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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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Trotz des Turmvorsprunges wird man es unten sehen können. Zumindest von ganz hinten.«
    »Wie hast du das ganze Zeug hier bloß hoch bekommen?«
    Holger zuckte mit den Schultern. »Getragen. Also … nachdem das Transparent …« Er dachte nach. Er war zerstreut. »Nein, bevor das Transparent runtergelassen wird, starte ich den Ghettoblaster. Ich hoffe, er ist laut genug. Ich habe hier …«, er zeigte auf ein großes, altes Megaphon, das er mit Isolierband am Geländer angebracht hatte, »… einen eher unkonventionellen Verstärker. Wird nicht schön klingen, aber man wird es hoffentlich hören. Ist einfach nur Musik. Der Soundtrack zum Flug praktisch. Und dann …«
    Er stellte sich breitbeinig vor seinen Drachen. »Na ja, den Rest wissen ja schon alle.«
    Linus zog sich die Jacke am Kragen zu. Es war sehr kühl auf dem Turm, starke Windböen fegten immer wieder über die Empore und zerrten jetzt tatsächlich an den Flügeln des Drachen.
    »Welchen Song wirst du spielen?«, rief Linus, und gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass es ihn wirklich interessierte. Es war kein Zeitschinden, er wollte es wissen.
    Holger grinste überlegen. »Nun, mein Freund. Das hier ist eine große Sache. Da bedarf es großer Musik, die sich lyrisch der Thematik widmet, um die es hier geht.«
    Linus zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich werde Rage Hard spielen«, sagte Holger theatralisch.
    »Warum denn ausgerechnet die alte Retorte?«, fragte Linus.
    »Zynismus. Eine Mahnung. Und der Hinweis, dass selbst die Retorten damals mehr Klasse hatten.«
    Linus lächelte wehmütig. »Ach, Holger. Die Musik ist wieder deutlich besser geworden. In den letzten zwei Jahren haben es eine Menge guter Bands ins Radio geschafft.«
    »Ja. Aber diese Bands haben es trotz, nicht wegen MTV geschafft. Verstehst du? Während hunderte guter Bands in irgendwelchen Kellern verkommen, zeigt MTV kotzende Stuntmen und hirnlose Bunnys in der Playboyvilla.«
    Plötzlich drangen vom Marktplatz die Geräusche panikartiger Geschäftigkeit empor. Holger sah verwundert nach unten. Der vordere Teil des Marktplatzes lichtete sich in einem atemberaubenden Tempo.
    Die Leute rückten zusammen, an den Rand des Platzes, an die Fassaden und in die Seitenstraßen, die vom Platz weg führten.
    Holger drückte sich das Fernglas an die Augen. Offensichtlich suchte er den Marktplatz nach Gründen für die plötzliche Flucht ab. »Haben die ’ne Fliegerbombe zu entschärfen? Hab ich mir den falschen Tag ausgesucht?«
    Linus wusste zunächst auch keine bessere Erklärung. Er war aufgeregt und blieb doch stumm. Aber dann dämmerte es ihm. Unter den Schaulustigen musste sich die Nachricht, dass der Drachen vermutlich nicht ans Ziel gelangen würde, wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Oder die Polizei hatte aus genau dem Grund die Räumung des Marktplatzes angeordnet.
    Denn theoretisch konnte Holger bei einer unsanften Landung jeden treffen, und zwar schneller, als die Menschen ihre himmelwärts gerichteten Köpfe in Deckung bringen konnten.
    Linus’ Brustkorb vibrierte, er unterdrückte das heftige Bedürfnis, laut zu lachen. Er riss sich zusammen, als er Holgers irritierten Blick sah. »Weißt du mehr als ich? Dann solltest du’s mir vielleicht sagen.«
    »Nein, nein«, sagte Linus. »Tut mir leid. Ich denke einfach nur … na ja … es könnte doch sein, dass man sicher gehen will, dass du niemandem auf den Kopf fällst.«
    Linus betete, dass dieser Wink mit dem Zaunpfahl Holger treffen würde, doch wie es schien, war er viel zu zerstreut, um etwas zu merken.
    »Hm. Tja«, war das Einzige, was er sagte. Er richtete sein Fernglas auf die Fassaden der gegenüberliegenden Gebäude. »Nun guck sich das einer an. Dieser Wichser.«
    »Was?«
    »Komm her. Sieh dir das an.«
    Nur langsam näherte Linus sich. Er hatte Angst, etwas Falsches zu tun. Bisher hatten sie sich immer noch aus gut drei Metern Entfernung zugerufen.
    Holger konnte diese Zurückhaltung offenbar nicht verstehen. Er setzte das Fernglas ab und winkte ihn her. »Na komm schon. Worauf wartest du?«
    Als Linus neben ihm stand, drückte Holger ihm das Fernglas in die Hand. Linus hob es vor die Augen.
    »Siehst du das?«
    Linus suchte unkoordiniert die Fassade ab. Unten hatte sich der Lärm wieder etwas gelegt. Die Leute hatten ihren neuen Ausguck bezogen und konzentrierten sich wieder auf das Geschehen.
    Holger zeigte mit dem Finger auf die Stelle, die Linus sich ansehen sollte.
    »Da. Das mittlere Fenster direkt unter dem

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