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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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er sie aufhob, stellte er fest, dass die Plastikhülle einen Bruch erlitten hatte.
    »Immer fallen CDs auf die Scharniere. Ist dir das schon mal aufgefallen? Brot fällt auf die Butterseite und CDs auf die empfindlichen Ecken.«
    Linus ging nach hinten, um eine neue Plastikhülle zu holen.
    »Wo geht die Mucke aus?«, hörte er wieder. Dieses Mal klang Brunssen drängender, irgendwie aufgeregt.
    »Die Anlage steht auf dem Tresen!«, rief Linus. »Wie bei jeder anderen Anlage gibt es auch da einen Volume Regler, mit dem …«
    Die Musik erstummte. Linus hörte eilige Schritte auf den Dielen.
    »Wo ist die Fernbedienung für den Fernseher?«
    »Was?« Linus kam wieder nach vorne.
    Brunssen stand zwischen Eingang und Tresen, seinen Kopf in den Nacken gelegt. Er starrte auf den Fernseher über der Tür. Ohne seinen Blick davon zu lösen, sagte er: »Die Fernbedienung, Linus. Mach schon.«
    Linus sah zum Fernseher, während er hinter den Tresen ging, um die Fernbedienung zu suchen. Die Kulisse der Nachrichtensendung war ihm vertraut. Der Bericht war aus Bremen, man erkannte deutlich das markante Bürgerschaftsgebäude am Marktplatz.
    Im Vordergrund war ein LIVE-Schriftzug eingeblendet und darunter ein Nachrichten-Laufband.
    »Das ist ja bei uns!«, stellte Linus erfreut fest.
    Brunssen zog einen Stuhl unter den Fernseher und stieg drauf, um die Lautstärke direkt am Gerät einzustellen.
    »Bis du in die Füße kommst!«, brummte er und kletterte wieder vom Stuhl.
    So standen die beiden da, die Hände in den Hosentaschen, starrten den Fernseher an und lasen Informationen vom oberen Laufband ab, das etwas langsamer über den Bildschirm zog als das Laufband mit den Aktienkursen.
    Vor allem aber betrafen diese Informationen sie wesentlich unmittelbarer als die Aktienkurse.
    +++ Mann kündigt Drachensprung an +++ Verwirrung auf dem Bremer Marktplatz +++ noch kein Motiv bekannt +++ Polizei vermutet Beziehungsdrama +++
    Eine am Marktplatz installierte Webcam wurde ab und zu zwischengeschaltet. Was auf den stotternden, pixeligen Aufnahmen zu sehen war, erinnerte an den Freimarkt oder den Weihnachtsmarkt. Die Buden fehlten, aber der Platz war voller Menschen.
    Bisher war neben der Webcam scheinbar nur eine Kamera vor Ort, die immer wieder zwischen den Schaulustigen, einem Reporter von Radio Bremen und dem Dach des Gebäudes schräg hinter der Bürgerschaft hin und her schwenkte.
    Der Reporter machte einen aufgeregten Eindruck, schien schlecht informiert und tat sich schwer, mit ein paar kurzen Sätzen die Situation zu beschreiben.
    Die Kamera zoomte derweil auf den kleinen Turm des Gebäudes, der im Grunde nicht mehr war als ein aufgesetztes oberstes Stockwerk mit kleinerem Radius als das darunterliegende Stockwerk.
    »Momentan kann man ihn nicht sehen«, sagte der Reporter.
    »Das ist der Turm der alten Baumwollbörse«, stellte Brunssen fest.
    Die Kamera zoomte, verwackelt, immer wieder hin und zurück und der Reporter wiederholte ständig sein Halbwissen, sprach mal von Suizidabsichten, dann wieder von Extremsport. Brunssen und Linus starrten hin, unbeweglich, unentspannt, und dann, in einem zufällig ruhig gefilmten Moment, sah man auf dem Turm ein Gesicht aufblitzen, nur ganz kurz, aber es war da.
    Das Bild verwackelte wieder, die Kamera fuhr zurück in den Weitwinkel, um sich zu orientieren und einen neuen Anlauf zu nehmen. Der Reporter entschuldigte sich für die Aufnahmen.
    »Wir hoffen hier noch auf eine zweite Kamera, die bessere Bilder liefern sollte«, sagte er. Es folgte eine von der Regie eingespielte Zeitlupe der gerade gemachten Aufnahme.
    Trotz der für Zeitlupe typischen Verzerrung der verwackelten Bilder konnte man das Gesicht eines Mannes erkennen. Es sah aus wie eine Karikatur. Die hochgezogenen Augenbrauen, die zusammengepressten Lippen und die vom Wind in alle Richtungen gewirbelten Haare.
    »Ich hab’s irgendwie gewusst«, sagte Brunssen.
    Linus nickte. »Ich auch.«
    Brunssen schlug auf das Lenkrad, Linus kratzte sich am Kopf, obwohl es ihn nicht juckte.
    »Dieser Idiot, dieser, dieser …«, fluchte Brunssen und hupte, weil vor ihm jemand trödelte. Dann überholte er die Straßenbahn, setzte über die Schienen und rief: »Ich Idiot, hab mich falsch eingeordnet!«
    »Wenn du den Wagen jetzt in die Straßenbahn lenkst, sind wir auch keine Hilfe mehr«, sagte Linus, die Hand am Dachgriff.
    Brunssen reagierte verzögert, aber einsichtig. »Hast recht. Verdammt.«
    Dann schlug er wieder mit der Hand auf das

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