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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Drahtseile« hatte, und über ihre Gelassenheit gestaunt, während ich mir fast in die Hosen machte. Und dann war da noch ihr Überschwang gegenüber Willard gewesen, als wir wieder unten waren. Sie hatte mit ihm geflirtet, und ich hatte ihre Überdrehtheit darauf zurückgeführt, dass wir Becks Zählraum entdeckt hatten. Tatsächlich muss es aber das Gefühl des vielen Geldes dicht an ihrer Haut gewesen sein. Verrückt. Reba, die ihre Fingerabdrücke wegwischte.
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    Cheney, der mich verbal ohrfeigte, als ich unsere Verfehlung gestand. Und ich hatte sie sogar noch in Schutz genommen.
    Mann! Meine Hände waren feucht, und ich rieb sie an meiner Jeans. »Und was jetzt?«
    »Vince will sie so bald wie möglich sprechen. Das Treffen mit den Steuerbehörden und dem Zoll ist auf morgen Nachmittag, vier Uhr, im Büro des FBI, vorverlegt worden. Vince will sich vorher allein mit ihr unterhalten, so gegen ein Uhr, und versuchen, die Sache auszubügeln. Sonst ist wirklich die Kacke am Dampfen.«
    »Kann er ihr nicht helfen?«
    »Sicher, wenn sie bereit ist, sich ihm anzuvertrauen.«
    »Unwahrscheinlich. Sie kennt ihn ja überhaupt nicht.«
    »Warum sprichst du nicht mit ihr?«
    »Wenn du glaubst, dass es was nützt. Ich gehe ihr seit Tagen aus dem Weg, aber ich kann’s versuchen.«
    »Tu das. Im schlimmsten Fall bringt Vince sie in ein sicheres Haus, bis er die ganze Geschichte geklärt hat.«
    Cheney sah auf die Uhr, drückte die Auswurftaste und nahm die Kassette aus dem Rekorder. »Die muss ich mitnehmen. Hast du die Nummer von Vince?«
    »Gib sie mir lieber noch mal.«
    Er schrieb die Nummer auf einen Notizblock, riss das Blatt ab und reichte es mir. »Lass mich wissen, was sie sagt. Wenn du mich nicht erreichst, kannst du dich auch direkt an ihn wenden.«
    »Mach ich.«
    Als er weg war, setzte ich mich an den Schreibtisch und überlegte, was ich zu Reba sagen sollte. Vor allem war es sinnlos, um den heißen Brei herumzureden. Sie hatte sich selbst eine Grube gegraben, und je eher sie wieder herausstieg, desto besser war es für sie. Solange Beck das Geld zurückbekam, würde er vielleicht nicht allzu genau nachfragen, wie es 308
    verschwunden war. Ich nahm den Hörer und wählte die
    Nummer der Laffertys. Ich machte ein bisschen Konversation mit Freddy, der Haushälterin, ehe sie mir sagte, dass Reba noch im Bett lag. »Soll ich sie wecken?«
    »Wäre besser.«
    »Einen Moment. Ich schalte Sie auf Warten und lasse Reba gleich in ihrem Zimmer abnehmen.«
    »Super. Danke.«
    Ich sah Freddy vor mir, wie sie in ihren Schuhen mit den Kreppsohlen den Flur entlang und die Treppe hinauftappte und sich dabei am Geländer festhielt. Die Stille dauerte eine Weile an, und ich malte mir aus, wie sie an Rebas Tür klopfte und diese aus dem Schlaf erwachte, bevor sie benommen den Hörer abnahm – denn benommen klang sie auf jeden Fall, als sie sich meldete.
    »’Lo?«
    »Hi, Reba. Hier ist Kinsey. Tut mir Leid, dass ich Sie geweckt habe.«
    »Schon in Ordnung. Ich müsste sowieso langsam aufstehen.
    Was wollen Sie denn?«
    »Ich muss Sie etwas fragen, aber Sie müssen mir schwören, dass Sie die Wahrheit sagen.«
    »Sicher.« Sie klang bereits munterer, und ich nahm an, dass sie sich denken konnte, was jetzt kam.
    »Können Sie sich noch an unsere kleine Entdeckungsreise vom Samstagvormittag erinnern?«
    Schweigen.
    »Haben Sie ein Päckchen Hundert-Dollar-Scheine
    mitgenommen?«
    Schweigen.
    »Es ist völlig egal, ob Sie es zugeben. Beck weiß es jedenfalls.«
    309
    »Na und? Geschieht ihm recht. Ich habe ihm schon im Bubbles gesagt, dass er mir etwas schuldet, und zwar nicht zu knapp.«
    »Die Sache hat nur einen winzigen Haken. Es war nicht sein Geld, sondern das von Salustio.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Mist. Sind Sie sicher? Ich dachte, es gehört Beck, und er packt es ein, damit er es mitnehmen kann, wenn er verschwindet.«
    »Nein, er hat Salustios Gesamtsumme nachgerechnet, ehe er das Geld auf sein Konto einzahlen wollte. Und jetzt fehlen ihm fünfundzwanzigtausend.«
    Ich hörte, wie sie sich eine Zigarette ansteckte. »Wie sind Sie nur auf die Idee gekommen, dass Sie nicht erwischt werden?«, fragte ich.
    »Es war eine Laune, eine Art Impuls. Haben Sie so was noch nie gemacht? Ein spontaner Einfall. Ich hab’s einfach gemacht, weiter nichts.«
    »Bringen Sie’s lieber zurück, bevor Beck dahinterkommt.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Was weiß ich. Stecken Sie’s in einen Umschlag und
    hinterlassen Sie es an

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