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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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noch, bevor hier alles den Bach runterging. Aus Sicherheitsgründen, hat sie behauptet. Wegen der Koalition und so. Aber ich glaub, sie wusste genau, was passieren würde. Himmel, Joe. Diese Braut ist ’ne wirklich harte Sau. Wie kann ’ne Frau nur so hart werden, Mann? Scheiße, also echt.
    Ich entferne mich von der Tür und folge ihm.
    – Keine Ahnung. Aber ich hab eine Scheißangst vor ihr.
    – Amen.
    Wir nähern uns langsam dem obersten Stockwerk. Auf der letzten Treppe werden die Schreie aus der Etage darunter langsam leiser. Ich zupfe am Rücken von Phils schwarz-weißem Bowlinghemd, über dessen Brusttasche Rick steht. Er bleibt stehen.
    – Joe?
    Ich halte ihm erneut den Tabak hin.
    – Noch eine.
    Er fängt an zu drehen.
    Ich deute mit dem Lauf der Schrotflinte die Treppe rauf und runter.
    – Dann schieß mal los.
    Er reicht mir eine weitere seiner perfekten Zigaretten.
    – Oh Mann, Joe, was soll ich dir sagen? Du siehst doch selbst, was hier abgeht. Scheiße, die Koalition hat die Blutlieferungen eingestellt, und dann war die Kacke am Dampfen.
    Ich zünde mir die Zigarette an, nehme einen tiefen Zug, schüttle den Kopf und tippe mit dem Ende des Gewehrlaufs gegen seine Brust.
    – Nein, was ich wissen will, ist: Was zum Teufel hast du hier zu suchen?
    Er nickt.
    – Ach so, ja, klar, also. Weißt du, na ja, irgendwie war ich sonst nirgendwo mehr so richtig willkommen.
    Ich puste Rauch über seinen Kopf hinweg.
    – Ist ja nicht wahr.
    Er nickt.
    – Unglaublich, oder? Ich meine, ich hab doch immer versucht, nett zu sein. Den Leuten bei jeder Gelegenheit zu helfen.
    – Wenn du mit Leuten helfen Leute verraten meinst, dann stimmt das, ja.
    – Das ist jetzt nicht dein Ernst.
    Irgendwie schafft er es, den Empörten zu spielen.
    – Joe, also das kann wirklich nicht dein Ernst sein. Jetzt stehen wir hier, du und ich, ein paar vom alten Schlag, die sich endlich mal wieder treffen. Ich dreh dir sogar deine Zigaretten, Himmelarsch! Wir haben die einmalige Gelegenheit, uns seit Urzeiten mal wieder gepflegt zu unterhalten, und du kommst mir mit so was. Als wäre ich nicht immer auf deiner Seite gewesen. Als wäre ich... Mann, Joe.
    Er schüttelt langsam den Kopf.
    – Ich bin tief enttäuscht, Joe. So sieht’s aus.
    Ich hebe eine Hand. Die, die nicht mehr ganz intakt ist.
    – Treib’s nicht zu weit, Phil. Du warst schon so ziemlich auf jeder Seite.
    Er hebt beide Hände.
    – Stimmt genau! Ich war immer für alle da! Fällt dir irgendjemand ein, der sich nicht bei mir bedanken müsste, weil ich ihm irgendwann mal geholfen hab? Aber wenn die Situation dann etwas komplizierter wird, und man seinen Wert unter Beweis stellen will, indem man jedem hilft, der Hilfe braucht, dann, also dann werden alle plötzlich sauer. Verstehst du, Joe? Die wollten mich umbringen.
    – Wer war denn der Erste in der Schlange?
    – Terry Bird. Hat mich angerufen, hat gesagt, ich soll vorbeikommen. Terry war scheißfreundlich. Sonst hieß es ja immer nur: Mach dies und mach das, sonst... Aber diesmal hat er das sonst weggelassen, und da wusste ich, er will mir ans Leder. Ich konnte gerade noch zur Feuerleiter raus, da hat schon jemand die Tür eingetreten. Also hab ich Mr. Predo angerufen. Der hat mich ganz freundlich zu sich auf Koalitionsgebiet eingeladen, was ziemlich verdächtig war. Ha! Wie in Der Spion, der aus der Kälte kam . Den Film hab ich mal gesehen, Mann, also war ich gewarnt. Tja, und da dachte ich mir, wenn mich meine alten Freunde nicht mehr haben wollen, dann such ich mir eben neue. Das hier ist meine letzte Zuflucht. Traurig. Was soll man davon halten, wenn alle versuchen, einen so netten und nützlichen Kerl wie mich loszuwerden? Das ist einfach nur respektlos, das ist, ach, ich weiß auch nicht, was es ist.
    – Es ist zweckdienlich.
    Er lässt die Arme sinken.
    – Da, siehst du? Jetzt beleidigst du mich, und zwar mit Worten, die ich nur so halb verstehe.
    – Es bedeutet, dass es eine vernünftige Entscheidung war, dich loszuwerden.
    Er starrt mich an und schüttelt den Kopf.
    – Na vielen Dank auch, Joe Pitt.
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Nimm’s nicht so schwer, Phil. Du hast sämtliche Parteien so verwirrend gegeneinander ausgespielt, dass am Ende alle zu dem Schluss gekommen sind, du wärst lebend zu gefährlich.
    Er grinst.
    – Ja. Ja, Mann, so gesehen ist das schon fast ein Kompliment. Lebend zu gefährlich. Würde ein cooles Tattoo abgeben.
    Ich lehne den Lauf der Schrotflinte gegen meine

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