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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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einer Fußgänger-Brücke, die über den Fluss hinweg in ein teures Wohngebiet führte. Dunkelblau lackierte Laternen warfen alle paar Meter Lichtkränze auf den Brückenasphalt.
    Sollte er gehen? Er blieb neben ihr. Viele wortlose Schritte, die breite Treppe zur Brücke hinauf. Dann, unter der ersten Laterne, schien sie endlich etwas sagen zu wollen, doch der Ansatz mündete bloß in einem tiefen Seufzer. Vielleicht fragte sie sich, warum Linus nichts sagte oder warum er überhaupt hier war, was er von ihr wollte. Möglicherweise hielt sie ihn für einen komischen Typen. Vielleicht war er das ja auch, ein komischer Typ.
    »Gehst du hier öfter spazieren?«, fragte er schließlich.
    Sie zog ihren Jackenkragen hoch und knüpfte ihn zu. »Nein. Aber ich sollte es vielleicht. Es ist eine tolle Aussicht.«
    Linus sah auf das Wasser, in dessen Oberfläche sich die Lichter der Gebäude, Brücken, Fabriken und Laternen spiegelten, und er nickte. Er mochte die Aussicht ebenfalls.
    Wind fegte über die Brücke. Linus hob seine Stimme. »Wohnst du weit von hier?«
    Sie sah ihn irritiert an. Er wusste sofort, wie falsch, wie aufdringlich man die Frage verstehen konnte. Entsprechend bliebt sie unbeantwortet.
    »Ich will nicht wirklich wissen, wo du wohnst. Ich dachte nur, ich sollte mal was sagen …«
    Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Mund. Linus entdeckte feine Grübchen.
    »Ich wohne in Schwachhausen«, sagte sie schließlich. »Ich weiß gar nicht, warum ich heute hier bin. Wollte einfach mal ans Wasser.«
    »Wasser ist gut«, sagte Linus.
    »Wasser guuut«, parodierte sie in albernem Klang. Sie machte sich über ihn lustig.
    »Brücke laaang«, sagte er deshalb und grinste.
    Sie schwieg.
    Er auch, mit vor Anspannung gerunzelter Stirn.
    Es schien ewig, bis sie endlich in kurzes albernes Lachen ausbrachen. Er sah sie an. Sie war größer, als er sie in Erinnerung hatte. Er machte seinen Rücken gerade und hob das Kinn an.
    »Das wird nichts«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich bin größer.«
    Er tat empört. »Wer sagt das?«
    Unter einer Laterne in der Mitte der Teerhofbrücke blieb er stehen und zupfte am Ärmel ihrer Jacke. Eine Berührung. Windböen zogen flussabwärts und rauschten über die Brücke.
    »Stell dich mal an meinen Rücken.« Er lächelte unsicher.
    »Und wer entscheidet?«, fragte sie.
    »Gute Frage. Da kommt ein Mann.« Linus zeigte auf einen kleinen alten Herrn, der am Stock ging und sich ihnen entsprechend gemächlich näherte.
    »Entschuldigen Sie?«, fragte sie den Mann. Er hielt seinen Hut mit einer Hand auf dem Kopf fest, damit der Wind ihn nicht fortriss. Er blieb stehen.
    »Können Sie mal schauen, wer von uns größer ist?«
    Der alte Mann schürzte kurz die Lippen. »Natürlich.«
    Sie stellten sich mit den Rücken aneinander. Er spürte ihre Schulterblätter durch den Stoff der Jacken. Und er spürte ihren Hintern an seinem.
    »Und?«, fragte sie.
    Der alte Mann entpuppte sich als gewissenhafter Schiedsrichter. »Kopf gerade und Hacken zu Boden.«
    Sie machte den Kopf gerade und Linus sank die zwei Zentimeter zu Boden zurück, die er herauszumogeln versucht hatte.
    »Und?«, fragte sie wieder.
    Und dann lachte sie, und als Linus das hörte, erhöhte sein Herz unweigerlich die Schlagzahl. Sie hatte ihn in der Tasche.
    »Die Dame ist größer«, sagte der Mann.
    Sie löste sich von seinem Rücken. »Siehst du, hab ich doch gesagt!«
    Der Mann war im Begriff weiterzugehen. Er zögerte, tippte mit seinem Gehstock auf den Asphalt vor ihren Füßen und sagte: »Aber nur, weil Sie diese Schuhe anhaben. Sie mogeln mit diesen Schuhen.«
    »Vielen Dank!« Linus deutete eine altmodische Verbeugung an.
    »Keine Ursache.« Der Mann stocherte weiter den Asphalt der Brücke entlang.
    »Na ja, Größe ist ja auch nicht so wichtig«, sagte sie.
    »Wie es gerade passt, hm?« Er grinste, schob seine Hände in die Hosentaschen und zog die Schultern hoch.
    Sie lächelte, sie schwiegen, überquerten die Brücke, liefen durch eine Unterführung und traten von dort auf die Bürgermeister-Smid-Brücke. Linus fand das Schweigen nun erträglicher.
    Für einen Moment sahen sie einander an. Ein Auto hupte. Ein schöner Moment. Er mochte sie, fand sie anziehend. Die meisten Männer werden sie mögen, dachte er.
    Sein Handy klingelte. Er zog es heraus. Holger, stand auf dem Display. Er steckte es wieder in die Jackentasche.
    »Willst Du gar nicht rangehen?«, fragte sie.
    »Nicht jetzt.«
    »Wie höflich.«
    Spottete sie? Als

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