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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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dem Hood den Kopf abschneiden, um rauszufinden, ob der Rest auch alleine zurechtkommt. Das war der Plan. Aber jetzt ist alles vorbei. Hier oben ist keiner mehr. Sie haben mich ganz allein im Lieferwagen zurückgelassen. Der Norden der Insel gehört den Schwarzen. Wie gefällt euch das, mein König?
    Digga schließt die Augen.
    – Scheiße, nenn mich nicht so.
    – Auweia, die Krone wiegt schwer auf seinem Haupt. Du wolltest sie, jetzt hast du sie. Ich hab all die Jahre an dir gezweifelt, aber du hast’s geschafft. Luther X hat keinen Erben hinterlassen, daher bist du die Nummer eins. Lang lebe der König und auf Wiedersehen.
    Digga reibt sich über die Augen.
    – Scheiße.
    Percy schüttelt den Kopf.
    – Die Zeit wird knapp. Ich hab noch was zu sagen, also hört zu.
    Digga öffnet die Augen.
    Percy fängt an zu flüstern.
    – Töte deine Feinde jetzt. Alle. Predo wird dich bald aufsuchen. Wird einen Waffenstillstand aushandeln wollen. Bleib, wo du bist, und er wird die 110th nicht überschreiten. Er wird dir Blut schicken, viel Blut. Als Friedensangebot. Dann wird er nach Süden über die 14th marschieren. Und wenn er mit der Society fertig ist, wird er dir an den Kragen wollen. So wird es geschehen.
    Digga nickt.
    – Und was soll ich tun?
    – Nimm, was er dir anbietet. Feilsche mit ihm, aber nimm sein Angebot an.
    Digga schüttelt den Kopf.
    Percy blickt mich an.
    – Pitt.
    Ich nicke.
    – Nimm sein Angebot an.
    Percy nickt.
    – Okay.
    Ich höre auf zu nicken.
    – Und wenn Predo sich nach Süden wendet, fallt ihr ihm in den Rücken.
    – Hm. Ja, so könnte es laufen.
    Er schaut wieder zu Digga.
    – Sei hart und erbarmungslos, mein Bruder. Lass dir nichts gefallen. Aber handle mit Bedacht.
    – Jawohl, Sir.
    Percys Pupillen weiten sich wie eine Rauchwolke, als würde ihr Schwarz in den Rest seiner Augen ausströmen.
    Die Augen wenden sich mir zu.
    – Und kümmert euch um die jungen Leute und ihr Kind.
    Ich trete näher.
    – Wo sind sie?
    Er schafft es, den Kopf zu heben und mit dem Kinn nach Süden zu deuten.
    – Waren irgendwie enttäuscht von dem Leben hier. Wollten ’ne richtige Gemeinschaft, damit ihr Kind behütet aufwachsen kann. Haben von dieser Lady im Süden geredet. Die mit den großen Plänen von einem Heilmittel und einem Zusammenleben von Infizierten und Nichtinfizierten. Sie glaubten, dort wäre der richtige Ort für sie und ihre grenzenlose Liebe.
    Digga drückt Percys Finger.
    – Sind die so wichtig, Perce? Soll ich da was unternehmen? Was denkt die Koalition über das Baby?
    Percy hebt den Kopf ein wenig.
    – Wichtig? Das sind nur verdammte Kids. Haben von nichts ’ne Ahnung, aber sie sind jung und verliebt. Für so was muss es ja auch Platz geben, oder? Ist ja nichts Schlimmes.
    Jetzt sieht er wieder mich an.
    – Hey, Joe Pitt. Die Liebe verdient eine Chance, hab ich Recht? Manchmal muss man was riskieren, helfen um des Helfens willen, oder? Wir haben das Blut von Kindern getrunken. Kinder, die nie das Tageslicht gesehen haben. Es kann nur besser werden. Scheiße. Helft den beiden, mehr will ich nicht. Und was das Baby angeht – wahrscheinlich ist es nur ein Baby. Aber ’nen anderen Grund braucht es nicht.
    Sein Kopf sinkt zurück.
    – Und jetzt lasst mich verdammt nochmal in Frieden. Ich gehöre immer noch zur Enklave. Also werde ich auch sterben, wie sich’s für die Enklave gehört. Ohne Blut. Schneidet mir die Adern auf und lasst mich sterben. Schneidet mich auf und lasst mich sterben.
    Digga hat kein Messer, also gebe ich ihm meins. Das Vyrus im Blut des alten Mannes ist so gut wie tot. Er ist zu schnell ausgeblutet, als dass es die letzten Reserven hätte mobilisieren können. Er ist jenseits des Wahnsinns und jenseits aller Hoffnung. Die frischen Schnitte öffnen und schließen sich wie Münder und klaffen dann endgültig auf, während das letzte bisschen Blut aus ihnen sickert. Digga steigt aus dem Lieferwagen, schließt die Tür, gibt mir das Messer zurück und geht davon. Ich stehe einfach nur da und höre, wie Percy im Lieferwagen um sich schlägt. Er schreit nicht, stirbt so leise, wie es ihm nur möglich ist.
     
    Die junge Frau mit den großen Plänen.
    War ja klar, dass es auf sie hinausläuft. Aber trotzdem.
    Da sucht man nach einem verschwundenen Mädchen, und plötzlich taucht das andere auf. Das erste vermisste Mädchen, nach dem ich im Auftrag ihrer Mutter gesucht hatte. Sie steht ganz oben auf der Liste der Personen, denen ich im Untergrund eigentlich

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