Ausgesetzt
liefen ihr die Wangen hinunter.
»Alphonso ist auch einmal ein Taxi ausgebrannt«, sagte sie. »Er war nicht versichert.«
»Und du?«
Sie packte Walker am Arm. »Ich will es sehen.«
Walker hob sie hoch, und halb gehend, halb rennend erreichten sie den Wagen.
Er sah aus wie ein Stück ausgebrannte Kohle. Noch immer leckten Flammen am Dach und verbrannten den Rest der Sitzpolsterung. Blaue Flammen schossen aus dem Benzineinfüllstutzen.
Lange betrachteten sie das Ganze schweigend, Krista lag in Walkers Armen und klammerte sich an seinen Hals.
»Wie fängt ein Auto Feuer, wenn der Motor gar nicht läuft?«, fragte sie schließlich.
»Kurzschluss«, sagte er.
Sie glaubte ihm nicht. Ihr war kalt. Walker spürte, wie sie in seinen Armen zu zittern begann.
Bald danach kam der erste Ferienhausbewohner angefahren, um zu sehen, was los war. Vier weitere Leute folgten, einer zu Fuß, zwei in einem Wagen und einer in einem Strandbuggy. Jemand rief die Freiwillige Feuerwehr und eine Werkstatt wegen eines Abschleppwagens. Sie waren hauptsächlich darüber besorgt, dass diese stinkende Schweinerei ihren Strand und ihre Luft verschmutzte.
Als die Leute jedoch sahen, dass Krista Krücken hatte, dass sie verkrüppelt war – oder behindert, oder körperlich beeinträchtigt, je nachdem, welchen Stand der Aufklärung sie erreicht hatten –, wurde die kleine Gruppe etwas fürsorglicher. Eine große, elegant aussehende Frau in weißen Shorts und rückenfreiem Oberteil, ihre Haut tiefgebräunt, ein sattes Kaffeebraun, bot ihnen an, sie in die nächste Stadt zu fahren. Aber nachdem die Feuerwehr gekommen war und dem Feuer mit Schaum den Garaus gemacht hatte, und nachdem die kläglichen Überreste ihres geliebten Toyota auf den Abschleppwagen geladen waren, beschloss Krista, dass sie lieber mit dem Abschleppwagen in die Stadt zurückkehren wollte.
Unterwegs bat sie Walker, seine Flasche aufzumachen. Zu dritt – Carl, der Lkw-Fahrer, Krista und Walker – ließen sie die Flasche die Runde machen. Sie war leer, als sie vor Carls Firma in Schuler ankamen, und Krista hatte sich etwas beruhigt.
»Zum Glück habe ich den Rollstuhl nicht dabeigehabt.«
»Sehen Sie’s positiv«, riet ihr Carl. »Das Auto ist ein Totalschaden, jetzt können Sie sich ein neues anschaffen.«
»Aber das war mein erstes Auto. Das einzige Auto, das jemals mir gehörte.«
»Es tut mir leid«, wiederholte Walker.
Walker und Krista setzten sich an einen niedrigen Picknicktisch, der auf dem ausgedörrten Gras neben Carls Werkstatt und Kramladen stand. Krista machte sich Sorgen, dass die Mayonnaise schlecht werden könnte, wenn sie ihre Sandwiches nicht bald aßen, deshalb verzehrten sie ihr Mittagessen, obwohl keiner von ihnen im Moment sonderlich hungrig war. Walker aß auch alle eingelegten Sachen und die beiden Stücke Pfirsichkuchen, die ihnen Kristas Mutter noch eingepackt hatte.
Als sie fertig waren, saßen sie schweigend da und sahen den Autos nach, die hin und wieder vorüberfuhren.
Carl hatte ihnen gesagt, dass ungefähr um sechs ein Bus durch Schuler kommen würde, der bis Toronto fuhr. Sie könnten sich an die Straße stellen und ihn anhalten. Krista hatte sofort erklärt, dass das eine gute Idee sei, und damit Walker noch mehr deprimiert.
Jetzt betrachtete er sie wieder. Sie sah müde aus. Sie schob eine Haarsträhne aus der Stirn, trank von ihrer Limo. Es war erst vier, noch zwei Stunden zu warten, und die Sonne brannte noch immer vom Himmel.
Er wusste nicht, ob er es ihr sagen sollte oder nicht, entschied aber, dass sie das Recht hatte zu erfahren, was er wusste. Schließlich war es ihr Wagen gewesen.
»Ich hab jemand gesehen«, sagte er.
Sie wandte sich zu ihm. »Was soll das heißen, du hast jemand gesehen?«
»Als ich zum Auto lief, fuhr jemand rückwärts von dem Weg auf die Straße.«
Sie starrte ihn an. »Das kann jemand aus einem der Häuser gewesen sein, der auf dem Weg in die Stadt war oder so.«
»Warum ist der dann nicht stehengeblieben?«
»Weil er nichts bemerkt hat.«
»Aber er muss es bemerkt haben. Er fuhr direkt daran vorbei. Das Auto stand schon in Flammen. Der Rauch trieb vom See weg, direkt über die Straße. Der hätte blind sein müssen.«
»Vielleicht war er schon alt. Alte Leute werden nervös. Die bleiben nicht gern stehen, wenn was Komisches passiert.«
Walker nippte an seiner Limo. »Es war ein schwarzer Audi. Sah neu aus.«
»Aber das ergibt doch keinen Sinn.« Ihrer Stimme war jetzt anzumerken,
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