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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Möller sah die Tote an und dann in die Runde. Merkwürdig kühl hörte
sich seine Stimme an. Die Lautstärke schmerzte in den Ohren.
    Neben dem Anzugheini und dem Rocker stand noch einer in
Jeans, weißem Hemd und Sakko, sehr blass sah der aus und verbraucht, starker
Raucher vielleicht. Okay, und jetzt die Leiche. Berenike schloss einen Moment
die Augen und konzentrierte sich dann auf den Anblick der toten Frau. Die
Tatsachen, sie würde einfach die Tatsachen registrieren. Die Frau lag auf dem
Bauch, eine Hand grotesk von sich gestreckt. Der braune Kostümrock war
hochgerutscht, gab helle, seidenbestrumpfte Beine frei. Sie war groß für eine
Frau und schlank. Einer der dunkelbraunen, teuer aussehenden Pumps musste ihr
beim Sturz halb vom Fuß geglitten sein. Braunes, langes Haar begrub ihren Kopf
unter sich. Es wirkte weich und glänzte mit den Strümpfen um die Wette. Zu gern
hätte Berenike ihren Gesichtsausdruck gesehen, aber das ging nicht, man durfte
sie nicht einfach umdrehen.
    »Was ist passiert?«, fragte sie stattdessen.
    Mehmet blinzelte und atmete hektisch. Sven sah zu Boden, der
Anzugmann starrte. Nur der Jeansträger hielt Blickkontakt, obwohl er aussah,
als würde er jeden Moment umkippen. Eine Fliege summte am Fenster. Bevor jemand
reagieren konnte, hatte Sven die Hand auf das Tier geklatscht. »Tot«, murmelte
er und hielt sie hoch.
    »Wenn ich helfen soll«, wiederholte Berenike, die ihren Blick
nicht von Sven mit dem toten Insekt lösen konnte, »dann sagen Sie mir bitte,
was passiert ist.«
    »Müssen wir ihr das?«, fragte der Typ im Anzug mit
unbeteiligter Businessstimme.
    »Sie ist eine gute Freundin«, Mehmet sah um Zustimmung
heischend zu Berenike, »sie wird uns helfen. Sie ist so was wie eine
Detektivin.«
    Schön umschrieben. Jonas würde es anders sehen … aber der war
nie da, wo Berenike ihn brauchte. Dafür schneite jetzt Jansky herein. Auch so
ein alter Bekannter, der Chefinspektor Jansky von der Kriminalpolizei in der
Berggasse, mit seinem ewigen Adjutanten Hochfeld. Bezirksinspektor Hochfeld,
wie der Jungspund nicht müde wurde zu betonen.
    »Was machen Sie wieder hier?«, quengelte Jansky
erwartungsgemäß und sah Berenike ungehalten an. Er sprach nie anders mit ihr,
seit sie sich letztes Jahr begegnet waren. Sein schnöseliger Kollege Hochfeld
ergänzte: »Wir treffen Sie ein bissl zu oft neben auf unklare Weise zu Tode
Gekommenen. Wir sprechen uns noch, Frau Roither.«
    Ja ja, red du nur, dachte Berenike, ich mach nicht noch
einmal den Fehler und lass mich von dir hops nehmen. U-Haft, tss. Eine Nacht in
einer Gefängniszelle zählte zu den Erfahrungen, auf die sie gern verzichtet
hätte. Zumindest hatte sie die Tote diesmal nicht gefunden und dafür gab es
Zeugen. Ein absoluter Pluspunkt. Mann, war sie müde, das überdeckte sogar die
Übelkeit angesichts der Toten.
    Hochfeld wollte sie hinausschicken.
    »Sie bleibt, bitte«, Mehmet sah die Kriminalpolizisten
eindringlich an. »Sie ist eine Vertraute, ich fühle mich besser, wenn ich nicht
auf mich allein gestellt bin.«
    »Also gut.« Hochfeld wandte sich an den Manager im Anzug.
»Wer hat die Tote gefunden?«
    Alle vier Männer setzten zum Reden an.
    »Ich kam als Erster zurück«, meldete sich der Mann im Anzug.
    »Ihr Name?«
    »Möller.«
    »Sie sind im Unternehmen tätig?«
    »Ja.«
    »Als was?«
    »Berater.«
    »Geht’s genauer?«
    »Sie würden’s eh nicht kapieren.«
    »Das lassen Sie meine Sorge sein«, zischte der
Bezirksinspektor und sah sich um. Falls er Kaffee suchte, Berenike kannte seine
Sucht, dann würde es hier schwierig für ihn werden. Die Männer im Raum wirkten
alle nicht gerade so, als könnten sie Kaffee kochen. Und kein Automat in Sicht.
    »Ich habe einen Beratungsauftrag«, ergänzte Möller
widerwillig. »Und ein Büro hier, aber ich bin nicht in der Firma angestellt.«
    Sven wollte auffahren, aber Mehmet griff mit einer Hand nach
seinem Ellbogen.
    »Aha«, murmelte Jansky, als würde er verstehen.
    »Was ist hier passiert?«, fragte Hochfeld und riss sich von
seiner Suche los. Dieselbe Frage, nun würde sie beantwortet werden, weil ein
Polizist sie stellte. Ein Kriminalpolizist.
    »Inge Starkmann ist … war unsere Chefin. Sie war der
Si-Äs-Oh.«
    »Wie bitte?« Verständnislos glotzte Jansky Möller an.
Berenike konnte es ihm nachfühlen. Ausgerechnet mit Jansky konform zu gehen, da
gab es Besseres.
    »CSO«, buchstabierte Möller auf Deutsch, »die Abkürzung für
Chief Security Officer. Sie ist

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