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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Absperrband? Schlampig, wer sagte es denn.
    »Schon vergessen? Wir haben euch gerufen.«
    »Bitte, lass uns unsere Arbeit tun.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Müssen wir uns Sorgen machen? Wer wird die Nächste sein?«
    »Die Nächste?«
    »Stellst du dich so blöd? Die nächste Tote natürlich.«
    »Ach, Nike.«
    »Nix, ›Ach, Nike‹. Mich kotzt das an! Ich stolpere über Tote
und ihre Körperteile, und du sagst ›Ach, Nike‹!«
    Er wandte sich ab. Wandte sich einfach ab! So kam er ihr
nicht davon. »Ich kotze auf euch und eure Arbeit!«
    Er winkte ab. »Wir werden unsere Suche intensivieren. Jetzt
entkommt uns der Täter nicht mehr. Verlass dich drauf.«
    »Ach ja, ich glaub’s nur nicht.«
    »Wir tun unser Bestes.«
    »Hast du das von eurer Presseerklärung?«
    »Nike …«
    »Lass mich in Ruhe. Wir werden selbst sehen, dass wir uns
schützen.«

     
    Völlig fertig machten sie sich eine Weile später
auf den Weg hinunter in den Ort. Sehr still gingen sie hintereinander her.
Berenike rief wieder bei Rita an, aber niemand meldete sich. Verdammt!
    An einer Abzweigung blieb Selma stehen: »Ich werde mich hier
verabschieden. Seit Caro«, sie stockte und suchte nach Worten, »seit sie nicht
mehr da ist, muss ich im Frauenhaus in der Nacht einspringen.«
    »Ich komme mit dir«, schloss sich Denise der Frauenhauschefin
an, »ich hab noch was zu erledigen.«
    Alle anderen begleiteten Berenike in ihren Salon. Keine
wollte jetzt allein sein …
    Hans ließ sie ein. Das Schild ›Sorry we’re closed‹ hielt
andere Gäste ab. Wieder einmal musste die Teemusik-CD herhalten, um zu
beruhigen. Sanfte Klänge aus Asien ertönten.
    »Wie seht ihr denn aus?«, bemutterte sie der Kellner.
    Berenike schilderte ihm das erlebte Grauen.
    »Wie fürchterlich«, Hans sah sie besorgt an. »Da hilft nur
eins.« Er servierte English Rose Tee. Eine Darjeeling-Ceylon-Mischung mit
Rosenblüten und Vanille, Berenike hielt sich an Vertrautes. Dazu zauberte Hans
einen Topf Suppe aus Gemüseresten. Begnadet, der Mann!
    »Ich kann nichts essen«, ächzte Valerie.
    »Unmöglich«, ergänzte Gerhild, deren Stimme in Tränen
schwamm, die sie zurückzuhalten suchte. »Ich halt das nicht aus. Gerade erst
hab ich mich gefreut, dass ich Caro und Selma wiederseh, und jetzt …«
    Selbst Berenike, deren Magen eigentlich schon vor Stunden das
erste Mal geknurrt hatte, konnte sich nicht vorstellen, je wieder etwas zu sich
zu nehmen.
    »Nur eine kleine Schüssel«, gluckte Hans um sie herum. Der
plötzliche Heißhunger überraschte Berenike, als sie den Duft der Suppe roch,
den ersten Löffel voll schmeckte. Ah, Kresse und Karotten. Sie tunkte Brot ein,
biss ein winziges Stück ab. Kaute lange. Vielleicht konnte sie diesen Fall doch
überleben.
    Während die Diskussion sich um das Erlebte drehte,
betrachtete Berenike gedankenverloren die Fotos von Teeplantagen an den grün
gestrichenen Wänden. Es war so wichtig, das Schöne zu sehen, das Gute am Leben.
So wichtig – und so schwierig.
    Das Telefon läutete, ohne dass es Berenike richtig wahrnahm.
    »Für dich, Berenike.« Hans nickte ihr zu.
    »Roither, ja bitte?«
    »Ist Selma bei euch?«
    »Wer spricht da?«
    »Milena vom Frauenhaus. Selma hat gesagt, dass ihr euch
trefft, und mir deinen Namen genannt. Sie hätte mich ablösen sollen, schon vor
einer Stunde.«
    »Tut mir leid, bei mir im Salon ist Selma nicht.«
    »Komisch. Dann probiere ich es nochmals bei ihr daheim.«
    »Vielleicht hat sich was verzögert.«
    »Sie hätte mich angerufen, wenn sie sich verspätet, das hat
sie immer gemacht.«
    »Ja.« Berenike legte auf. Alle starrten sie an. »Selma ist
weg«, sagte sie langsam.
    »Das … das gibt’s ja nicht«, stammelte Ellen. »Rita erreichen
wir nicht und jetzt Selma …«
    »Wir müssen Denise fragen.«
    »Ja.«
    Doch es stellte sich heraus, dass keine Denise näher kannte.
Niemand wusste ihre Telefonnummer, nicht einmal Valerie. »Ich werd sofort
meinen Chef fragen. Er muss das Gästeblatt raussuchen.«
    Wann hörte dieser Wahnsinn endlich auf?

Fünfundzwanzig
Griechischer Bergtee
    Es wurde eine lange Nacht. Zumindest hatte die
Polizei sofort auf den Hilferuf aus dem Frauenhaus reagiert. Typisch: Erst
musste was passieren, damit was passierte. Mit dem so gut versteckten alten
Bunker hatten die Ermittler wohl wirklich Pech gehabt.
    Nach und nach versanken die Frauen in Schweigen, während sie
auf eine Nachricht warteten. Eine Stille, die in den Ohren schrillte, untermalt
vom Brummen des

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