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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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sieht mich an.
    – Pitt hat Indianer mit seinem Skalp gespielt.
    – Also ist er tot.
    Digga macht große Augen und nickt.
    – Ja, das ist der Motherfucker allerdings.
    Percy versucht ebenfalls zu nicken, allerdings wurden ihm dafür zusammen mit der Haut zu viele Muskelstränge in seinem Hals abgezogen.
    – Dann kann ich ja fast als glücklicher Mann sterben.
    Er sieht mich an. Den einen Arm hat er noch, aber wie es aussieht, hat man ihm seine Hand bis auf den Ringfinger mit einer Zange zerquetscht.
    – Pitt. Weißt du noch, was ich dir das letzte Mal gesagt hab? Das mit den Zigaretten?
    Ich stehe auf der Anhöhe, in einiger Entfernung von dem Lieferwagen, in dem wir ihn gefunden haben. Wir mussten nicht lange suchen – es war der einzige schwarze, fensterlose Lieferwagen weit und breit. Wir haben Percy nicht bewegt. Digga wollte ihn von dem Stacheldraht befreien, in den er gewickelt ist, aber Percy hielt ihn davon ab. An manchen Stellen ist bereits neue Haut über den Draht gewachsen. Außerdem würde es sowieso nichts mehr bringen. Wahrscheinlich sind die Schmerzen wohl dann am geringsten, wenn er einfach nur daliegt.
    Jetzt sitzt der jüngere Mann neben seinem sterbenden Berater im Heck des Lieferwagens.
    Ich komme näher, damit ich ihn besser hören kann.
    – Ja, ich erinnere mich.
    Seine Lippen öffnen sich. Er entblößt seine zerschmetterten Zähne zu einem schwachen Lächeln.
    – Sieh mich an.
    Ich sehe ihn an.
    – Sieh mich an, ich bin kurz davor, abzunippeln. Und trotzdem könnt’ ich sterben für eine Zigarette.
    Ich drehe ihm eine.
    Er schließt die Augen. Dann öffnet er sie wieder und wendet sich Digga zu.
    – Mr. Jammer wollte dich hängen sehen. Wortwörtlich, Mann. Der Hurensohn wollte deine Rhinos abservieren und dich lynchen. Am höchsten Baum in ganz Manhattan.
    Diggas Blick verfinstert sich.
    – Egal. Ist mir scheißegal.
    – Hör zu.
    Digga hört zu.
    – Ich wollte mit ihm verhandeln. Hab mich genau ans Protokoll gehalten. Hat ihn einen Scheißdreck gekümmert. Hat mich gefangen genommen. Weil ich was rausgefunden hab.
    Er schaut mich an.
    – Hast du das verdammte Ding endlich fertig?
    Ich lecke über das Paper, rolle die Zigarette zusammen, stecke sie ihm zwischen die Lippen und zünde sie mit einem Streichholz an.
    Er inhaliert.
    – Die Hälfte meiner unsterblichen Seele für eine Pall Mall.
    Er atmet aus.
    – Aber die tut’s auch. Nimm sie mir mal ab, damit ich weiterreden kann.
    Digga nimmt ihm die Zigarette aus dem Mund.
    – Was hast du rausgefunden, Perce?
    Sein Brustkorb bläht sich wie ein Blasebalg auf. Wir können die blanken Rippenknochen erkennen. Die Löcher im Knorpelgewebe und den Muskeln drum herum werden größer und ziehen sich wieder zusammen. Luft pfeift an seinen zerschmetterten Zähnen vorbei.
    – Verdammt, verdammt, verdammt. Ach, Scheiße. Es ist, wie ich’s mir gedacht hab – hier oben sind sie auf verlorenem Posten. Wie ich reinkam, sind alle wie verrückt von hier nach dort gerannt. Sollte so aussehen, als würden Dutzende von ihnen rumschwirren. Aber das stimmt nicht. Ich hab zwar nur noch einen Arm, aber nach wie vor zwei Augen.
    Er sieht mich an.
    – Apropos. Pitt, du hast auch schon mal besser ausgesehen.
    Ich mustere ihn von oben bis unten.
    – Das sagt der Richtige.
    Das bringt uns alle zum Lachen. Percys Lachen tut weh. Ihm sowieso, uns auch. Das muss ich offen zugeben.
    Er nimmt noch einen Zug.
    – Es waren immer dieselben Typen, die da hin und her gerannt sind. Jammer war irre, aber nicht blöd. Überhaupt nicht. Hat gemerkt, dass ich was gemerkt hab. Danach war ich fällig. Er konnte nicht zulassen, dass ich zu dir zurückrenne und überall rumposaune: Dig, wir haben sie, lass die Hunde von der Leine. Nein, stattdessen hat er sich einen schönen Abend mit mir gemacht. Hat mich an ein Auto gekettet und mich ein paarmal durch die Tiefgarage geschleift. Lauter solche Sachen. Mann, da wurden alte Erinnerungen wach.
    Rauch steigt in seine Augen, und er kneift sie zusammen, als er mich ansieht.
    – Indianer?
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Ich hab ihn skalpiert.
    – Aus ’nem bestimmten Grund?
    – Du kennst ihn ja. Er hat noch geatmet, einen anderen Grund hat’s gar nicht gebraucht.
    – Nein. Ganz bestimmt nicht. Er hat’s drauf angelegt.
    Irgendetwas kracht in seinem Körper. Er hustet, und Galle spritzt aus seinem Mund.
    – Ach, Scheiße.
    Er krümmt den verbliebenen Finger um Diggas Daumen.
    – Er wollte dich hängen. Wollte

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