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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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ihnen stolperte und zögerte. Etwas leuchtete in seiner Hand auf. Eine
Spraydose? Sah so aus!
    »Das ist Ellens Sven!«, schrie sie, schon startete Hans das
Auto.
    »Weiber!«, brüllte einer der Männer.
    Berenike gab einem Streifenpolizisten ein Zeichen, der sich
ebenfalls ins Auto setzte und losbrauste. Endlich mal einer, der schnell
reagierte!
    Minuten später waren sowohl Hans als auch der Polizist wieder
zurück. Ohne die Verdächtigen. Damn, dachte Berenike. Wie konnte in einem Nest
wie Bad Ischl mit seiner kaisergelben Vergangenheit jemand verschwinden?
    Wieder betrachtete sie Selmas kahlen Kopf. Ihre verdrehte
Körperhaltung auf dem nächtlichen Asphalt. Dazu die brutale Schleifspur aus
Blut und Dreck. Sie erkannte eine Tatortlampe, Jonas hatte ihr mal davon
erzählt. Die Polizisten würden mit dieser Lampe, die in unterschiedlichen
Wellenlängen strahlte, alle möglichen Spuren erkennbar machen, die mit freiem
Auge nicht zu sehen waren.
    Berenike schob sich näher an die Absperrung heran, obwohl
alles ihr zuzuschreien schien ›geh weg!‹. Sie wollte wissen, was so glänzte an
Selmas nacktem, blutigem Hals. Erst vermutete sie eine Kette, aber das
glänzende Ding steckte im Hals der Toten. Berenike griff sich an die Kehle,
fühlte mit den rauen Fingerkuppen die weiche Haut. Eine Brosche musste das
sein, oder eine Anstecknadel. Das Metall steckte in der … das musste die
Halsschlagader sein. Berenike dachte, seltsam kühl, an das, was sie im
Kampfsportunterricht über Anatomie gelernt hatte. Das war eine äußerst sensible
Stelle des Körpers. Unterbrach man dort die Sauerstoffzufuhr des Gehirns,
konnte das tödlich sein. Sie musste in Erfahrung bringen, was der Täter mit dem
Schmuckstück angerichtet hatte.
    »Ist sie verblutet?« Berenike sagte es zu niemand Bestimmtem.
Hans zuckte die Achseln, und da war auch Jonas wieder: »Bitte geht jetzt, das
ist Sache der Kriminalpolizei.«
    »Kommst du später zu mir?« Dass sie je so einen Mann
anbetteln würde, hätte sie früher auch nicht gedacht. Noch vor Kurzem nicht.
    Jonas seufzte müde. »Ich weiß nicht, wie lange wir hier
brauchen werden.«
    »Schon verstanden.«
    Sie standen im Weg herum, Berenike und Helena und Ragnhild,
während Mara Wander, Inspektor Mara Wander, mit nach innen gekehrtem Blick die
Tote auf sich wirken ließ und erst dann näher ging.
     
    »Das ist Gerhilds Praxis«, Ragnhild sagte es,
als wären sie auf einem Sonntagsausflug. »Gerhild macht tolle Sachen.« Dann
würgte sie, fing an zu kotzen.
    »Gerhild? Dieselbe Gerhild, die …?«
    »Pah, ist mir schlecht. Ja, Gerhild bietet den Bewohnerinnen
vom Frauenhaus einen stark vergünstigten Preis. Damit sie sich … uff … einmal
was Gutes tun können. Sie weiß wohl noch nichts von dem Ganzen.«
    »Oder doch.« Ein knallvioletter Mini näherte sich im grellen
Scheinwerferlicht. Gerhild stieg aus, sah sich um. Und damit ging wieder alles
seinen Gang, grausame Routine, nicht erst seit heuer. Der Amtsarzt zog eine
glitzernde Brosche aus Selmas Hals, sah nach Strass aus, wohl kaum Diamanten.
Die Leute von der Tatortgruppe nahmen schnüffelnd wie Hunde ihre Spur auf. Da
waren auch die Gaffer. »Scheiß Emanze«, schimpfte einer.
    Und da waren die lieben Medien. Berenikes besondere Freunde,
damn it. Flash, das nächste Bild. Eine Fernsehkamera rückte näher, filmte die
Tote, ihre Umrisse in den engen Jeans. Die Bilder würden bald über die
Bildschirme laufen und im Internet zu sehen sein. Nichts wie weg hier, sagte
sich Berenike. Es hatte lange gedauert, bis ihr Ruf nach der Mordserie letztes
Jahr wiederhergestellt gewesen war.
    »Hans, fahren wir?«
    »Ja.«

     
    Das Frühstück am nächsten Tag führte die Frauen
wieder in Berenikes Salon zusammen, ohne dass sie sich abgesprochen hätten.
    »Ist schließlich Sonntag«, murmelte Katharina und bestellte
English Breakfast Tea mit Nusskuchen. Als Hans servierte, musste Berenike
absurderweise grinsen: Der Kuchen hatte dieselbe Farbe wie Katharinas Kleidung.
    Rasch wurde sich Berenike wieder ihrer Lage bewusst. Die
Lücken in den Reihen der Frauen erinnerten an Agatha Christie. Sah aus, als
spielte jemand mit ihnen ›Zehn kleine Weiblein‹. So leid es Berenike tat, sie
konnte sich nicht zu den Frauen setzen, dazu war im Salon zu viel los. Zum
Glück lief mit Susi und Hans alles wie geschmiert. Neben der frischen
Pfirsichtorte mit Grünteegelee gab es Salat aus Kohlrüben und Kresse. Berenike
stand an der Theke und schenkte aus, vor

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