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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Mitte. Landstraße. Die Schnellbahn, kennen Sie das?« Er
nickte, sie war nicht überzeugt. Aber nach einigen, wie es schien, zusätzlichen
Runden setzte er sie tatsächlich auf dem kleinen Platz ab.
    Sie zahlte und sprang hinaus. Ruhig lag die kleine Grünfläche
da, nur auf einer Parkbank saß eng umschlungen ein Pärchen. Der Ballspiel-Käfig
wartete verlassen auf den nächsten Morgen. Auf der gegenüberliegenden Seite
konnte Berenike das Verwaltungsgebäude einer Bank ausmachen. Ihr Blick wanderte
zurück zu Hausnummer 5. Nachdenklich sah sie die dunkel daliegende Fassade
hoch. Ihr schauderte bei dem, was sie da oben erwarten mochte.
    Ein Signaltonhorn schnitt scharf in ihre Gedanken. Tatütata,
die Polizei war auch schon im Anrollen. Noch konnte sie kein Blaulicht
ausmachen. Rasch ging sie auf das Gebäude zu, um noch vor den Beamten am Tatort
einzutreffen und ein paar Worte mit Mehmet zu wechseln. Sie wollte den Täter,
den wahren Täter, nicht einfach nur einen Schuldigen. In Kürze würde hier die
Hölle los sein.
    Seltsam – die Tür war mit einem Stück Holz aufgeblockt. Na,
das würde die Security freuen. Vorsichtig ging Berenike weiter. Im Foyer war es
bis auf eine Notbeleuchtung dunkel, zum Glück schien das Licht der
Straßenlaternen ein wenig herein. Eine weitere Tür, diesmal aus Glas, stand
ebenfalls einen Spalt weit offen, irgendwelche Lichter an dem kleinen Kästchen
an der Wand, das wahrscheinlich den Zutritt regelte, blinkten aufgeregt bunt.
Dahinter lag ein langer, einsamer Gang. Es war still. Viel zu still.
    Sie hastete zum Lift. Der war zum Glück nachts in Betrieb.
Nicht auszudenken, wenn sie in diesem Bürogebäude das Stiegenhaus hätte suchen
müssen! Zweiter Stock, Zimmer 2 Punkt 11, hatte Mehmet ihr den Weg beschrieben.
    Na, komm schon, feuerte sie den Aufzug in Gedanken an.
Endlich bremste er sich mit schmerzenden Quietschgeräuschen im Erdgeschoss ein.
Berenike sah durch ein Fenster, dass die Ordnungshüter schon näher kamen. Sie
zerrte die schwere Aufzugtür auf, sprang hinein, der Lift gab ein Rumpeln von
sich, setzte sich quälend langsam in Bewegung. Im zweiten Stock wurde die Tür
von außen aufgerissen. Grelle Beleuchtung, dazu weiße Wände, das trieb Berenike
Tränen in die Augen. Vor ihr stand Mehmet, der Mann, der in die
interessantesten Situationen geriet. Wie ein Nachwuchsgangster hatte er sein
Haar mit Gel nach hinten geschleckt, aber immerhin trug er ein Sakko zur Jeans
und den Stiefeln.
    »Komm mit, bitte.« Zweimal links herum, Mehmet öffnete eine
weiße Tür, und sie standen vor einer auf dem Boden liegenden Frau. Einem
Frauenkörper, berichtigte sich Berenike. Drei stumme, reglose Gestalten
umringten die Tote. Ebenso grelles Licht wie am Gang fiel auf einen o-förmigen
Besprechungstisch mit weißer Oberfläche. Atmen war zu hören, dazu das sirrende
Geräusch einer Klimaanlage. Kühl war es im Raum, verglichen mit der Hitze
draußen. Berenike rieb sich die nackten Arme, schauderte im Nacken. Sie hatte
vorhin nur schnell ein T-Shirt und Jeans angezogen.
    »Wir haben die Anlage kühler gestellt, damit die Leiche …«
Einer der drei Männer, ein Rockertyp mit braunen Haaren und Springerstiefeln,
stockte und schluckte. Er sah Berenike kaum an, sein Blick war wie erstarrt zu
Boden gerichtet, weg von der Toten.
    »Wer sind Sie? Wer hat Sie gerufen?«, kam es von draußen, mit
einer herrischen Stimme.
    »Sven, das ist Berenike«, Mehmet klopfte dem anderen
aufmunternd auf die Schulter. »Du weißt doch, aus Altaussee. Sie kann uns
sicher helf …«
    »Ach so?« Jetzt traf Berenike ein kritischer Blick aus den
verschwommenen dunklen Augen des Unbekannten.
    »Sven Gerling meint es nicht so, Berenike«, fuhr Mehmet mit
der Vorstellung fort, als wären sie auf einer Party. Der Angesprochene sah auf,
als wollte er etwas sagen. Dann schüttelte er reflexartig Berenikes Hand. Seine
große, unwillig dargebotene Pranke drückte kräftig zu, zu kräftig.
    »Ellen hat mir«, er schluckte und wandte den Blick zur Toten,
»von deinem komischen Lokal erzählt.«
    »Kinder«, ein Anzugträger, von Kopf bis Fuß Business, sogar
im Gesicht, meldete sich zu Wort und räusperte sich, eher er weitersprach.
»Bleiben wir bei der Sache.«
    »Das ist Herr Möller«, warf Mehmet ein, der nun im Raum hin
und hertigerte .
    »Ja. Also. Was ist der Status? Was ist geschehen, soweit wir
es wissen? Und wo wollen wir hin?«
    Ach, wie Berenike diese aufgeblasene Businesssprache zuwider
war. Herr

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