Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
Vom Netzwerk:
gemacht hatten – als Führungskräfte bei der Armee, in der Politik, in Unternehmen, im Erziehungswesen, kurz, auf jedem erdenklichen Gebiet.
    Und so hatte sie mit einem unbestimmten Gefühl der Vorahnung, das sie überraschte, aber auch erschreckte, und in der Gewissheit, dass ihr gar nichts anderes übrigblieb, ja gesagt.
    Sein Vater erinnerte ihn ständig daran, dass es ein großer Schuh war, den Bobby sich eines Tages würde anziehen müssen. Aber das wusste Bobby bereits, denn als er noch kleiner gewesen war, hatte er sich gern ins Schlafzimmer seiner Eltern geschlichen und im Kleiderschrank versteckt.
    Er hatte sich immer den Kleiderschrank seines Vaters ausgesucht. Da saß er dann zwischen Reihen glänzender Schuhe, und sein Gesicht berührte all die kopfüber hängenden Hosen. Er fühlte sich getröstet, in dieser Luft, die erfüllt war vom Geruch nach Schuhcreme und Rasierwasser und teurem Wolltweed, unter dem dieser dezente maskuline Duft lag.
    Sein Kopf wurde schwer, und ein Brummen erfüllte die Luft wie ein Schwarm weit entfernter Bienen. Er rollte sich zwischen den Schuhen seines Vaters zusammen und schlief bald ein.
    Als seine Eltern ihn in Southam zurückgelassen hatten, hatte seine Mutter geweint, obwohl sie sich sehr bemühte, sich die Tränen zu verbeißen. Bobby hatte ihre Tränen angesehen, als liefen sie einer Fremden hinunter. Zwischen ihnen war immer etwas Irreales, eine Distanz gewesen. Selbst wenn sie ihn im Arm hielt und über sein Haar strich, hätte sie ebensogut in einem anderen Zimmer sein können. Er spürte sie nicht.
    Sein Vater hatte ihn von seiner Mutter weggedreht und war in die Knie gegangen, um ihm in die Augen sehen zu können, von Mann zu Mann. Er hatte mit seinem leichten Akzent gesagt: »Keine Anrufe. Keine Briefe. Hart wie Stahl, Captain.«
    Bobby hatte genickt.
    Von seinem Fenster hoch oben im Schlafsaal im nach Süden gelegenen Raum 12 hatte er beobachtet, wie seine Eltern gegangen waren. Als sie zum Tor hinausgingen, hatte seine Mutter zurückgeschaut, sein Vater hingegen hatte sich überhaupt nicht umgewandt.
    Nun marschierten Jungen in Zweierreihen über den Paradeplatz. Sie waren halb so groß wie ihr Kommandant. Alle trugen eine graue Uniform, eine graue Mütze. Etwas kam Bobby bekannt vor, als er die lange graue Reihe im Laufschritt um den Hof marschieren sah.
    Einer seiner Zimmergenossen kam zur Tür herein. Bobby sah ihn an.
    »Wir sind in einer Stadt von Mäusen«, sagte Bobby.

[home]
    7
    A ls Walker Krista erzählte, dass jemand bei ihm eingebrochen und Brief und Foto gestohlen hatte, wurden ihre Augen noch größer.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte sie. »Warum sollte jemand so was tun?«
    »Keine Ahnung.«
    »Die waren vielleicht zugedröhnt oder was in der Art. Vielleicht haben sie sie aus Versehen mitgehen lassen«, überlegte sie.
    »Ja«, sagte Walker.
    Sie saßen bei Ruby, Ausgezeichnete Kanadisch-Chinesische Küche, das 24-Stunden-Restaurant für die ganze Familie. Es war vier Uhr nachmittags desselben Tages. Nach ihrem Besuch in Walkers Wohnung hatte Krista noch fast alle Gemeindeämter im Bezirk Haldimand-Norfolk angerufen. Sie hatte sechs Stunden geschlafen. Walker nicht eine Minute.
    »Sie waren aber unter meiner Jacke. Warum haben sie die nicht geklaut, wenn sie was gesucht haben, das sie zu Geld machen können? Dieser Brief und das Foto waren überhaupt nichts wert.«
    Das Restaurant war leer, bis auf Ruby selbst, die an einem der hinteren Tische neben der Küchentür über ihren Abrechnungen saß.
    »Das Ganze ist doch sechzehn Jahre her. Und niemand kennt mich hier«, fuhr er fort, wie um sich selbst zu beruhigen.
    Krista nickte schweigend und sah ihm zu, wie er Zigarettenpapier und Tabak aus seiner Hemdtasche fischte.
    »Warum drehst du dir deine Zigaretten eigentlich selbst?«, hatte sie ihn eines Nachts gefragt, während er darauf gewartet hatte, dass Joe, der magische Mechaniker, ein Ölleck am Taxi Nummer Neunzehn abdichtete.
    Und Gerard Devereaux zitierend, hatte Walker geantwortet: »Wenn mir eine runterfällt, geht sie von selbst aus. Nicht so wie die fertig gekauften. Verringert die Gefahr eines Waldbrandes.«
    Krista hatte sich umgesehen und in Anbetracht des mitternächtlichen Verkehrs auf der Parliament Street sowie der beiden Nutten an der Ecke gemeint: »Glaubst du, dass das hier ein Problem ist?«
    »Außerdem«, hatte er mit einem herzerwärmenden Lächeln hinzugefügt, »ist es etwas, mit dem ich meine Hände

Weitere Kostenlose Bücher