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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Gesicht.
    – Spiel hier nicht das ahnungslose Weißbrot, Motherfucker. Du weißt ganz genau, wovon ich rede. Welche Hautfarbe hatten die Kinder in diesem gottverdammten Loch?
    Ich zupfe eine Tabakflocke von meiner Lippe.
    – Ich hab nur ein paar gesehen.
    – Ich hab nicht gefragt, wie viele du gesehen hast, sondern welche Farbe sie hatten.
    Ich schnippe den Tabak von den Fingerspitzen.
    – Die Farbe von nackten Ratten, die nie das Tageslicht gesehen haben. Genau die Farbe.
    Er nimmt den Finger aus meinem Gesicht, mustert mich eingehend und lehnt sich wieder zurück.
    – Motherfucker. Und du bist einfach abgehauen.
    Da hat er Recht, und dem will ich auch nicht widersprechen.
    Er blickt durch das Fenster auf die Anhöhe hinauf.
    – Was soll ich jetzt mit dir anstellen, Joe Motherfucker Pitt?
    Ich rauche.
    Er spielt an seinen Manschettenknöpfen herum.
    – Ich kenn ein paar Leute, die suchen nach dir, Mann. Warten nur drauf, dass sie dich in die Finger kriegen. Ich könnte dich einfach zu einem Paket zusammenschnüren und an den Höchstbietenden versteigern. Hier oben könnten wir ein bisschen Extrakohle gut gebrauchen.
    Ich nicke.
    – Du könntest mich ja gegen Koalitionsblut eintauschen.
    Er ballt wieder die Fäuste, hält sich aber zurück.
    – Motherfucker, musst du’s immer auf die Spitze treiben? Warum kannst du dein Maul nicht halten? Ich will dich Motherfucker nur ins Bild setzen, und du spielst den beschissenen Klugscheißer. Da werd ich scheißwütend, Mann. Da könnt ich dich plattmachen. Da könnt ich dich den Hunden zum Fraß vorwerfen, Mann. Scheiße.
    Ich nicke wieder.
    – Ja, so bin ich.
    Er öffnet die Fäuste.
    – Scheiße. Predo und die Koalition. Terry und die Society. Jeder einzelne Motherfucker hat dich auf dem Kieker, Mann. Aber scheiß auf sie.
    Er mustert mich.
    – Aber ich kann mich nicht beschweren. Du hast keinen Ärger mit dem Hood. Hast immer deine Versprechen gehalten. Hast deine Rolle in ’nem ziemlich komplizierten Spiel gespielt. Ich kann dich nicht leiden, aber das tut nichts zur Sache. Mit mir hast du keinen Stress, Mann. Und daher werd ich deinen Arsch auch nicht ausliefern. So hat man mich nicht erzogen.
    Er kneift die Augen zusammen.
    – Also, sag mir, was du hier oben zu suchen hast, damit wir’s hinter uns bringen können.
    Ich rücke meine Augenklappe zurecht.
    – Ich suche nach einem Mädchen.
    Er hebt die Augenbrauen.
    – Scheiße nochmal. Ein Mädchen. Der beschissene Joe Pitt sucht nach einem Mädchen. Was muss ein Mädchen haben, damit Joe Pitt sich für sie interessiert?
    Ich halte eine Hand vor meinen Bauch.
    – Sie ist schwanger.
    Er kneift die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf.
    – Ach du Scheiße. Diese Braut. Hätte ich mir gleich denken können.
    Sein Kopfschütteln verwandelt sich in ein Nicken.
    – Ein Unglück kommt ja selten allein.
     
    – Du könntest mir nützlich sein.
    – Verhandlungen sind nicht gerade meine Stärke.
    – Du sollst ja dein Scheißmaul auch nicht aufmachen. Aber du könntest für den Motherfucker übernehmen, dem du die Kehle rausgerissen hast.
    Ich wende mich der kleinen Gruppe junger Männer und Frauen auf dem Gehsteig zu. Sie tigern hin und her, wippen auf den Zehenballen, rauchen Kools, tragen schwarze Ecco-Daunenjacken, Timberland-Stiefel und Baggy-Jeans. Die informelle Uniform der Rhinos: Diggas Elitetruppe.
    Dann sehe ich Digga an.
    – Wie’s aussieht, hast du ja schon eine Eskorte.
    Er betrachtet sich die Truppe.
    – Eskorte? Das wird drauf rauslaufen, dass ich die eskortieren muss. Soldaten wollen essen, und ich geb ihnen was zu essen. Aber längst nicht genug. Außerdem sind das nicht unbedingt A-Klasse-Kämpfer. Ein paar haben noch nicht mal einen umgelegt. Meine Frontschweine sind fast alle unter der Erde. Mann, wir haben unsere Position mehr als deutlich gemacht und haben treu zur Society gestanden. Daraufhin hat die Koalition aber den Knüppel aus dem Sack geholt, Mann. An der Grenze unten an der 14th wurde es richtig haarig, aber sie haben’s nicht geschafft, die Linie zu überschreiten. Jedenfalls nicht in nennenswerter Zahl. Aber hier oben? Mann, die Motherfucker waren schneller über die 110th, als wir gucken konnten. Die hatten alles genau ausspioniert. Haben alle unsere Verstecke gestürmt, uns mit runtergelassenen Hosen erwischt. Das ging ungefähr eine Woche so. Als sich der Rauch dann verzogen hat, konnten wir nur noch die Toten in den Fluss schmeißen, bevor sie anfingen zu stinken.

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