
    Kaffee gab es keinen mehr.
    Dafür gab es eine kleine Gratisfachkunde zum Thema Versammlungsfreiheit, die Holger leichtfertig eingefordert hatte, ohne zu bedenken, dass es dann noch länger dauern würde.
    Am Ende verließen die beiden mit einer Verwarnung das Polizeirevier. Linus hatte es einfach hingenommen, denn es war inzwischen nach neun Uhr, und er wollte endlich nach Hause, um zu schlafen.
    Dies war nicht die Art Ablenkung, die er sich erhofft hatte.
    Linus gähnte ausgiebig, bis seine Augen tränten.
    Ein neuer frischer Luftzug strömte in das Café. Er sah zum Eingang. Es war nicht Brunssen.
    Lustlos strich er mit einem Löffel den Milchschaum von seiner Tasse und zog die Getränkekarte hervor. Der Aufdruck »Food and Drinks« erinnerte ihn unwillkürlich an das Telefonat am Morgen.
    Ein Anruf von einem Herrn Drink hatte ihn geweckt. Der Mann hatte erklärt, es gehe um den Job, er wolle Linus gerne treffen. Linus hatte gefragt, welcher Job denn gemeint sei und ob er vielleicht einen Mitarbeiter von Universal Records am Telefon hatte. Das hatte Herrn Drink zum Lachen gebracht.
    Dann war Linus eingefallen, dass er eine E-Mail an eine Getränkemarktkette namens Drink verfasst hatte. Herr Drink war Inhaber der gleichnamigen Firma und hatte ihn tatsächlich telefonisch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
    »Moin.« Brunssen warf seine Jacke über die Lehne und ließ sich auf den Sessel plumpsen.
    »Moin«, sagte Linus. »Wie läuft’s?«
    »Gut.« Brunssen winkte ungeduldig nach der Kellnerin. »So ein Bankkaufmann, der lässt ja nix anbrennen, nicht wahr?«
    Sie bestellten zwei Kaffee und Brunssen nahm dazu ein Stück Erdbeertorte.
    Er begann von sich und Ina zu erzählen, von seiner Arbeit und einer anspruchsvollen neuen Aufgabe bei der Bank. Und er schwärmte vom neuen Album der Killers .
    »Ich leih dir das«, sagte er. »Gute Scheibe. Musst du dir unbedingt anhören. Genau wie die White Lies . Schon gehört? Die sind grandios.«
    Brunssen schien wirklich entspannt. Oder war das nur Theater? Auch er musste doch manchmal einen Stich im Herzen verspüren, wenn er sich mit Musik beschäftigte und ihm klar wurde, dass er nur noch die Platten anderer hören würde, sich nie wieder über einen eigenen neuen Song freuen würde. Das musste doch zumindest gelegentlich Wehmut in ihm auslösen.
    Als Linus an der Reihe war, Neuigkeiten zu verkünden, fiel ihm nichts Besseres ein, als von der Einladung des Herrn Drink zu erzählen. Er spielte es herunter und bezeichnete die ganze Sache als einen Witz, eine Art Zeitvertreib, um mal auf andere Gedanken zu kommen.
    Brunssen sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. Hinter seiner verkniffenen Miene fand offensichtlich ein Bewertungsprozess statt. Linus kannte das aus unzähligen Gesprächen.
    »Gut«, sagte Brunssen schließlich. »Das ist gut. Natürlich wirst du das nicht lange machen, aber es wäre vielleicht wirklich erst mal eine gute Übung. Eine Ablenkung. Richtig. Klar. Wann ist das Gespräch?«
    »Morgen.«
    »Und wo?«
    Linus stockte. Er wusste es nicht. Er lachte. »Hab ich mir gar nicht aufgeschrieben.«
    Es war alles so albern. Er wünschte, er hätte Brunssen nichts davon erzählt.
    »Und nu?« Brunssen schob sich ein Stück Torte in den Mund.
    »Keine Ahnung. Ich hab nicht mal ’ne Telefonnummer.«
    Linus schrubbte mit seinen Kaffeebecher über die Tischplatte und atmete schwer.
    »Ich muss wohl noch mal ins Internet.«

    Er setzte sich auf den Platz am Fenster, wo er auch das letzte Mal gesessen hatte. Die Beleuchtung war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher