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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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Grolland die Getränkehandlung war. Grolland war der kleine Ortsteil, unweit der Airport-Stadt, in dem die Planes ihren Proberaum gehabt hatten.
    Nachdem sie aufgelegt hatten, fragte Linus sich, ob es nicht sinnlos gewesen war, Drinks Angebot anzunehmen. Aber je länger er darüber nachdachte, desto wohler wurde ihm bei dem Gedanken, etwas zu tun. Irgendetwas. Nur nicht weitermachen mit dem Nichtstun. Außerdem entstand manchmal aus einer vermeintlichen Nebensächlichkeit doch großes Glück, oder?
    Gegen Mittag legte er sich auf sein Bett. Er versuchte, die Gedanken an die neue Arbeit zu verdrängen, indem er sich im Fernsehen eine Bastelsendung für Kinder ansah. Sie bastelten einen Kickertisch, Tür-Klopfer, ganze Zoogehege und lustige Geisterkostüme, alles aus Pappe, Müll und Kleber. Hätte es die Sendung vor fünfundzwanzig Jahren gegeben, hätte er mitgebastelt.
    Sein Handy klingelte. Geistesabwesend nahm er ab. Er ärgerte sich augenblicklich darüber.
    »Du meldest dich gar nicht mehr!«
    »Das klingt irgendwie vorwurfsvoll.«
    »Ist auch ein Vorwurf«, sagte Holger.
    Linus drehte sich auf den Bauch und ließ seinen Kopf auf die Matratze sacken. Er hielt sich ungelenk den Hörer ans Ohr. »Ich hab jemanden kennengelernt«, sagte er.
    Holger schien einen Moment lang nachzudenken. »Okay. Das entschuldigt dich. Wer ist die Glückliche?«
    »Ich weiß nicht, ob sie glücklich ist«, sagte Linus. »Ich sehe sie nie.«
    »Klingt bescheuert. Erzähl mir das später. Ich muss dich heute nämlich mal belästigen. Ich bräuchte da Unterstützung für so eine Sache. Nichts Großes, brauchst eigentlich nur mitkommen.«
    Linus schwieg.
    »Eigentlich müsstest du nur eine Kamera halten«, fuhr Holger fort. «Was machst du denn gleich?«
    »Keine Ahnung, ich … ich …«, stotterte Linus.
    »Ja super, dann passt das ja. Ich hol dich gleich ab.« Holger legte auf.
    Eine Weile starrte Linus auf das Bettlaken. Er hatte keine Lust auf Holger. Er hatte auf gar nichts Lust. Er wollte Holger anrufen und ihm sagen, dass er einen Termin vergessen hatte. Arzt, Frisör, irgendetwas. Aber Holger ging nicht ran. Du Hund, dachte Linus.
    Von der Bastelsendung begann eine zweite Folge.
    Linus zog sich die Decke über den Kopf und bildete mit den Händen einen Tunnel, durch den er den Bildschirm fixierte.
    Eine burschikose, schlecht synchronisierte Moderatorin kündigte den Bau eines Flugdrachens an. Ein Exemplar, das man sowohl an einem Band im Wind halten als auch wie ein Papierflugzeug von einem Berg stoßen konnte. Zunächst bastelten sie aber einen Bonbonautomaten.
    Linus konzentrierte sich auf die Sendung, und er hatte Holger gerade ebenso erfolgreich verdrängt wie seine Zukunft als Getränkeverkäufer, als es an der Tür klingelte. Das ging schnell, dachte er.
    Er raffte sich auf, ging zur Tür und drückte den Öffner. Er ließ die Wohnungstür angelehnt und legte sich wieder auf das Bett.
    »Hey!«, rief Holger eine knappe Minute später. Er war außer Atem, als er das Zimmer betrat.
    »Hey.«
    Holger setzte sich keuchend zu Linus aufs Bett und richtete seine Aufmerksamkeit sofort auf die Herstellung des Bonbonautomaten. »FingerTipps«, sagte er. »Cool! Gerade angefangen?«
    »Ist schon die zweite Sendung. Die bauen gleich so einen Flugdrachen.«
    »Cool.«
    Linus beobachtete Holger und schüttelte ungläubig den Kopf. Holger rieb sich eifrig die Hände. Das Kind im Manne.
    In bestimmten Dingen waren sie sich sehr ähnlich.
    Manchmal hatte Holger bei Bandproben die Intensität seines Spiels gesteigert, immer lauter gehämmert, bis er von Brunssen oder Lennard gebremst wurde. Linus dagegen hatte nie gebremst, hatte sich gerne mitreißen lassen. Bei einer Probe hatte er so heftig auf seiner Gitarre herumgeschrubbt, dass ihm zwei Saiten auf einmal gerissen waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass so was passierte, war ziemlich gering. Holger hatte sich wiederum von Linus antreiben lassen, bis ihm das Fell der Snare-Drum gerissen war.
    Holger konnte sich für vielen Dinge begeistern, auch ganz kurzfristig und unvorbereitet.
    Linus wiederum war anfällig dafür, sich an einigen dieser holgerschen Begeisterungsstürme zu entzünden.
    So wie in diesem Augenblick. Er ließ sich von Holger anstecken, und bald schienen sie beide zu glauben, der angekündigte Bastel-Flugdrachen könnte sie persönlich durch die Lüfte tragen.
    Holgers Augenbrauen kommentierten stumm die Sendung, seine Mundwinkel zuckten und sein ganzer Körper war

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