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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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kleidete sich dunkel und kühl heute Abend. Keine Sonne ließ seine
Kristalle glitzern. Wie steinern lag er da.
    »Dieser Fall zieht sich fürchterlich, Nike«, seufzte Jonas,
man hörte immer noch den Druck in seiner Stimme, »schon wieder hält mich eine
Ermittlung hier fest. Nichts ist es mit einem raschen Geständnis. Und nichts,
so leid es mir tut, mit unserem Privatleben. Verstehst du das?«
    »Aber ich bin doch nicht irgendwer, Jonas. Mir kannst du
trauen.«
    »Die Spur zum Mörder ist bereits erkaltet. Wir müssen froh
sein, wenn wir die Taten überhaupt aufklären. Ich fühl mich wie hinter den
sieben Bergen hier. Während meine Mutter daheim in England … die Weite zwischen
den sanften Hügeln …«
    »Geh, du wolltest selbst weg aus Großbritannien, weil dir in
deiner Jugend fad dort war. Das hast du mir so erzählt.«
    »Hast eh recht, Nike. Es ist nur, ich hab es so satt. Nichts
geht weiter.«
    »Den Eindruck hab ich allerdings auch.« Wieder brach sich
ihre Wut Bahn, brennend rot und heiß. Wut darüber, wie sehr die Polizei sie im
Stich ließ.
    »Die meisten Morde werden binnen weniger Tage aufgeklärt«,
murmelte Jonas. »Da kannst du dir unsere Kriminalstatistik ruhig anschauen.«
    »Ja ja.« Niemand gestand offiziell ein, dass die geschönt
wurde. In den Medien wurden gern Andeutungen gemacht. Bessere Aufklärungsraten
trotz steigender Kriminalität in der ehemaligen Insel der Seligen, man wollte
die Menschen eben beruhigen, wenn schon eine Einbruchsserie die nächste jagte
und die Polizisten die Delikte nur verwalteten und zu den Akten nahmen.
    Berenike seufzte schwer. Der Mörder ging einfach zu schlau
vor. Ihr graute. So etwas konnte nur eines bedeuten: Er würde wieder und wieder
zuschlagen.
    Sie waren vor Berenikes Haustür angekommen. Hoffentlich
blieb wenigstens Frau Gasperl hinter ihrer Tür, Berenike hätte nicht von ihr
angesprochen werden wollen, nicht jetzt.
    »Lass uns ein anderes Mal weiterreden, ich bin müd.« Mit
diesen Worten küsste er sie auf die Wange. Das war’s, das war schon viel im
Moment.
     
    Es war fast finster, als Berenike aus dem Wagen
stieg. Die Hausfrau ließ sich nicht blicken. Dafür flackerte bläulich-weißes
Licht in einem der Fenster. Der Fernseher. Da konnte Berenike sich morgen auf
ein Gespräch gefasst machen, Frau Gasperl hielt Wien für den Sündenpfuhl
schlechthin, das moderne Babylon. Womit sie vielleicht recht hatte, momentan
sowieso. Noch berichteten die Medien wenigstens über den Mord an Inge
Starkmann, vielleicht nicht als Aufmacher, jetzt schon nicht. War ja nur eine
tote Frau.
    Oben in ihrem gemütlichen Zuhause ließ Berenike alles fallen.
Die Katzen kamen angetrabt, strichen ihr um die Beine. Rasch ein paar Streicheleinheiten
für jeden der felligen Detektive.
    Berenike zog sich um und bereitete Tee vor. Sie wählte
englischen five o’clock Tea, der typische Nachmittagstee würde auch für den
Abend passen. Sie stellte die Teeuhr auf viereinhalb Minuten und griff zum
Telefon. So durfte es nicht weitergehen in diesem Mordfall. Es galt, etwas
Größeres zu unternehmen. Auch wenn Berenike die Nase voll hatte von
Mörderischem. Lynchjustiz konnte sie nichts abgewinnen. Eigentlich.
    Während es am anderen Ende läutete, gähnte Kater Marlowe sie
unbeteiligt an. Eine Schwalbe, im Finstern kaum erkennbar, flog draußen vorbei,
aber er reagierte nicht. Zum Profiler war er wirklich nicht geboren.

Zweiundwanzig
Anregende Kräuterteemischung
    So konnte es wirklich nicht weitergehen. Zwei
Wochen waren seit Caros Ermordung vergangen, ohne dass der Rest ihres Körpers
gefunden worden wäre. Jetzt noch ein zweiter Frauenmord in Wien, und ähnliche
Beteiligte waren irgendwie in den Fall verwickelt.
    Berenike rief Ellen an, und dann der Reihe nach all die
anderen Frauen, mit denen sie sich in der Nacht von Caros Tod getroffen hatte.
Sie mussten einander wiedersehen und sich beraten. Selma und Ellen, Gerhild,
Helena und Valerie, die versprach, Denise mitzubringen. Sogar Katharina war
bereit, zu kommen. Nur unter Ritas Handynummer tönte es anonym und blechern:
Der gewünschte Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar. Womöglich hatte die
junge Frau ein Engagement als Tänzerin gefunden, es war ihr zu wünschen.
Umgehend spürte Berenike wieder ihre Nerven flattern. Wenn nur nicht noch was
passiert war! Zumindest gab es auch einen Festnetzanschluss, unter dem Berenike
eine Nachricht auf Band sprechen konnte. Hoffentlich meldete sich Rita bald!
    Nach den

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