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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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dachte und auch glaubte: Nie wieder.
    Es tat sich etwas in ihm und er wollte kehrt machen, wollte nach Hause, duschen, sich einen Tee kochen, lesen, fernsehen, früh schlafen gehen, fort von dieser Bar, fort von der Versuchung.
    Dann fiel sein Blick zur Theke und er sah diese junge Frau mit den schulterlangen braunen Haaren und er erkannte ihre Jacke und erinnerte sich an die dunklen Augen und das hübsche Lächeln. Sie saß auf einem Barhocker und nickte zustimmend und lachte, und diese Aufmerksamkeit galt dem Mann auf der anderen Seite des Tresens.
    Wie hoch, so dachte Linus, ist wohl die Chance, dass man in einer Stadt mit einer halben Millionen Einwohner den gleichen fremden Menschen drei Mal innerhalb weniger Wochen trifft?
    Er betrat die Bar, dachte kurz daran, wie unangemessen es eigentlich war, ging direkt auf sie zu, als wäre sie eine alte Bekannte, verhielt sich gerade so, als wäre er nicht mehr er selbst, nahm schließlich auf dem Hocker neben ihr Platz und schob vorsichtig die Unterarme auf den Tresen.
    Schon jetzt hatte sein Gesicht einen etwas hilflosen Ausdruck angenommen, weil er fürchtete, dass er dem nun folgenden Gespräch nicht gewachsen sein würde.
    Sie trank Cappuccino, machte Scherze mit dem Barmann, einem jungen Typen mit hochgestylten Haaren. Sie schienen sich nicht besonders gut zu kennen.
    Noch bevor Linus sich bemerkbar machen oder auch wieder verschwinden konnte – er zog beides gleichermaßen in Betracht –, sprach der Barmann ihn an. »Was darf es hier sein?«
    Aus dem Augenwinkel registrierte Linus, dass sie ihn jetzt auch wahrgenommen hatte. Aber er sah nicht hin. Noch nicht. Er dachte an den Cappuccino, den sie trank, und dann erinnerte er sich daran, dass er vorhin vom Cappuccino Bauchschmerzen bekommen hatte.
    »Ein Bier. Oder nein, lieber einen Tee.«
    Dann sah er zu ihr und begrüßte sie etwas überstürzt. »Hallo.«
    »Hallo.« Sie kniff die Augen zusammen, musterte ihn eine Weile. »Der Demonstrant.«
    »Bitte was? Ach so, genau, der Demonstrant.«
    »Ein bisschen durcheinander, was?«
    »Ja, scheint so«, sagte er, »bin ich in letzter Zeit öfter mal.«
    »Oh.« Sie schlürfte von ihrem Cappuccino. Ihre dunklen Augen blickten ihn dabei über den Tassenrand hinweg an.
    »Wie geht’s?«, fragte er.
    »Gut. Und selbst?« Sie stellte die Tasse ab. »Mal abgesehen davon, dass du in den letzten Tagen etwas durcheinander bist?«
    Er lächelte. »Sonst gut.«
    »Schön.«
    »Ja.«
    Der Barmann stellte Linus ein Glas Tee auf den Tresen, in dem noch der Beutel schwamm. Linus nahm den Faden auf und ließ den Beutel im dampfenden Wasser tanzen. Dabei sah er sie wieder an. »Heute gar nicht im Internet-Café?«
    Sie deutete ein Kopfschütteln an. »Und du?«
    »Nein. Das heißt, ja. Ich komme da gerade her.«
    Sie spielte mit dem Finger an einer Haarsträhne. »Bist du da jeden Tag?«
    »Ich? Nein. In letzter Zeit öfter, sonst eigentlich kaum.«
    Sie schob lächelnd ihre Tasse von sich. Den Blick auf ihre Hände gerichtet sagte sie: »Das ist verdächtig.«
    »Was denn?«
    »Du bist in letzter Zeit öfter mal durcheinander und du bist in letzter Zeit öfter mal im Internet-Café.«
    »Und das ist verdächtig?«
    »Na ja, man fragt sich, ob es da vielleicht einen Zusammenhang gibt. Vielleicht bringt das Internet dich ja durcheinander.«
    Dann sah sie auf seine Finger, die immer noch den Teebeutel tanzen ließen wie eine Marionette.
    »Ich glaube eher, ich versuche, mich im Internet vom Durcheinandersein abzulenken.«
    »Das ist ja nicht so gut, hm?«
    »Na ja, jetzt bin ich ja hier, nicht im Internet-Café. Und du bist auch eine wesentlich bessere Ablenkung.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch, kramte drei Euro aus ihrer Handtasche, legte sie auf den Tresen und rutschte von ihrem Stuhl.
    »Das sollte jetzt keine Anmache sein«, sagte Linus hastig.
    »Ich weiß.« Sie lächelte. Ihre Augen. Sie hatte ihn in der Tasche.
    Er legte zwei Euro neben ihre Münzen und rutschte ebenfalls von seinem Hocker. Sie deutete auf den Tee: »Willst du das nicht trinken?«
    Das Getränk hatte mittlerweile die Farbe eines schwachen Kaffees angenommen. Er runzelte die Stirn. »Lieber nicht.«
    Sie verließen die Bar und liefen ein paar Schritte an den Kneipen und Cafés an der Weser entlang. Linus war klar, wie aufdringlich er sich verhielt. Er war kurz davor, sich zu entschuldigen und zu verabschieden und eine andere Richtung einzuschlagen.
    »Ich gehe da rüber.« Sie deutete auf die Teerhofbrücke,

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