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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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sollte. Aber wenn sie mich
derart hintergangen hat, dann … Sven kann charmant sein, wenn er will.« Abrupt
sprang Ellen auf. »Und jetzt muss ich dich rauswerfen, meine Yogastunde fängt
gleich an.«
    »Schon gut.« Berenike griff im Aufstehen nach der leeren
Tasse. »Ich habe dich überfallen!«
    Ellen ging nach hinten und kam mit einem Seesack wieder, in
den sie eine zerknautschte sumpfgrüne Trainingshose und ein weißes Leiberl
stopfte. »So, fertig.«
    Berenike trug die Tassen in die Küche. Vor der Tür
verabschiedeten sie sich. »Wenn dir noch was einfällt …«
    »Ja ja, ich weiß, Miss Marple.«
    »Scherzkeks.«
    Obwohl Berenike beim Weggehen ein komisches Gefühl hatte,
mochte sie Ellen. Sie war eine, die spät, aber doch ihren Weg gehen wollte. Als
Künstlerin würde sie es nicht leicht haben. Aber etwas an dem Gespräch
irritierte Berenike. Irgendetwas war nicht ganz stimmig. Berenike verfluchte
die blöde Verkühlung, die ihr völlig den Kopf zu vernebeln begann. Sie zwang
sich loszufahren.

Neun

     

     
    Tee erleuchtet den Verstand, schärft die
Sinne, verleiht Leichtigkeit und Energie, und vertreibt Langeweile und
Verdruss. (Aus China.)

     
    Und dann war Berenike endlich unterwegs nach
Wien, nachdem sie sich einige Tage nicht um den Mordfall kümmern hatte können.
Ein Ortswechsel würde ihr guttun, bei dem Regenwetter war im Salzkammergut
sowieso wenig anzufangen. Es goss wie aus Kübeln. Ein paar wenige Feriengäste verbrachten
mehr Zeit in ihrem Salon als sonst wo. Wenigstens wurde der Bücherverkauf so
angekurbelt. Zum Glück gab es Seminarbuchungen, der Literatursalon eignete sich
hervorragend dafür. Jetzt war auch noch der Wasserstand des Sees in den letzten
Tagen gestiegen, von vielen Orten hörte man von Hochwasser. Im Fernsehen kamen
beständig neue Schreckensmeldungen. Berenike machte sich ein wenig Sorgen um
ihren Salon, auch wenn Hans wusste, was zu tun war … Dass das Lokal nahe am
Seeufer lag, bekam jetzt eine andere, bedrohliche Bedeutung.
    Am Morgen ihrer Abreise nach Wien zappelte Berenike in ihrer
Wohnung herum, dass die Miezen erschreckt das Weite suchten. Auch ihnen war
schon langweilig, weil sie aufgrund des Regens zu viel Zeit im Haus
verbrachten. Mit gutem Grund ließ sich Berenike diesmal mit dem Taxi zum
Bahnhof bringen. Die dickliche Fahrerin erzählte etwas von einem vermissten und
wahrscheinlich ertrunkenen Kind. Nicht nur der Augstbach war stark
angeschwollen, Wiesen waren überflutet, die Freiwillige Feuerwehr pumpte
ständig Keller aus. Die Wassermassen der Traun waren gigantisch. Grundlseer und
Altausseer Traun gebärdeten sich an ihrem Zusammenfluss wie ein kleiner
Amazonas. Beim E-Werk in Bad Aussee fürchtete man sich vor einer neuerlichen
Überflutung, bei der es die Brücke wegreißen könnte. Das dahinrasende Wasser
hatte die Höhe des Übergangs beinahe erreicht.
    Am Bahnhof hetzte Berenike zum einzigen Fahrkartenautomaten,
vor dem bereits vier Leute warteten.
    »Der Zug nach Wien Westbahnhof mit der Planabfahrt 12 Uhr
34«, ertönte eine Durchsage, »hat voraussichtlich fünf bis zehn Minuten
Verspätung.«
    Beruhigend, alles war wie immer. Dann ging sich wenigstens
der Ticketkauf aus.
    Auf dem altmodischen Bahnsteig vertrat sich Berenike die
Füße. Es war ungemütlich, der Wind peitschte den strömenden Regen unter das
nach allen Seiten offene Dach. Also doch lieber drinnen warten.
    Auf manchen Titelseiten der Zeitungen prangten immer noch
Schlagzeilen wegen des Mordes an Caro. Wenn nur die Polizei bald den Schuldigen
fand. Wütend dachte Berenike an Jonas. Sie hatte sich beinahe über seinen Anruf
neulich gefreut. Doch der Mann horchte sie nur aus, ob sie wirklich die Finger
von den Ermittlungen ließ. Erkenntnisse zum Mordfall konnte er keine anbieten.
Ein echter Verlierer! Jetzt erst recht, hatte Berenike gedacht und Selma
kontaktiert, um einen Termin im Frauenhaus in Bad Ischl auszumachen, das
Kaiserstädtchen lag auf dem Weg nach Wien.
    Außerdem hatte sie Horst angerufen, den Knaben, den sie
letzten Sommer in Wien kennengelernt hatte, als sie wegen des Mordes in ihrem
Salon eigenhändig zu ermitteln anfing. Sie war selbst unter Verdacht geraten.
Das war Grund genug gewesen, ein wenig nachzuforschen, auch wenn sie keine
Detektivin war.
    Jetzt wollte sie auf andere Gedanken kommen, Freunde treffen,
wenn sie schon nach Wien fuhr. Horst hatte sogar eine Übernachtungsmöglichkeit
für sie organisiert. »Du kannst in der Wohnung meiner Schwester

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