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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ihre Bestimmung.
    – Wer hat jetzt da oben das Sagen?
    – Die alte Lady Vandewater ist vor etwa einem Jahr verschwunden. Weißt du was drüber?
    Ja, ich weiß etwas darüber. Ich weiß zumindest, dass verschwunden eine nette Umschreibung für enthauptet ist, aber ich hab gerade keine Lust, ihm alles haarklein zu erzählen. Daher schweige ich und rauche.
    Allerdings ist er nicht schwer von Begriff.
    – Ja, dachte mir schon, dass du da deine Finger im Spiel hattest.
    Ich verrate ihm nicht, dass nicht ich es war, der sie getötet hat. Nicht dass ich noch meinen guten Ruf ruiniere.
    Er deutet mit dem Kinn auf den Hügel.
    – Als sie weg war, hat die Koalition in den tiefsten Verliesen des Irrenhauses gekramt und was rausgezogen, das dort eine ganze Weile lang in der finstersten Ecke vor sich hingeschimmelt hat.
    Ich versuche vergeblich, mir vorzustellen, dass es noch jemand verrückteren als die alte Vandewater geben könnte.
    Digga deutet auf eine Wegbiegung vor uns.
    – Da wären wir.
    Ich sehe auf.
    Wieder spielt mir das Schicksal einen seiner grausamen Streiche.
    Es sind ein halbes Dutzend Koalitionsschläger, Größe L bis XL – drunter machen sie es ja nicht. Sie tragen schwarze Anzüge, mit denen sie wohl auf so ziemlich jeder Gala Manhattans glänzen könnten, dazu kleine, schwarze Pistolen, die so aussehen, als würden sie losgehen, wenn man sie nur schief anguckt. So viel krieg ich immerhin von der Gesamtsituation mit, bevor eine Stimme von etwas unterhalb meine Aufmerksamkeit fordert.
    Der Irrste der Irren. Aus der finstersten Ecke.
    Sieht so aus, als würde er immer noch denselben dreckverkrusteten Morgenmantel und dasselbe gerüschte Smokinghemd wie beim letzten Mal tragen. Er sitzt gekrümmt in seinem verrosteten Rollstuhl. Lange, fettige Haarsträhnen hängen von seinem schorfigen Schädel.
    Als er die Lippen öffnet, fliegt Speichel durch die Gegend.
    – Du. Dich kenne ich. Faulpelz. So heißt du, ja.
    Er spuckt einen dicken Batzen gelben Schleim in meine Richtung.
    – Faulpelz.
    Er deutet auf Digga.
    – Und dein Name reimt sich auf Nigger.
    Digga trägt es mit Fassung.
    – Leck mich, Jammer. Wo zur Hölle ist Percy?
    Bei Mr. Jammers Anblick fängt so einiges an zu jucken. Mein verlorenes Auge. Der Zehenstumpf. Bestimmte Erinnerungen. Aber am stärksten juckt der Finger am Abzug.
    Meine Pistole ist plötzlich genau da, wo ich sie haben will. Und ich benutze sie auch, bevor mich irgendjemand daran hindern kann.
    Als sich die ersten drei Kugeln in Jammers Brust gebohrt haben, tritt auch Digga in Aktion. Er verliert keine Zeit damit, mich zur Sau zu machen, sondern zieht seinerseits zwei Revolver mit Ebenholzgriffen aus den Taschen und ballert los. Der Schlägertrupp der Koalition kommt auch so langsam aus der Reserve, aber ihre Reihen lichten sich bereits. Digga und ich entfernen uns voneinander. Dann geht uns die Munition aus. Die Koalitionsschläger zielen auf die Mitte unserer Gruppe, mähen zwei Rhinos und zwei der Geiseln nieder. Ich werfe die Pistole weg und stürze mich auf einen Schläger mit Schrotflinte. Keine Zeit, das Messer aus der Jacke zu fummeln. Stattdessen ziehe ich den Totschläger und lasse ihn von unten gegen seinen Kiefer krachen. Der Fahrradschlauch platzt auf, Sand und Zähne fliegen durch die Gegend. Digga hat die Revolver fallen gelassen, und noch bevor sie den Boden berühren, hat er sich eine Maschinenpistole aus den toten Händen eines Koalitionsschlägers geschnappt. Ich werfe mich auf den Boden, um nicht in den Kugelhagel zu geraten. Da ich nun mit dem Gesicht im Dreck liege, kann ich den Schläger nicht sehen, der mir in den Rücken fallen will. Ich drehe mich erst um, als er ein Grunzen von sich gibt, weil Jenks aus dem Baum gesprungen kommt, auf seinem Rücken landet und ihm eines dieser kurzen Samuraischwerter durch den Mund in die Kehle rammt. Dann räumt Digga auf. Er jagt denen, die lediglich schwer verletzt sind, eine Kugel in den Kopf, damit sie auch wirklich nicht nochmal aufstehen.
    Währenddessen bin ich eifrig mit dem Messer an Mr. Jammer zugange. Ich habe ihm bereits die Hälfte seines Skalps ins Maul gestopft, als mir Digga einen Tritt verpasst und mich drauf hinweist, dass der Alte bereits tot ist. Ich mache trotzdem weiter, weil ich mir geschworen habe, genau das zu tun, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Und so eine Gelegenheit kommt nur einmal.
     
    Percy lebt noch, aber nicht mehr lange.
    – Scheiße, Percy.
    – Wo ist Mr. Jammer?
    Digga

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