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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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das ich schon mal irgendwo gesehen hatte, obwohl ich den Markennamen vergessen hatte. Das zweiteilige schwarze Jersey-Kostüm war weiß paspeliert, und die Jacke hatte Messingknöpfe. Der knielange Rock ließ zwei knotige Waden sehen. »Ja?«
    »Ich bin Kinsey Millhone. Könnten Sie Reba sagen, dass ich da bin?«
    Sie musterte mich aus teerschwarzen Augen. »Sie ist nicht da.
    Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?«
    »Äh, nein. Ich glaube nicht. Dann warte ich auf sie.«
    »Sie müssen die Privatdetektivin sein, von der Nord
    gesprochen hat. Ich bin Lucinda Cunningham. Eine Freundin der Familie«, erklärte sie und streckte die Hand aus.
    »Schön, Sie kennen zu lernen«, sagte ich und schüttelte ihr die Hand. »Hat Reba gesagt, wann sie wieder zu Hause sein wollte?«
    »Leider nein. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Sie mir sagen würden, worum es geht.«
    Aufdringliche Person, dachte ich. »Sie hat heute Nachmittag einen Termin. Ich habe ihr versprochen, sie hinzubringen.«
    Ihr Lächeln war nicht unbedingt warm, doch sie trat auf die Veranda heraus und zog die Tür hinter sich zu. »Ich möchte ja nicht neugierig sein, aber dieser … ähm … Termin, ist der wichtig?«
    »Sehr. Ich habe sie selbst darüber verständigt.«
    »Tja, das könnte schwierig werden. Wir haben Reba seit gestern am frühen Abend nicht mehr gesehen.«
    »Sie war die ganze Nacht weg?«
    »Und heute Morgen auch. Sie hat weder einen Brief
    hinterlassen noch angerufen. Ihr Vater hat zwar nichts gesagt, 313
    aber ich weiß, dass er sich Sorgen macht. Als ich Sie gesehen habe, nahm ich an, Sie wüssten etwas über sie, auch wenn ich mich kaum zu fragen getraut habe.«
    »Seltsam. Wo sie wohl hingefahren ist?«
    »Wir haben keine Ahnung. Soweit ich weiß, war sie am Abend zuvor auch lange aus. Sie hat bis Mittag geschlafen und dann einen Anruf erhalten –«
    »Das dürfte ich gewesen sein.«
    »Oh. Nun, sie war hinterher etwas verstört. Ich glaube, sie hatte Besuch. Jedenfalls war sie den größten Teil des Nachmittags weg und ist erst wieder aufgetaucht, als ihr Vater gerade beim Abendessen war. Er isst meistens früh, an diesem Abend allerdings eher zu einer normalen Zeit – kurz nach sechs, würde ich sagen. Die Köchin hatte Hühnersuppe gemacht, und er schien bei gutem Appetit zu sein. Reba wollte mit ihm plaudern, also bin ich gegangen, damit die beiden unter sich sein konnten.«
    »Und sie hat ihm gegenüber nichts erwähnt?«
    »Er sagt nein.«
    »Ich würde lieber selbst mit ihm sprechen. Die Sache kommt mir bedenklich vor.«
    »Ich verstehe Ihre Besorgnis, aber er ruht sich gerade aus. Er hat vorhin mit seiner Atemtherapeutin gearbeitet und ist erschöpft. Es wäre mir lieber, wenn wir ihn nicht stören würden.
    Könnten Sie nicht später wiederkommen? Gegen vier müsste er auf sein.«
    »Unmöglich. Der Termin ist dringend, und wenn Reba es nicht schafft, muss ich das sofort wissen.«
    Sie wandte den Blick von mir ab, und ich sah ihr fast an, wie sie den Umfang ihrer Befugnisse taxierte. »Ich sehe nach, ob er wach und einverstanden ist. Sie müssten es aber kurz machen.«
    »Gut.«
    Sie griff nach hinten, drückte die Tür auf und winkte mich 314
    hinein. Dabei stellte sie einen Fuß dazwischen, um den Kater draußen zu halten. Rags warf ihr einen beleidigten Blick zu. Ich trat in die Diele und wartete auf weitere Anweisungen.
    »Hier entlang.«
    Sie ging auf die Treppe zu, und ich folgte ihr. Als sie mit einer Hand auf dem Geländer hinaufstieg, warf sie mir über die Schulter eine Bemerkung zu. »Ich weiß nicht, was Reba Ihnen erzählt hat, aber wir zwei sind nie richtig miteinander ausgekommen.«
    »Das wusste ich nicht. Tut mir Leid.«
    »Es hat leider ein Missverständnis gegeben. Reba hatte den Eindruck, ich hätte es auf ihren Vater abgesehen, was völlig abwegig ist. Ich bestreite nicht, dass ich einen Beschützer-instinkt habe. Und ich nehme kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihr Benehmen geht. Nord ist anscheinend der Meinung, wenn er sie unterstützt und ihr alles gibt, was sie will, kommt sie irgendwann von selbst auf die rechte Bahn. Er hat nie begriffen, wie man Kinder richtig erzieht. Kinder müssen die
    Verantwortung für ihre Taten übernehmen. Aber das ist nur meine Meinung … nicht dass mich irgendjemand gefragt hätte.«
    Dazu sagte ich nichts. Ich wusste wenig von ihrer
    gemeinsamen Geschichte und hatte nicht das Gefühl, dass eine Entgegnung angebracht war. Wir überquerten den breiten Treppenabsatz

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