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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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angespannt.
    Wie oft hatte es Linus in den letzten Wochen genervt, Holgers Namen auf seinem Telefondisplay zu lesen. Eine Gereiztheit, für die es keine plausible Erklärung gab. Und doch hatte Linus die Anrufe immer wieder voller Abneigung weggedrückt.
    Holger war derjenige, der die anderen Bandmitglieder mitgerissen hatte, wenn sie sich nicht mehr sicher waren, ob das, was sie taten, Sinn machte; derjenige, der Linus und auch Brunssen überzeugt hatte, nach KAPUTT einen weiteren Versuch zu unternehmen. Planecrash . Damit hatte Linus noch mal zwei Jahre seines Lebens investiert. Aus heutiger Sicht würde er es als Verschwendung bezeichnen.
    Holger rutschte von der Bettkante, setzte sich auf den Boden und lehnte seinen Arm auf das Bett. Den Fernseher ließ er dabei nicht aus den Augen. Er war fasziniert von dem neuen Spielzeug.
    Als der Flugdrachen fertiggestellt war, sah Holger auf die Uhr. »Okay, wir sollten langsam los.«
    »Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, irgendwo hinzufahren«, sagte Linus. »Worum geht es eigentlich?«
    Holger machte ein ernstes Gesicht. »Das sage ich Ihnen, wenn wir im Auto sitzen, Corporal. Ansonsten müsste ich doch befürchten, dass Sie gar nicht erst einsteigen.«
    »Wenn du es so sagst, steige ich doch erst recht nicht ein.«
    »Na gut, dann sag ich schon mal so viel: Es ist was ganz Tolles. Was Lustiges. Spiel, Spaß und Spannung. Du wirst dich eines Tages freuen, dass du dabei warst. Und du musst nichts weiter tun, als eine Kamera zu halten. Ist doch ein Deal, oder?«

    Auf den Kotflügeln des alten Golf Zwei stand links und rechts in großen, mit Edding geschriebenen und ausgemalten Buchstaben: Kackepiano. Im Wagen roch es nach Bier und McDonalds.
    Der am Rückspiegel baumelnde Steiff-Bär war angeschmort und verschmutzt und auf dem Boden lagen Plastikmüll, eine Bierdose und ein paar vertrocknete Pommes.
    Holger drückte Linus eine alte Panasonic-Videokamera in die Hand. Die Kamera war so groß, als fände noch eine ganze VHS-Kassette darin Platz.
    Aus der Zwischenablage zog Holger ein vegilbtes Heftchen hervor und warf es Linus auf den Schoß.
    »Hier, die Bedienungsanleitung. Für den Fall, dass du’s wirklich gut machen willst.«
    Linus blätterte das Heft auf. »Das ist eine Garantie. In zehn Sprachen.«
    »Auch gut.«
    »Für einen Kühlschrank.«
    Holger schwieg einen Moment.
    »Schön«, sagte er dann und klopfte Linus vorsichtig auf die Schulter. »Am wichtigsten ist, dass du draufhälst und das rote Licht oben links leuchtet. Oder unten rechts.«
    Während das schlecht gefederte Fahrzeug durch die Stadt rumpelte, kramte Holger blind mit einer Hand auf dem Rücksitz herum und zog einen schwarzen Plastikbarren hervor.
    »Hier. Ersatzbatterie.«
    Linus nahm den klobigen Gegenstand und betrachtete ihn. »Heute ist eine ganze Kamera kleiner als der Akku hier.«
    Holger nickte und lachte. Dann bremste er scharf. Das Auto kam nur wenige Zentimeter vor dem Vordermann zum Stehen.
    »Du Arsch!«, schnauzte Holger. »Bei Gelb bremsen! Pah!« Er lachte irre und sah Linus erwartungsvoll an, aber Linus zog bloß die Augenbrauen hoch.
    »Wo hast du das alte Ding denn ausgegraben?«
    »Ebay.«
    »Hast du Geld dazubekommen?«
    »Dreißig. Wahnsinn oder?«
    »Dazubekommen?«
    »Gezahlt natürlich. Damit hätten wir ein oldschool Musikvideo drehen können, wenn … na ja, wenn es uns noch gäbe. Weißt du, so wie diese Super-Acht-Filmqualität mit den Streifen und Fusseln im Bild mal angesagt war, als Retro-Ding, so würden wir, also, so hätten wir dann die VHS-Qualität als Retro-Effekt ins Spiel gebracht. Wenn es uns noch …«
    »Ja, ja« unterbrach ihn Linus hastig. »Und die funktioniert noch?«
    »Klar. Hab sie ausprobiert. Hab mich beim Kacken gefilmt. Also nur das Gesicht.«
    »Schön.«
    »Ja. Ich wüsste nicht, dass jemand so was mal gemacht hat. Eine Studie über das Gucken beim Kacken.«
    Am Bürgerpark suchte Holger nach einem Parkplatz. Linus fragte sich, was wohl das Ziel der Reise sein sollte. Holger hielt am Grünstreifen an der Hollerallee.
    »Hab mir schon gedacht, dass wir hier keine Parkplatzprobleme haben werden«, ächzte er, während er den Wagen langsam auf eine Kante steuerte. »Die meisten, die hierherkommen, haben nämlich noch keinen Führerschein. Fahren mit der Bahn oder lassen sich bringen.«
    »Lassen sich bringen?«
    »Ja. Von ihren Eltern oder den älteren Geschwistern. Was weiß ich.«
    »Wir gehen also in den Kindergarten?«
    Holger

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