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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Zerrte sie mit
sich, weiter, immer weiter. Blickte auf sie, blickte auf das im Dunkel liegende
Innere, und dann …
    Der Geruch. Nicht Adi stank. Oder nicht nur er. Das kam aus
dem Inneren, diese Fäulnis.
    Weg jetzt. Endlich weg.

Vierundzwanzig
English Rose
    Hinaus!
    Berenike rannte, sie rannte immer weiter. So schnell es auf
dem unebenen, schmalen Waldpfad in der Finsternis möglich war. Stolperte, fing
sich gerade noch. Der Weg war steil und sie sah kaum den Grund unter den Füßen.
Eine Brille, sie brauchte tatsächlich eine Brille. Wenn sie nur endlich unten
im Dorf wäre, ach Erdmutter. Sie taumelte an den anderen Frauen vorbei auf den
richtigen Weg. Weiter, nur weiter. Irgendwo ließ Berenike sich fallen. Weiches
Moos, sie achtete kaum darauf. Sie übergab sich endlich. Es durfte nicht wahr
sein. Nicht das!
    Adi war wieder hinter ihr, brüllte Unverständliches. Dieses
Bild! Es würde sie nie wieder loslassen. Überall eingetrocknetes Blut,
massenhaft verteilt. Körperteile. Beine, ein Knie. Die Füße, Sohlen.
Zerfressen. Angefault. Braunrot. Das Gewimmel von Tieren, sie wollte gar nicht
so genau wissen, welche das waren. Und die Zehen: Sie hatte noch bemerkt, dass
sie fehlten. Hatte noch hingesehen, bevor sie getürmt war!
    Berenike richtete sich auf. Man durfte nicht tun, als ob
nichts wäre. Sie tastete nach dem Handy. Kein Netz, na super.
    »Geh weg!«, schrie sie Adi an, der sich ihr lallend näherte.
Seltsam genug, woher er wusste, dass Caros noch vermisste Leichenteile sich
hier befanden. Sie würgte wieder einmal. Galle, nichts als Galle.
    Da war ja Ellen.
    »Bitte, kannst du die Polizei rufen?«
    »Natürlich«, Ellen fuhr sich an die Kehle, ließ sich neben
Berenike fallen. »Mist, ich hab kein Netz.«
    »Aber ich hab eins.« Selma schluckte heftig, während sie mit
fliegenden Fingern wählte. Die Tasten leuchteten bläulich im Dunkel.
    Und wieder das Spiel von vorne. Funkstreife, Mordkommission,
Amtsarzt, Tatortgruppe, Sargträger. Jonas kam mit seiner tollen Kollegin, der
Profilerin Mara Wander. Sie nickte Berenike zu und machte einen auf Intuition.
Schnupperte in die Luft. Hatte wohl alles nichts genützt, das ganze
Täterprofilerstellen und Co.
    »Bist du jetzt zufrieden, ja?«, schrie Berenike Jonas nach.
»Bringt dich das karrieretechnisch voran, so ein Serienmörder? Dazu müsstest du
ihn aber erst fassen, du Loser!«
    Sie zerrte an ihren schwarzen Haarborsten, dass es in den
Wurzeln schmerzte. Wenigstens ein Gefühl, irgendeines. »Ein Irrer muss euch den
Weg zeigen! Wo habt ihr bisher gesucht, ihr Superpolizisten? Im Wirtshaus, oder
was?«
    »Schsch.« Selma nahm Berenike in den Arm. Streichelte ihr
über die Schulter. Berenike brach in hysterische Tränen aus.
    »Es tut mir so leid, Berenike«, Jonas war zurückgekommen.
»Wir haben überall im Ort gesucht, aber das hier …« Er zuckte die Achseln.
Berenike sah noch immer in seine Richtung, als er schon lange weg war. Selmas
Arm und die Wärme, die er ausstrahlte, taten gut.

     
    Das Menschengewurl nahm sie kaum wahr. Sie machte
ihre Aussage, wie die anderen. Hörte, dass sie am nächsten Morgen das Protokoll
unterschreiben kommen sollte, am Polizeiposten in Hallstatt. Sie hörte alles,
konnte aber nichts wirklich erfassen. Dass der Täter hier Caros Körper zersägt
haben musste. Nach ihrem Tod, wurde gemutmaßt, denn es war gar nicht so viel
Blut gefunden worden, wie man erwartet hätte, hätte sie bei der Verstümmelung
noch gelebt
    »Die Zehen haben wir hinter der Hütte gefunden«, ertönte eine
kratzige Männerstimme.
    Und eine Frauenstimme: »Aha, sie sind lackiert, dunkelrot.
Das könnte von Bedeutung sein.« Das war Mara Wander. Überrascht stellte
Berenike fest, dass ihr die volle, tiefe Stimme der Profilerin gefiel. »Der
Täter hasst Schönheit … schöne Frauen. Er will sie zerstören. Schaut, wie schön
sich die Frau hergerichtet hat mit Nagellack auf den Zehen und Ringen. Die
Zehen stellen wohl ein Souvenir dar, und sie sind Warnung zugleich.« Sie sagte:
»Die Opfer sind zufällig gewählt. Irgendein optisches Signal, das den Täter
anspricht. Jede kann das nächste Opfer werden. Wenn sie in sein Raster passt.«
    Berenike wand sich aus Selmas Umarmung. »Müssen wir uns jetzt
alle fürchten?«, schrie sie, nachdem sie um die Ecke gehetzt war, auf die
Stimmen zu.
    Mara Wander brüllte: »Was haben Sie hier zu suchen? Das ist
eine polizeiliche …«
    »Was machst du hier, Nike?« Jonas, was redete er denn? Und
wo war das

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