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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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gleichem Kaisergelb. Berenike musste lachen.
Rasch kaufte sie zwei Postkarten mit dem alten Kaiser Franz Josef und der ewig
schönen Sisi, die würde sie ihren Nichten Jenny und Amélie schicken. Sie fand
es lustig, dass ihre Freundin in Hallstatt genauso hieß wie ihre ältere Nichte.
Und auch vom Temperament her waren sie sich irgendwie ähnlich, auch wenn sie
völlig verschieden aussahen. Im Gegensatz zu so manchem kleinen Kind heute
waren beide Amélies jedoch nicht nach dem bekannten französischen Film benannt
worden.
    Berenike ließ die berühmte Konditorei Zauner links liegen.
Über die Esplanade ging es weiter. Die Traun rauschte seit eh und je wie in der
Zeit, als sich hier famos Sisi und Franz Josef – im jetzigen Heimatmuseum
– verlobt hatten. Zur Feier des Tages hatten die beiden anschließend Hallstatt
besucht.
    Hallstatt, immer wieder Hallstatt. Berenike ahnte, dass sich
an dem geheimnisvollen Ort die Lösung verbarg, dass Hallstatt nicht zufällig zum
Tatort geworden war. Aber jetzt Ischl, Konzentration bitte.
    Sie ließ das belebte Zentrum und die Lehár-Villa am Traunufer
hinter sich, in der der ungarischstämmige Operettenkomponist viele seiner
Sommer verbracht und auch einige seiner Werke wie ›Die lustige Witwe‹
geschaffen hatte. Heute war das Haus ein Museum, das dem Künstler gewidmet war.
Allzu viele Sehenswürdigkeiten hatte Ischl ja nicht. Schließlich gelangte
Berenike am anderen Traunufer zum Frauenhaus. Ein normales Wohnhaus, seine
graue Fassade sah abweisend aus.
    Selma nahm sie am Eingang in Empfang und schloss das schwer
gesicherte Tor sorgfältig hinter ihr ab. Berenike strich sich abwartend über
die Arme. Eine Videokamera drehte sich sirrend.
    »All diese Sicherheitseinrichtungen sind notwendig, um die
Bewohnerinnen zu schützen. Schlimm, nicht wahr?«
    Selma trug enge Jeans und ein naturweißes Hemd. Sie wirkte
groß, wie sie energisch und doch irgendwie mütterlich vor Berenike herging,
einen bunt bemalten Gang entlang. Zwei Frauen, der Sprache nach aus einem
arabischen Land, kamen an ihnen vorbei und kicherten hinter vorgehaltener Hand.
    »So, da wären wir. Mein Büro!« Selma hielt eine Tür auf und
ließ sie offen stehen. »Bitte nimm Platz! Was kann ich dir anbieten? Mit deiner
Teeauswahl im Salon kann ich nicht mithalten, Berenike, aber ich glaube, ich
habe immerhin Lapsang Souchong da.« Sie kramte in einer Lade. »Da ist er ja.«
Sie stellte eine schwarz lackierte Holzdose auf den Tisch, weiße Drachen waren
darauf gemalt. Selma öffnete den Deckel und ließ Berenike daran schnuppern.
»Ich muss diesen Tee verstecken, sonst ist er futsch. Sie würden ihn trinken,
ohne zu wissen, was sie da genau zu sich nehmen.« Die Dose wurde wieder
zugeklappt und Selma wandte sich zur Tür. »Bin gleich wieder da. Mach es dir
gemütlich!«, sagte sie und deutete auf eine Sitzecke. Rote Polster zierten das
Gestell aus hellem Kiefernholz. Ikea, what else.
    Berenike sah sich um. »Entspann dich«, flüsterte sie sich zu.
Vom Gang drangen aufgeregte Frauenstimmen herein, vor dem Fenster spielten ein
paar Kinder in gelben Regenmänteln mit einem Ball. An der Wand hing ein Poster:
›Null Toleranz für Gewalt gegen Kinder & Frauen‹.
    »So, hier ist der Tee.« Selma stellte eine blaue
Steingutkanne und angeschlagene Tassen auf den Tisch, ebenfalls Kiefer.
Kinderlachen war zu hören. »Sind sie nicht süß? Die sind zum ersten Mal in
ihrem Leben übermütig. Weil sie in Sicherheit sind. Warst du schon einmal in
einem Frauenhaus, Berenike?«
    »Nein, zum Glück nicht.«
    »Ich meine nicht aus persönlichen Gründen. Oh«, Selma griff
nach der Teekanne, »Lapsang Souchong darf nur kurz ziehen, aber das weißt du
ja.« Sie rupfte den Filter mit den Teeblättern aus der Kanne. Es duftete leicht
rauchig. »Seit ich in Indien war, trink ich nur mehr Lapsang Souchong. Damals
hat sich mein Leben verändert. Diese Erleuchtung, das kann man keiner anderen
erklären, die nicht dabei war.« Abwägend sah Selma Berenike an und beugte sich
vor, um einzuschenken. In dem weiten Ausschnitt schlummerten rund und weich
ihre Brüste. »Du willst also mit mir über Caro sprechen, hm?« Selma stellte mit
einer langsamen Bewegung die Kanne ab. »Wir werden sie vermissen. Sie war eine
engagierte Mitarbeiterin. Aber auch schwierig.«
    »Wie, schwierig?«
    »Sie nahm alles persönlich. Das darfst du nicht in so einem
Job.«
    Vor der offenen Bürotür blieb eine Frau in einem grünen
Pyjama stehen. »Mist, ich

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