Ausgetanzt
ist Berenike Roither. Aus Altaussee. Was, worum
es geht? Um Leben und Tod natürlich. Wir haben einen Verdächtigen im Mordfall –
wo ist er? – Ja danke.«
»Wander, grüß Gott?«
»Frau Inspektor, Jonas … egal. Wir haben hier einen
Verdächtigen für die Frauenmorde. Er hat Caro schon einmal attackiert. Und
jetzt meine Freundin und mich. Gero heißt er. Und er ist flüchtig. Mit einem
Salzburger Kennzeichen. Kommen Sie her?«
Das tat die junge Polizistin gnädigerweise.
Gefahren wurde sie von Inspektor Kain. Großartig. Mara Wander sprach ausgiebig
mit Ragnhild und Berenike, sah sich in der Pension um. Auch Geros Zimmer ließ
sie auf sich wirken. Dass es leergefegt war, hätte man ihr sagen können.
»Er muss schon vorher geplant haben abzuhauen, und hat
deshalb gepackt«, überlegte Berenike. »Als Amélie ihn erkannt hat, ist er
herübergekommen und hat nur noch seine Taschen schnappen brauchen.«
»Er hat seinen Aufenthalt nicht bezahlt«, regte sich Ragnhild
schon wieder auf.
»Schicken Sie ihm die Rechnung per Post«, empfahl Mara
Wander. »Vielleicht hilft das. Wenn er überweist, haben wir zumindest eine
Spur.«
Ragnhild sah hilflos drein. »Die Adresse hab ich nicht. Er
hat das Gästeblatt nicht ausgefüllt. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.«
»Na, wäre sowieso unwahrscheinlich, dass er seinen richtigen
Namen angegeben hätte. In diesem Fall«, reagierte Mara Wander schnell, »wird er
umgehend zur Fahndung ausgeschrieben.« Sie ging zu Kain hinüber, der am
Funkgerät hantierte.
Ragnhild schaltete den Fernseher ein. »… weitere Tote im
Salzkammergut gefunden«, berichtete ein Nachrichtensprecher aufgeregt. »Bei der
Toten handelt es sich um die Leiterin des Frauenhauses in Bad Ischl, Selma
Stauder. Wie man munkeln hört, wurde ihr das Gift des Kugelfisches verabreicht.
Schon eine kleine Menge davon genügt, um jemand ins Jenseits zu befördern. Von
der Polizei gibt es dazu keinen offiziellen Kommentar. Wir werden weiter
berichten.«
Gebannt starrte Berenike das Gerät an. Gero mit seiner
exotischen Taucherei. Und Svens seltsame Liebe zu Aquarien. Sie berichtete der
Polizistin davon.
»Ich werde dem nachgehen«, versprach Mara Wander.
Kaum war Berenike zurück im Salon, läutete das
Telefon.
»Roither?«
»Hallo, hier spricht Milena vom Frauenhaus. Berenike, bist du
das?«
»Ja.«
»Peri, unsere Detektivin, hat angerufen.« Milena schluckte
heftig. »Hier geht es drunter und drüber, wie du dir vorstellen kannst. Die
Frauen sind schockiert und haben noch mehr Angst. Also, jetzt, wo auch Selma
tot ist, übernehmen wir erst recht die Honorarkosten für eine
Privatermittlerin. Irgendwie werden wir das schon finanzieren.« Milena brach ab
und schniefte. Dann gab sie sich einen Ruck. »Willst du die Telefonnummer der
Detektei und sie kontaktieren?«
Berenike zögerte. Wie es bisher lief, kam sie auch auf keinen
grünen Zweig.
»Ja, bitte gib mir die Nummer«, sagte sie. »Hoffentlich geht
so endlich was weiter.« Berenike musste husten, so trocken war ihr Hals.
Achtundzwanzig
Ringelblumentee
Also weiter im Alltag, musste ja sein. Berenike
gab zumindest vor, so was wie einen Alltag zu leben. Dabei blieb Amélie
verschwunden, ebenso wie Gero, seit sie ihm hinterhergerast war. Denise war
wohl abgereist, weil sie die Schnauze voll hatte von der ganzen Sache. Und ob
jemand Rita erreicht hatte? Sie hatte vergessen, nochmals bei der Tänzerin
anzurufen.
Jetzt blieb nur die Hoffnung, dass die Kripo Gero verhaftete.
Zumindest lenkte die viele Arbeit im Salon Berenike von ihren Sorgen ab.
Irgendwann musste sie sich ein Veranstaltungsprogramm für den Herbst einfallen
lassen. Sie hatte einige Ideen, aber noch nicht die Zeit, diese
weiterzuverfolgen. Auch die Literaturgruppe ›Pessoas Erben‹ wollte wieder etwas
machen, wofür sie dankbar war, schließlich lief der Alpenkitsch auch
literarisch gut. Sepp brachte meist Musiker aus der Gegend mit, die mit
Hackbrett und Harmonika zusätzliches Publikum anzogen.
»Frau Roither?«
Berenike trat schwungvoll mit einem frischen Blech
Marillenkuchen aus der Küche – und prallte mit einer Frau in bunter Hose und
T-Shirt zusammen. »Wer lässt fragen?« Unwillig sah sie auf. Und blickte in die
lustigsten grünen Augen, die sie sich vorzustellen vermochte. Die roten Locken
hatte ihr Gegenüber unter einem blauen Kopftuch gebändigt. Statt sich zu
entschuldigen, fasste die Frau Berenike am Arm.
»Sieglinde, du sollst die Leute nicht
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