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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman]
Autoren: FUEGO
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Anträge eingebracht, bevor er sich meiner Bewegung angeschlossen hat.«
    Der alte Mann hob abwehrend die Hände. »Ein halbes Jahr.«
    »Was?«, fragte Holger entgeistert.
    »Ich war bloß ein halbes Jahr in der Bürgerschaft«, krächzte der Alte mit rauchiger Stimme. »Und ich habe bloß einen einzigen Antrag gestellt, der mich auch gleich wieder rausbefördert hat.« Er hob entschuldigend die Hände und schnaufte laut durch die Nase.
    Linus lächelte. »Und der wäre?«
    »Ich schlug vor, man solle die Frauen aus der Bürgerschaft ausschließen. Ich fand, Frauen würden ihre Entscheidungen zu emotional fällen. Ich hielt sie für unsachlich. Tue ich immer noch.«
    Linus starrte den Alten ungläubig an, und als er seinen Blick auf Holger richtete, stellte er fest, dass Holger ebenfalls irritiert war. Doch schnell schüttelte Holger sich, als wolle er das Gesprochene damit vergessen machen. In fröhlichem Tonfall sagte er dann: »Wie auch immer. Jupp ist auf unserer Seite. Danke, Jupp.«
    Der Alte wandte sich räuspernd ab und lief zurück zum Crêpes-Stand.
    »Jede Revolution hat klein angefangen«, flüsterte Holger.
    »Ich höre immer Revolution. Du umzingelst mit diesem gelangweilten Crêpes-Verkäufer, einem alten Chauvinisten und einer Gruppe von Punks den Roland und verteilst diese irren Musik-ist-tot-und-lebt-Zettel. Ist das deine Revolution?«
    Holger wollte etwas sagen, als es hinter ihm plötzlich laut wurde.
    Einige Polizeibeamte waren aufgetaucht und hatten begonnen, den Pulk auseinanderzutreiben. Die Punks lamentierten und riefen:»Wir haben hier immer noch Meinungsfreiheit!« und »Bullen raus!«, doch es schien ihnen nichts zu nützen. Sie wurden des Platzes verwiesen.
    Auch beim Crêpes-Verkäufer und den Damen von der Bratwurstbude hielten sich Uniformierte auf. Eine der Frauen hob den Arm und zeigte in Linus’ und Holgers Richtung.
    Ein Beamter kam daraufhin geradewegs auf sie zu, baute sich vor Linus auf und stemmte die Hände in die Hüften: »Sie sind für diese Versammlung verantwortlich?«
    Linus wandte sich Holger zu. Holger schwieg.
    Der Beamte hob die Augenbrauen. Erst als Linus sich energisch räusperte, hob Holger zögerlich einen Finger: »Ähm, ich bin derjenige, den sie suchen.« Dann zeigte er auf Linus. »Dieser Herr ist meine rechte Hand.«
    »Deine was?«
    »Rechte Hand. Fidel und Raùl.«
    »Ich … aber … das …« Linus fehlten die Worte.
    »Wie auch immer«, sagte der Beamte streng, »ich muss Sie beide bitten, mich auf die Dienststelle zu begleiten.«
    »Ich bin ausschließlich meine eigene rechte Hand«, brachte Linus noch hervor.
    Holger hielt dem Beamten indes eines seiner Flugblätter vor die Nase. »Bitte sehr. Lesen Sie. Das wird die Hintergründe unserer kleinen … Aktion … klären.«
    Während er das Wort »Aktion« aussprach, malte Holger mit dem linken und dem rechten Zeigefinger Anführungszeichen in die Luft.
    Der Beamte malte daraufhin ebenfalls Anführungszeichen in die Luft und sagte, jede Silbe betonend: »Mit-kom-men.«

Das Energiecafé war ein moderner Ort, ausgestattet mit kleinen dunklen Holztischen, braunen Ledersesseln und viel Licht. Es gab ein umfangreiches Angebot an Kaffeevariationen und – das machte den Laden für Brunssen vermutlich so interessant, dass er ihn als Treffpunkt vorgeschlagen hatte – frischen Kuchen mit viel Sahne.
    Trotzdem ließ Brunssen jetzt auf sich warten.
    Linus saß am Fenster und sah hinaus auf die Kreuzung von Wall und Sögestraße.
    Wenn jemand das Café betrat oder es verließ, zog ein frischer Luftzug durch den Raum. Linus genoss das. Er hatte Kopfschmerzen, und die frische Luft schaffte kurze Erleichterung.
    Als drei Mädchen das Café betraten, deren äußeres Erscheinen weitaus erwachsener war als ihr Benehmen, dröhnte mit dem Nachschub an Sauerstoff die schrille Sirene eines Streifenwagens herein. Das war wiederum schlecht gegen die Kopfschmerzen.
    Linus blinzelte und lockerte seinen Unterkiefer. Er war froh, als die Mädchen endlich die Tür hinter sich schlossen und der Streifenwagen sich Richtung Hauptbahnhof entfernte.
    Der Wagen, in dem Linus vor wenigen Tagen noch auf der Rückbank gesessen hatte, war von einem anderen Hersteller gewesen, hatte aber die gleiche markante Lackierung und ebenfalls Blaulicht auf dem Dach gehabt.
    Holger hatte neben Linus gesessen und versucht, die Polizisten davon zu überzeugen, dass es sich um eine spontane Demonstration gehandelt hatte.
    Für so etwas, argumentierte
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